Über Tempo 100 auf der Rheinstraße

Von Rainer Beutel.

In der Dornheimer Rheinstraße setzt sich Anwohnerin Kitti Fritz-Schäfer für eine Geschwindig­keitsreduzierung ein. Zu oft führen dort Autos, Motorräder und große landwirtschaftliche ­Maschinen zu schnell, klagt sie. Bisherige Initiativen von Politikern und Bürgern sind verpufft. Jetzt wagt die Dornheimerin im Interview mit WIR-Redakteur Rainer Beutel einen neuen Vorstoß.

Frau Fritz-Schäfer, in der Dornheimer Rheinstraße ist, beispielsweise im Gegensatz zur Mainzer- und Gernsheimer Landstraße (B 44), Tempo 50 erlaubt. Viele Verkehrsteilnehmer fahren offenkundig noch schneller. Was ist da los?

Kitti Fritz-Schäfer: Idealerweise sollte auf allen Straßen der Stadt Groß-Gerau, die durch Wohngebiete führen, Tempo 30 gelten. Das heißt auch in der Rheinstraße im Stadtteil Dornheim. Dadurch erhöht sich die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, und die Anwohner profitieren von einer Reduzierung der Lärmemissionen. Bei der Rheinstraße handelt es sich um eine Kreisstraße. Es ist bedauerlich, dass die Gesetzeslage ein solches Tempolimit auf Bundes- Landes- und Kreisstraßen (noch) nicht zulässt.

Es gibt ortsauswärts eine Verkehrsinsel zur Verkehrsberuhigung. Trotzdem fahren viele offenkundig noch zu schnell. Lädt die Straße geradezu zum Gas geben ein?

Kitti Fritz-Schäfer: Die Rheinstraße hat einen geraden Verlauf und ist relativ breit. Dies verführt zum Schnellfahren. Auch der Blick auf die Landstraße, Richtung Leeheim, verleitet zu überhöhten Geschwindigkeiten. Ortseinwärts gilt dies ebenso, da sich die Straßenführung durch die Verkehrsinsel nicht ändert. Die Verkehrsinsel dient Fußgängern und Radfahrern zum Überqueren der Straße auf ihrem Weg zum Friedhof oder zu den Sportanlagen.

Gab es Tempokontrollen und wenn ja, wie oft? Was kam dabei raus?

Kitti Fritz-Schäfer: Vor einigen Jahren gab es eine durchgehende, zweitägige Messung auf Höhe der Forststraße, bei der Tempoüberschreitungen, sogar Geschwindigkeiten über 100 Stundenkilometer, registriert wurden. Bei jüngeren Vorsprachen wurden sporadische Geschwindigkeitskontrollen durch das Ordnungsamt zugesichert. Ob, wann, an welcher Stelle und mit welchem Ergebnis diese stattgefunden haben, ist mir nicht bekannt.

Wer ist besonders gefährdet?

Kitti Fritz-Schäfer: Insbesondere Kinder und alte Menschen, Fußgänger wie Radfahrer. Meiner Ansicht nach gibt es zwei Abschnitte mit erhöhtem Gefährdungspotenzial. Zum einem im Bereich der Kita „Tausendfüßler“ und fast auf gleicher Höhe der Übergang zur Großen Kreisgasse. Diese Querung wird von Schulkindern als Abkürzung auf dem Weg zur Grundschule genutzt. Zum anderen in Richtung Leeheim, auf Höhe der Bushaltestellen bzw. des Friedhofes an der Verkehrsinsel. Bedauerlicherweise kam es schon zu Unfällen.

Es ist täglich zu sehen, dass Kinder sich nicht an den offiziellen Schulweg halten und die Rheinstraße an gefährlichen Stellen überqueren. Was läuft da falsch?

Kitti Fritz-Schäfer: Der offizielle Schulweg für den Bezirk 1 ist wesentlich länger als die erwähnte Abkürzung. Der Hauptweg führt die Rheinstraße entlang bis zum Rathaus, nach der Straßenüberquerung an der Ampel auf der anderen Seite der Rheinstraße zurück bis zur Großen Kreisgasse und weiter über den Festplatz Richtung Schule. Klar, dass sich einige Kinder für den kürzeren Weg entscheiden.

In der Rheinstraße ist das Parken überwiegend auf dem Gehweg erlaubt. Wenn Autos auch am Straßenrand parken und der Gehweg frei bliebe, würde das die Fahrbahn verengen, was zu einer Temporeduzierung führen könnte. Was halten Sie von dem Vorschlag für die Rheinstraße?

Kitti Fritz-Schäfer: Das wäre ein Versuch wert. In Dornheims Nebenstraßen wird bereits so gehandhabt. Ich gehe aber davon aus, dass eine solche Regelung nicht auf Begeisterung stößt, da dadurch Parkplätze wegfallen, was die Parksituation in der Rheinstraße verschärft.

Sie haben bereits versucht, Fürsprecher wenigstens für die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Stundenkilometer bei der Stadt zu finden. Aber passiert ist scheinbar nichts. Fühlen Sie sich mit Ihren Argumenten überhaupt ernstgenommen?

Kitti Fritz-Schäfer: Es ist schon so, dass man bei Vorsprachen oder Anfragen innerhalb der Verwaltung fehlendes Verständnis für dieses Anliegen empfindet. Es wird argumentiert, dass für regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen nicht genügend Personal oder keine finanzielle Mittel für stationäre „Blitzer“ zur Verfügung stehen und mit der Aussicht auf gelegentliche Messungen vertröstet. Deshalb war ich positiv überrascht, dass diese Problematik auch in der Öffentlichkeit bekannt ist und in Angriff angenommen wurde. Im vorigen Jahr hat die Kombi einen Antrag auf ein Lkw-Durchfahrtverbot auf der Rheinstraße sowie die Herabsetzung der Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer gestellt. Leider wurde dieser Antrag abgelehnt.

Wie geht es jetzt weiter? Was sollte die Stadt unternehmen?

Kitti Fritz-Schäfer: Solange die Gesetzeslage auf Landes-, Kreis- und Bundesstraßen leider nur in Ausnahmefällen Tempo 30 vorsieht und vonseiten der Stadt Groß-Gerau bzw. den zuständigen Verkehrsbehörden keine Anstrengungen unternommen werden, sich für eine Tempo 30-Regelung in der Rheinstraße (wie an der B44) einzusetzen, sollten andere Lösungen in Betracht gezogen bzw. in Angriff genommen werden, z.B. streckenbezogene Geschwindigkeitsbegrenzungen und regelmäßige Tempokontrollen an sensiblen Punkten; Geschwindigkeitsanzeigetafeln; Installation eines festinstallierten „Blitzers“, etwa in Höhe des Friedhofes bzw. der Verkehrsinsel.

Es gibt auch andere Ideen, wie z.B. in Leeheim. Hier gilt Tempo 30 für Lkw. Diese Beschilderung wirkt sich positiv auf den fließenden Verkehr aus. Es ist wichtig, die öffentliche Diskussion aufrechtzuerhalten und eventuell mit Institutionen oder Parteien zu kooperieren, um diese Ziele zu realisieren.

Kitti Fritz-Schäfer aus der Rheinstraße sucht für ihr Anliegen weitere Unterstützer;
kittifs@aol.com

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