Von Helau und Haushalt
Von Ines Claus.
Das neue Jahrzehnt hat begonnen. Ob wir wieder in den „Goldenen Zwanzigern“ wie vor 100 Jahren sind, ob die Frisurenmode wieder kurz und in der Mode wieder eine gewisse Uniformität Einzug halten wird, wird sich noch zeigen. Ebenso zeigen werden sich die weiteren Bedingungen und Entwicklungen.
An dieser Stelle möchte und kann ich nicht in die Glaskugel schauen. Ich schaue lieber auf uns in Hessen und vor allen Dingen in den Kreis Groß-Gerau. Viele sind hier bereits in Sachen Fastnacht unterwegs. Die Vorbereitungen laufen in den Kindergärten und Schulen ebenso wie für die vielen Umzüge im Kreis oder aber auch für die Saalfastnacht. Ich bekenne mich schon seit über zwanzig Jahren als aktive Fastnachterin, in der Bütt‘ und in der Straßenfastnacht. Für mich gehört Fastnacht dazu. Sie ist Teil unserer Identität, unserer Kultur. Die „närrischen Tage“ geben nicht nur die Möglichkeit, den Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft gewitzt den Spiegel vorzuhalten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Garden, Tanz- und Musikgruppen, die auf unzähligen Terminen ihr Können vorführen und für gute Stimmung sorgen. Gemeinsamkeit erleben, Ehrenamt ausüben und gute Laune haben sind mehr als nur Nebenfaktoren. Sie sind wichtig für unser Leben.
Ja, das ist alles Kultur. Kultur kommt vom lateinischen Begriff „Cultura“, der mit Pflege, Bearbeitung und Ackerbau übersetzt wird. Im weitesten Sinne bezeichnet das Wort etwas, das vom Menschen bearbeitet, gepflegt und selbst hervorgebracht wurde. Im wahrsten Sinne ein weiter Begriff. Als kulturpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion begrüße ich die weite Auslegung. Für mich reicht Kultur konkret in meinem Wahlkreis mindestens von der kreisweiten Fastnacht bis zu Georg Büchner in Riedstadt, von der Kaiserpfalz in Trebur bis hin zum Kulturcafé in Groß-Gerau. Kunst und Kultur können den Blick auf die Welt verändern und neue Denkanstöße ermöglichen.
Insoweit freue ich mich, dass das Land Hessen nun auch erstmals auf meine Initiative hin Georg-Büchners Andenken und Werk in Gestalt des Büchner Hauses und der Büchner-Bühne in einer Höhe von 75.000 Euro jährlich aufgrund eines CDU-Fraktionsantrags fördern wird. Georg Büchner ist am 17. Oktober 1813 in Goddelau geboren. Er war Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Revolutionär. Für mich hat dieser Antrag einen doppelt wichtigen Charakter: Zum einen bewahrt und wertschätzt er das Gesamtwerk eines wichtigen Sohns unseres Kreises. Unbestritten ist Georg Büchner in Hessen in einer Reihe mit Johann Wolfgang von Goethe und den Brüdern Grimm und natürlich auch Luise Büchner zu nennen. Hessen ist insgesamt reich an Kulturschätzen und von großer kultureller Vielfalt geprägt. Ihre Förderung ist eine öffentliche Aufgabe und als Staatsziel in der Hessischen Verfassung verankert. Wir schätzen das Engagement zahlreicher ehrenamtlich Tätiger im Kulturbereich. Deswegen ist dieser Antrag gerade für die allgemeine Stärkung des Kulturverständnisses wichtig. Besonders in Zeiten von Vereinzelung und Rückzug müssen wir hier gezielt Schwerpunkte setzen. Nicht nur die Mediennutzung darf unser Spiegel sein, wir müssen gerade unseren Kindern die wohnortnahe Möglichkeit von Theater und Kultur präsentieren können. Neben diesem Ansatz zählt auch der höchstmoderne Gedanke der Entschleunigung: Raus aus dem rasanten Alltag, rein ins Theater. Unsere Aufgabe ist es, diese Werte zu unterstützen und zu transportieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam drauf hinwirken können, dass dieser Gedanke und die Förderung verstetigt werden können.
Daneben setzen wir mit Änderungsanträgen zum Landeshaushalt 2020 gemeinsam mit BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN weitere inhaltliche Schwerpunkte. Bereits im Haushaltsentwurf der Landesregierung wurden insbesondere die Bereiche Klimaschutz, innere Sicherheit, Bildung und Forschung sowie Digitalisierung gestärkt. Die Fraktionen intensivieren die Haushaltsansätze jetzt mit Anträgen zur Bekämpfung von Hate Speech, Stärkung des Rechtsstaats, Bildung und Umwelt. Die Anträge werden Ende Januar im zuständigen Haushaltsausschuss beraten und dann im Rahmen der nächsten Haushaltslesungen abgestimmt.