Vor einem großen Walde …
Von Ines Claus.
„… wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern“. So beginnt „Hänsel und Gretel“. Der Wald spielt dort eine Hauptrolle, aber nicht nur dort. In vielen Märchen, Gedichten und Liedern wird er seit Jahrhunderten beschrieben und besungen. Der Wald ist schon immer lebenswichtig für uns Menschen.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber wenn ich in den Wald gehe, kommt mein Körper in einen anderen Modus. Ich atme tiefer, entspanne, entschleunige, und ich höre genau zu, was um mich herum passiert. Ich nehme das Knacken der Äste unter meinen Füssen wahr, höre den Vögeln zu oder lausche dem Wind in den Blättern und Ästen. Das Gleiche erlebe ich auch bei meinen Kindern, wenn sie im Wald sind. Sie werden ruhig, genießen und erleben. Aus Japan kommt der Trend des „Waldbadens“ und gilt dort sogar als Medizin.
Wussten Sie, dass Hessen mit einem Waldanteil von 42 Prozent das waldreichste Bundesland ist? Doch das grüne Herzstück unserer Heimat ist in akuter Not und Gefahr. Jeder kann sehen, in welch schlechtem Zustand weite Teile des Waldes sind. Extremwetterereignisse der letzten Jahre haben den Wald in Hessen sehr belastet und geschädigt. Schädlinge wie der Borkenkäfer haben deshalb leichtes Spiel. Bei einer Waldbegehung in diesem Sommer mit meinem Bundestagskollegen Stefan Sauer, geführt durch Forstamtsleiter Klaus Velbecker von Hessen Forst, haben wir uns ein konkretes Bild von unserem Wald im Kreis machen können. Und wir waren betroffen.
Der Wald ist multifunktional. Er tut unendlich viel für unsere Gesellschaft. Er ist Lebensraum für Pflanzen und Tiere, sorgt für gesunde Luft und sauberes Wasser, trägt durch die Bindung von Kohlendioxid wesentlich zum Klimaschutz bei und ist gerade in den ländlichen Räumen Hessens ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Deswegen haben wir als schwarz-grüne Koalition gehandelt: Das 12-Punkte-Programm der Hessischen Landesregierung ist eine entschlossene und starke Antwort auf die enormen Herausforderungen. Wir stellen insgesamt 200 Millionen Euro zur Verfügung, um die nötigen Arbeiten im Wald voranzubringen und auf einer Fläche von 28.000 Fußballfeldern Bäume zu pflanzen. Dieses Geld kommt sowohl dem Landesbetrieb als auch den vielen privaten und kommunalen Waldbesitzern zu Gute, die derzeit unter hoher Arbeitsbelastung und schwierigen Absatzbedingungen zu leiden haben. Der Fokus liegt dabei auf der Anpflanzung neuer Bäume und auf dem Umbau der Strukturen, damit wir für die Zukunft einen starken, vielfältigen und klimaangepassten Wald haben.
In einem ersten Schritt stellen wir noch dieses Jahr fünf Millionen Euro als „Erste Hilfe für den Wald“ zur Verfügung und statten den Landesbetrieb mit den nötigen Mitteln aus. Trockenstress und Schädlingsbefall breiten sich rapide aus, und um die Ausbreitung der Schäden einzudämmen, müssen wir schnell handeln. Deshalb stellen wir dem Landesbetrieb, aber auch privaten und kommunalen Waldbesitzern, jetzt zusätzliche Mittel bereit und helfen bei den nötigen Maßnahmen. Mit Unterstützung des Bundes können wir dann mittelfristig für Umbau und Aufforstungsmaßnahmen rund 50 Millionen Euro zusätzlich in die Förderung einbringen. Damit sollen kranke Bäume entnommen und neue, klimaangepasste Bestände aufgebaut werden. So entsteht der Wald der Zukunft.
Es ist wichtig, dass wir auch die Personalsituation im Wald in den Blick nehmen – die Försterinnen und Förster arbeiten seit langem am Limit, um die Schutzfunktionen und die Erholungsfunktion des Waldes sicherzustellen. Die Mitarbeiter leisten großartige Arbeit in dieser schwierigen Lage. Ohne den Einsatz dieser Menschen wäre die Situation noch prekärer. Dafür brauchen sie unsere Anerkennung, aber auch personelle Unterstützung. Auch die Stärkung der Forschung ist uns wichtig, damit wir zukunftsfähige Entscheidungen treffen und neuen Problemen mit optimalen Antworten begegnen können.
Es ist Zeit, zu handeln und die Landesregierung handelt entschlossen. Wir alle brauchen den Lebensraum Wald.
Ines Claus
ist direkt gewählte CDU-Abgeordnete im Hessischen Landtag;
I.Claus@ltg.hessen.de