Wer nicht fragt, bleibt dumm
![]() | Dr. Klaus-Peter Sawinski ist Gemeindevertreter für die Freie Liste Nauheim; info@das-ohr.com |
Dr. Klaus-Peter Sawinski aus Nauheim, promovierter Chemiker und früherer Lehrer, hat sich zum Ziel gesetzt, auch im Alter zu lernen. Er besucht die „Universität des dritten Lebensalters“ (U3L) an der Frankfurter Goethe-Universität und berichtet für das WIR-Magazin von seinen positiven Erfahrungen: Für mich hat eine neue, hoffentlich spannende Zeit begonnen. Seit dem Wintersemester bin ich wieder „Student“ – zusammen mit fast 4.000 Hörern der U3L.
Ich habe mich für Philosophie und Geschichte eingeschrieben, ganz im Gegensatz zu meinem Studium und der früheren Tätigkeit als Lehrer für naturwissenschaftliche Fächer (überwiegend Chemie und Physik) an einer öffentlichen Schule. Auch die Naturwissenschaften in ihrem Denken und Forschen geraten oft genug an Grenzen, die sie nicht überwinden können. Die Philosophie gibt da neues Rüstzeug – vielleicht.
Nun also wieder auf in den Wissenstempel. Ich bin schon etwas aufgeregt, aber nicht unbedingt nervös. In der Einführungsveranstaltung erfahre ich, dass die Seminare oft gut mit Kommilitonen besetzt sind, die die U3L teilweise schon seit mehreren Semestern nutzen. Etwas später treffe ich tatsächlich einen alten Bekannten, der inzwischen im 30. Semester an der U3L ist!
Anders als in der „normalen“ Uni besteht hier nicht der Druck, Leistung, Können und Wissen nachzuweisen, denn grundsätzlich gibt es hier keine Abschlüsse, die man erreichen kann oder sogar muss. Bestenfalls lässt sich in einem „strukturierten Studiengang“, der sich über mehrere Semester erstreckt, ein Abschlusszertifikat erwerben. Bei anderen Vorlesungen, Seminaren und Übungen kann man auf Wunsch eine Teilnahmebescheinigung erhalten. Die U3L als Einrichtung der Erwachsenenbildung wurde 1982 im Juni gegründet und ist seit dieser Zeit stetig gewachsen. Eine Vorbildung muss niemand mitbringen oder nachweisen. Es gibt über 200 Veranstaltungen im Verlauf eines Semesters, das fast das gesamte Spektrum der Universität abgedeckt. Manche Seminare werden mit einer Exkursion abgeschlossen, andere wiederum erschöpfen sich in den Diskursen zwischen Dozent und Teilnehmern während der Vorlesung. Jeder bringt sich ein, so gut er kann und will. Da kann es auch durchaus hoch hergehen. Besonders belebend ist, dass sich immer Teilnehmer mit unterschiedlichster Erfahrung, Wissen und Vorbildung zusammenfinden. Niemand nimmt ein Blatt vor den Mund. Die Lebenserfahrung der Teilnehmer verhindert letztlich auch, dass die Diskussionen ausufern. Man kann sich darauf verlassen, dass selbst nach dem Berufsleben die eventuell immer noch vorhandene Neugier befriedigt wird.
Ich erinnere mich immer gern an einen Satz aus dem Vorspann der „Sesamstraße“, den die Kinder singen, und ich handele immer noch danach: „Wer nicht fragt, bleibt dumm!“ Mehr Informationen unter: www.uni-frankfurt.de/42584090/studieren_u3l