Umgehung bauen, Gewerbe ansiedeln

Von Rainer Beutel.

Die Großgemeinde Trebur wählt am 27. Januar 2019 einen neuen Bürgermeister als Nachfolger von Carsten Sittmann (CDU), der nicht mehr antritt. Das WIR-Magazin erkundigt sich bei den Kandidaten nach ihren Zielen und was sie bewegt, das Amt zu übernehmen. Nach dem SPD-Kandidaten Oliver Görlich kommt in dieser Ausgabe CDU-Bewerber Constantin Mussel zu Wort.

Herr Mussel, welche Themen sind in Trebur gerade jetzt wichtig?

Constantin Mussel: Das Gespür für die Menschen und ein Ohr an dem, was die Bürgerinnen und Bürger bewegt, halte ich für eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ein Bürgermeister mitbringen sollte. In den bisherigen Gesprächen ist mir das auch gut gelungen. Genau hier setzt meine Veranstaltungsreihe „Ortsgespräche, Themen, die uns alle angehen“ an. Sie greift Themen auf, die gerade im Ort, bei den Menschen, aktuell sind.

Um was genau geht es?

Constantin Mussel: Vor allem die Themen Verkehr und Umgehungsstraße, fehlender Wohnraum sowie der soziale Zusammenhalt in unserer Gemeinde. Auch die oftmals bemängelte Wertschätzung für das Ehrenamt und einen Vertrauensverlust in Verwaltung und Politik spüre ich und möchte dazu beitragen, hier eine positive Kehrtwende herbeizuführen. Speziell für Astheim kämen die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten sowie das Aussterben des Ortskerns noch hinzu.

Wie ist es zu verhindern, dass in Trebur durch den Bau einer Umgehungsstraße kein Geschäftesterben einsetzt wie in der Nachbarkommune Nauheim nach dem Bau der Ostumgehung (2002).

Constantin Mussel: Ob das in Nauheim allein am Bau der Ortsumgehung lag, kann ich nicht beurteilen, denn oftmals sind solche Strukturveränderungen multikausal. Auch wenn ich nicht glaube, dass eine Umgehungsstraße zur Verödung des Ortskerns führen würde, halte ich es für wichtig, dieses Szenario im Blick zu behalten. Hier gilt es nicht nur die neue Straße so zu planen, dass sie nicht den ganzen Verkehr abzieht, etwa durch eine zu weite Trassenführung. Es darf auch nicht zu Durchfahrtsverboten, etwa in der Groß-Gerauer Straße, kommen. Essentiell wichtig für mich ist hier der enge Kontakt mit dem Gewerbeverein und dem Gewerbe, damit wir frühzeitig Konzepte überlegen und gegensteuern können, sollte es wider Erwarten doch zur Abnahme der Kaufkraft kommen. Für mich gehören auch Werbetafeln an der Umgehung ebenso zu einem solchen Konzept wie besondere Events, um die Menschen in den Ortskern zu holen. Groß-Gerau kann hier für Trebur Vorbild sein, etwa mit der „Nacht der Sinne“. Insgesamt glaube ich aber sogar, dass eine teilweise Verkehrsberuhigung den Ortskern weiter belebt, da man dann stressfreier einkaufen kann und sich vielleicht Cafés und Restaurants ansiedeln, die auch im Außenbereich Gastronomie anbieten. Dem Gewerbe sage ich meine Unterstützung in dieser Thematik zu.

Was wollen Sie im Fall Ihrer Wahl in den nächsten sechs Jahren anpacken?

Constantin Mussel: Neben der großen Aufgabe der Konsolidierung der Gemeindefinanzen, um Gestaltungsspielräume wieder zu gewinnen, haben für mich die erwähnte Umgehungsstraße und die Gewerbeansiedlung höchste Priorität. Mit ganzer Kraft, mit Marketing und mit Konzepten gilt es, die Ansiedlung von mittelständischen Unternehmen, die nicht aus dem Bereich der Logistik stammen und mit ihrem Firmensitz in unsere Gemeinde kommen, anzuwerben, damit wir Gewerbesteuereinnahmen generieren können. Der zügige Bau der Umgehungsstraße ist hierfür unerlässlich. Die Straße ist die Lebensader für die Entwicklung unserer Gemeinde.

Ein wichtiges Thema wird die Schaffung von Wohnraum in neuen Wohngebieten. Dabei sind Wege zu finden, wie Bürgerinnen und Bürger adäquat und frühzeitig beteiligt werden können. Ganz konkret werden der Neubau der Kita Kleine Welt in Geinsheim und der des Feuerwehrgerätehauses in Trebur zielstrebig voranzubringen sein. Was für mich ebenso wichtig erscheint, sind langfristige Ziele für unsere Gemeinde. Hierzu soll unter Bürgerbeteiligung der Prozess „Trebur 2030“ angestoßen werden, in dem Entwicklungspotentiale sichtbar und Reformen auf den Weg gebracht werden sollen. Ein solcher Rahmen würde der Politik hier vor Ort Orientierung geben und Verlässlichkeit schaffen.

Warum sind gerade Sie der Richtige dafür, diese Aufgaben zu bewältigen?

Constantin Mussel: Meine politische Erfahrung sowie meine Vernetzung mit den Menschen helfen mir diese Aufgaben zu bewältigen, gerade auch, weil ich die Themen und deren Zusammenhänge sehr gut kenne. Auch wenn ich selbstverständlich als Bürgermeister mit allen Fraktionen zusammenarbeiten würde, glaube ich, dass es eine gute Basis ist, wenn man die größte Fraktion in der Gemeindevertretung hinter sich weiß. Der Umgang mit Menschen – eine für mich zentrale Aufgabe des Bürgermeisters – macht mir große Freude. Ich glaube, dass der künftige Bürgermeister unbedingt die Menschen motivieren muss, damit sie sich einbringen. In meinem Beruf als Gymnasiallehrer motiviere ich tagtäglich junge Menschen. Da ich nicht aus der Verwaltung komme, glaube ich, eine neue Perspektive und eine unbürokratische Zielstrebigkeit in Bezug auf Themen und Organisation mitzubringen.

Als Bürgermeister würde ich selbst Projekte aktiv anstoßen und für diese um Unterstützung werben. Als Parteivorsitzender und aus meiner Vereinsarbeit bringe ich die Voraussetzungen mit, dazu gehören Durchsetzungskraft, das Organisieren und Gestalten, Menschen zusammenführen und Kompromisse herbeiführen zu können. Mein Politikstudium öffnet mir zudem den Blick für Strukturen sowie den oftmals notwendigen Schritt zum Perspektivwechsel. Ein weiterer Punkt: Meine Vernetzungen mit den Bürgermeistern unserer Nachbarkommunen und zur Landesebene.

 

Zur Person: Constantin Mussel ist 31 Jahre alt, lebt in Astheim. Studium der Geschichte, Theologie, Politik- und Bildungswissenschaften an der Uni Mainz. Tätigkeiten am dortigen Historischen Seminar, dann Studienreferendar und Gymnasiallehrer in Flörsheim. Seit 2009 politisch aktiv in Trebur, Gemeindevertreter, Vorsitzender des Ausschusses Bau, Landwirtschaft, Umwelt und Energie, Mitglied des Sozialausschusses, Vorsitzender der CDU Trebur. Gründungsmitglied der Schwimmbadfreunde Trebur und des Fördervereins St. Petrus in Ketten Astheim, engagiert sich im Seelsorgerat Pfarrgruppe Astheim, Trebur, Geinsheim sowie in der Astheimer Straßenfastnacht und beim Obst- und Gartenbauverein Astheim; kontakt@constantinmussel.de

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