Wenn das Licht ausgeht

Erfurth_Peter


Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;

pedepe@gmx.de

Von Peter Erfurth

In diesem Beitrag sendet uns WIR-Kolumnist Peter Erfurth Ausschnitte aus dem Kreisblatt, die vom Leid wiederholter Stromausfälle in der Kreisstadt im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts zeugen.

Kreisblatt von 1901: Am Montag Abend versagte plötzlich die electrische Straßenbeleuchtung und hüllte unsere Stadt in tiefe Finsterniß. Die eingetretene, momentane Störung war indessen bald behoben.

Kreisblatt von 1925: Eine größere Lichtstörung trat in den gestrigen späten Abendstunden in unserer Stadt ein. Offenbar hatten die Auswirkungen des gestrigen Gewitters, das freilich die ersehnte Abkühlung der schwülen Temperatur nicht brachte, unsere Ueberlandleitung wieder einmal in Mitleidenschaft gezogen. So saß man in unfreiwilliger Dunkelheit, über die man sich mit improvisierten Beleuchtungsmitteln hinweghalf. Auch die Delegiertenversammlung für die Ehrenmal-Errichtung verbrachte einen großen Teil ihrer Sitzung bei Kerzenschein – bis plötzlich, in einem allmählichen Crescendo, wieder elektrische Helligkeit einsetzte. Für unseren Betrieb hatte die Störung der Stromzufuhr einen mehrstündigen Stillstand der Maschinen zur Folge, sodaß eine Anzahl wichtiger Meldungen auf morgen zurückgestellt werden mußte.

Kreisblatt von 1927: Finster wars…  Wer gestern abend um die Mitternachtsstunde durch Groß-Gerau pilgerte, konnte an verschiedenen Stellen der Stadt die Beobachtung machen, daß man so gut wie nichts zu sehen vermochte. Dies – wer dem Wahlspruch huldigt: Im Dunkeln ist gut munkeln! mag es als ein erfreuliches Geschenk unserer Elektrizitätslieferanten empfunden haben – war eine „Erscheinung”, die zweifellos zu der aufstrebenden Kreisstadt recht schlecht paßt. Wir würden auf die Frage der mangelhaften Straßenbeleuchtung an dieser Stelle nicht zu sprechen gekommen sein, wenn es sich hier um einen vereinzelten Fall handeln würde, doch konnte man bemerken, daß schon in mehreren Nächten, namentlich an verkehrsreichen Stellen Groß-Geraus, Finsternis herrschte. Gestern abend sollen z.B. eine Anzahl Passanten auf dem Marktplatz recht unsanft mit den dort aufgestellten Kerwebuden zusammengetroffen sein. Vielleicht haben den für die Elektrizitätsversorgung zuständigen Stellen von den darauf folgenden recht drastischen Gefühlsäußerungen die Ohren geklungen.

Quelle: Kreisblätter aus dem Archiv des Stadtmuseums

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