Vom Ende des Aschebrennens
![]() | Dr. Heinrich Klingler ist Studiendirektor i.R. und Heimatkundler; Tel.: 06152-4439 |
Von Dr. Heinrich Klingler
Während des Mittelalters wurde in zunehmendem Maße an den heimischen Wäldern Raubbau betrieben. Sie wurden als Viehweide genutzt, wodurch auch die jungen Waldbäume abgefressen wurden. Auch der starke Besatz an Wild führte bei den Jungpflanzen zu starkem Verbiss. Weiterhin wurden große Mengen an Holz zum Bau der Fachwerkhäuser verbraucht, und die verschiedenen Gewerbe benötigten ebenfalls große Mengen an Holz. Demgegenüber wurde keine Waldpflege betrieben. Weder wurden Kahlstellen neu eingesät, noch wurden dort kleine Setzlinge in den Boden gebracht. Man überließ alles der Natur.
Zudem benötigten die Menschen Brennholz, das ihnen nach altem Recht zustand, und zusätzlich gab es wöchentlich einen Leseholztag, an dem jedermann auf dem Boden liegende Äste heimbringen konnte. Dann hatten die Bauern noch die Möglichkeit, das Recht, „Sprockholz“ zu hauen, zu erkaufen. Sie durften gefallene Bäume oder Äste, die von Bäumen abgebrochen waren, soweit sie mit der Axt zerhauen werden konnten, heimfahren. Letztlich wurde noch in großem Umfang Laub gerecht. So wird verständlich, dass der Waldboden immer ärmer an Nährstoffen wurde.
Erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurden die ersten Waldordnungen erlassen, welche die Waldnutzung regeln sollten. 1541 wurde beispielsweise angeordnet, dass bei jedem neuen Fachwerkbau ein kniehohes Fundament angelegt werden musste, damit der Grundbalken, auf dem der erste Stock des Hauses stand, nicht auf dem nassen Boden verfaulte. Außerdem mußten die Balken gesägt und durften nicht mehr mit der Axt gehauen werden.
In der Forst- und Holzordnung von 1617 wurde angeregt, das untere Stockwerk aus Steinen zu errichten, um Bauholz zu sparen. Es dauerte aber bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, bis dies allgemein üblich war. Von den zum Hausbau gefällten Bäumen wurde alles verwertet. Die dünneren Äste und Reißer wurden von Aschenbrennern verbrannt, die Asche wurde dann mit Wasser ausgelaugt, um die wasserlösliche Pottasche zu gewinnen, die als Waschmittel sehr gefragt war. Sie ist vergleichbar mit der Soda, die heute noch in Gebrauch ist. Fichtenholz lieferte 0,45 %, Eichen und Buchenholz 1,5 % Pottasche. Auch in den einzelnen Haushalten wurde die Asche aus den Öfen und dem Küchenherd gesammelt und am Waschtag in einen Sack geschüttet, dann mehrmals in Wasser getaucht und auslaufen gelassen. So löste man die wasserlösliche Pottasche im zukünftigen Waschwasser, und der unlösliche Rest der Asche wurde auf den Mist geworfen.
Schließlich gab es noch die gewerbsmäßigen Aschenbrenner, die in den Wäldern Holz sammelten und altes Bauholz kauften, um Pottasche herzustellen. Schon 1338 lesen wir im Dreieicher Wildbanns-Weistum: „…auch sall er (der Vogt) weren eschen bornen“.
Am 18. August 1814 wurde der Bürgermeisterei ein Erlass übermittelt, in dem es heißt: „Einschränken des Pottaschesiedens. Es ist jedem untersagt, Pottasche zu sieden, welcher nicht durch einen ausdrücklichen, vom Kreisdirektor erteilten Erlaubnisschein sich als berechtigt erweisen kann. Solche Scheine können nur an solche abgegeben werden, die in der Lage sind, Holz anzukaufen und deren Einrichtungen in Hütten zu lagern sind, die außerhalb der Gemeinden erbaut werden. Wer ohne Erlaubnis Pottasche siedet, dem wird der Kessel konfisziert.“