Von Handke bis Mariah Carey
Von Ulf Krone.
Zu Gast in Walldorf bei Siggi Liersch, dem umtriebigen Liedermacher, Lyriker und Künstler, der sein Wissen auch noch als Lehrer an die nächste Generation weitergibt. WIR-Magazin-Leser haben ihn über die Jahre bereits durch seine Lyrik, seine Collagen und zuletzt eine Buchempfehlung kennengelernt. Nun ist sein Langgedicht „Vanille II.“, ein „Parallelgedicht zu Rolf Dieter Brinkmanns „Vanille“, in limitierter Auflage in der footura black edition erschienen.
In seinem Wohnzimmer, das überquillt mit Büchern und Kunst – fremder wie eigener, fertiger wie im Entstehen begriffener, gibt Siggi Liersch Auskunft über seine jüngste Veröffentlichung, die er zwischen Dezember 2016 und Mai 2017 zu Papier gebracht hat. „In die Zeit fiel Donald Trumps Inauguration“, erklärt er schmunzelnd. Und natürlich hat sich dies im Gedicht niedergeschlagen, denn wie bei Rolf Dieter Brinkmann spielen auch bei Siggi Liersch Verweise und Anspielungen auf aktuelle politische, soziale und popkulturelle Themen eine tragende Rolle.
„Brinkmann beschäftigt mich schon immer, die Unmittelbarkeit seiner Bilder hat mich von Anfang an fasziniert. Deshalb war mir auch in meinem Gedicht die Vielfalt der Bilder besonders wichtig.“ Bereits seit Jahrzehnten habe er geplant, ein Großgedicht zu verfassen, schließlich war die Zeit reif gewesen – und mit dem 1969 erschienenen Langgedicht „Vanille“ eine literarische Richtschnur gefunden.
„Vanille II.“ tritt in einen Dialog mit dem knapp 50 Jahre älteren Werk Rolf Dieter Brinkmanns, der 1975 bei einem Unfall in London früh verstarb. „Ich habe die Struktur von Vanille übernommen, wodurch im Dialog eine Doppelstruktur entsteht“, erklärt der Autor. Aber selbstverständlich ist das Gedicht für Lyrik-Fans auch ohne Kenntnis des Vorgängers ein Genuss, die Querverweise und Anspielungen öffnen nur noch weitere Türen zu originellen Assoziationen. Denn „Vanille II.“ erzählt nicht, reimt nicht, sondern versteht sich vielmehr – im Sinne Rolf Dieter Brinkmanns – als flottierendes Spiel mit Sprache, Kultur und tagesaktuellen Themen. Und das stets mit einer gehörigen Portion Humor.
Die footura black edition ist eine Reihe des Itzehoer Künstlers Karl-Friedrich Hacker, der unter dem Titel Edition Bauwagen Künstlerbücher in kleinen Auflagen veröffentlicht. Wie alle Bücher der Reihe ist auch „Vanille II.“ im aufwändigen Handpressendruck in 10 Pkt. Garamont und 12 Pkt. Sorbonne im Handsatz gefertigt. Dazu Vignetten, die als Stahlstiche in das Druckbild eingefügt wurden. Die Vorlagen werden zwischen den einzelnen Druckvorgängen weiter bearbeitet, so dass die Druckvorlage am Ende vernichtet ist. Auf diese Weise entstehen edle, limitierte Kunstdrucke in nummerierter und signierter Auflage. Und ein paar wenige der 50 Exemplare sind auch noch übrig und können direkt bei Siggi Liersch erstanden werden. Tel.: 06105-45188. Mail: siegfried.liersch@gmx.de