Lernen, miteinander umzugehen

Von W. Christian Schmitt.

Mit der Reihe „Tischgespräche“ gibt das WIR-Magazin seinen Lesern Gelegenheit, unmittelbar am jeweiligen Geschehen mit dabei zu sein, Menschen hinter ihrem Amt kennenzulernen. Diesmal hat uns Ines Claus, direkt gewähltes CDU-Mitglied im Hessischen Landtag, in die Treburer Lokalität „Zimtkorken“ eingeladen.

Zum Abschluss unseres mittäglichen, gut eineinhalbstündigen, anregenden Gesprächs gab es als Dessert „Treburer Pflastersteine“ – durchaus bekömmlich und äußerst empfehlenswert. Was sich im Rückblick auch über unseren Dialog sagen ließe. Doch beginnen wir mit meiner Auftaktfrage: „Frau Claus, Politik, was bedeutet das eigentlich für Sie?“. „Alles hat mit Politik zu tun, überall findet sie statt“, sagt die engagierte Landtagsabgeordnete und betont dies – wie mehrfach an diesem Tag – mit einer ihre Aussage unterstreichenden Handbewegung. Nicht verstehen könne sie, wenn Menschen, Mitbürger meinten, „mit Politik hätten sie nichts zu tun“, merkt sie an. Womit wir schon beim Thema „Politikverdrossenheit“ wären. Ihre diesbezügliche Antwort: „Ich versuche, dagegen anzuarbeiten, zu erklären, was Politik leisten, bewirken, in Gang setzen kann“.

Die Art, wie sie argumentiert, wie sie Fakten von Emotionen zu trennen versteht, kommt sympathisch an, lässt erkennen, dass einem da offensichtlich eine Vollblut-Politikerin gegenübersitzt, eine christlich geprägte Volksvertreterin, die einst Roland Koch als eine Art Leitfigur sah, der nicht unmaßgeblich Grund war für ihren Eintritt in die CDU. Das war 1998. Heute, mehr als 20 Jahre später, ist sie Mitglied der Landtagsfraktion und versucht erfolgreich, Familie und Politik unter einen Hut zu bringen. Dieser Spagat gelingt ihr offensichtlich dank eines von ihr professionell gehandhabten Zeitmanagements, wie sie anmerkt. Und unterstreicht dies sogleich mit einem Blick in ihren Terminkalender. Der sieht bisweilen so aus: Frühmorgens gemeinsames Frühstück, dann bringt sie die Zwillinge in die Kindertagesstätte, anschließend Post erledigen im Wahlkreisbüro der CDU-Kreisgeschäftsstelle – und dann „wie z.B. heute das Tischgespräch mit Ihnen“ etc. Wenn im Landtag Plenar- oder Ausschusssitzungen anstehen, müsse allerdings anders „getaktet“ werden.

Wir bleiben – natürlich – beim Thema Politik. „Wir als Volksvertreter“, sagt sie ohne Drumherum, „sind für das Volk da“. OK, aber inwieweit ist „das Volk“ noch bereit, sich mit dem, was die einstigen „Volksparteien“ sich auf ihre Fahnen geschrieben haben, anzufreunden und diesen ein Mandat zu erteilen? Dies in einer Zeit, in der Aktivist-sein fast schon zu einer beruflichen Aufgabe geworden zu sein scheint. Ines Claus hakt ein: „Wir wollen die Parteien nun nicht schlecht reden“, schließlich stehe doch im Grundgesetz (Artikel 21) u.a. „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit“. Allerdings: Parteien sollten nicht mit Reden, sondern mit Handeln überzeugen.

Irgendwann im Laufe unseres Meinungsaustauschs kommt dann doch noch die berühmte Journalistenfrage: „Was wollten Sie als junger Mensch werden?“. Nach der Erinnerung ihrer Mutter, sagt die redegewandte, ausgebildete VolljJuristin und Ministerialrätin, „wollte ich Lehrerin oder Kinderärztin werden, Politik allerdings war nicht dabei“. Aber wie so oft im Leben – manchmal kommt es ganz anders. Ihre beruflichen Stationen führten sie u.a. nach Brüssel, Straßburg, Frankfurt, Wiesbaden. Aber auch in der Kreisstadt habe sie seinerzeit in der Stadtverwaltung während ihrer Referendarzeit ein Praktikum absolviert. Sie gibt sich locker, salopp, auskunftswillig und bestens informiert.

Wie war das noch, frage ich, „als Sie vor der Entscheidung standen, für den Landtag zu kandidieren“?ß Ihr Mann, von Beruf Arzt, habe damals gesagt: „Das ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich zu bewerben. Mach es, versuch es“. Und nun „macht“ sie es, bisweilen unkonventionell, aber erfolgreich. Beim Thema „Bürgersprechstunde“, beispielsweise, hat sie sich für „Spielplatz-Sprechstunden“ entschieden – weil sie dort Frauen treffe, die ähnliche Probleme hätten und Lösungen suchten wie sie selbst, die dreifache Mutter. Es macht Spaß, sich mit dieser Politikerin zu unterhalten. Weil das Gespräch nicht nur informativ, sondern durchaus auch unterhaltsam ist.

Die Zeit reicht nicht aus, um noch über manch anderes zu reden. Zum Beispiel über Themen wie Gewalt von rechts wie links, Ressentiments, Recht und Gesetze, politische Kultur in diesem Land oder „entkirchlichte Gesellschaft“, wie sie es formuliert. Aber wir sprechen noch über ihren Wahlkreis Groß-Gerau, dessen „Schätze“ (wie z.B. Naturschutzgebiete, Top-Infrastruktur, 10.000 Unternehmen, aber auch Kultur etc.) sie durch ihre Arbeit „noch sichtbarer“ machen möchte. Man spürt es geradezu, dass Ines Claus an neuen (selbst gestellten) Aufgaben wachsen möchte. Eine Frau, die sicher noch einige Sprossen auf der Erfolgsleiter erklimmen wird.

 

Zur Person: Ines Claus, geboren 1977 in Bochum, katholisch, verheiratet, drei Kinder; 1997 Abitur, Studium der Rechtswissenschaften und Politologie, anschliessend Anwältin und danach Referatsleiterin in der Landtagsverwaltung, seit 2018 direkt gewählte Landtags­abgeordnete der CDU.

www.ines-claus.de

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