Wo sich Romantik und Alltag treffen

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Von W. Christian Schmitt

In unserer Serie „WIR unterwegs“ berichten wir von Treffen mit ehemaligen Bewohnern aus dem Gerauer Land, die heute anderswo in der Republik zuhause sind. Nach Besuchen bei Herbert Friedmann (Berlin) und Gerd Winter (Roßdorf) waren wir diesmal zu Gast bei Alexa Hurka, der 1. Kulturbotschafterin im Gerauer Land, die heute in Bad Mergentheim wohnt. Hurka, die seinerzeit unter dem Namen Rockstroh-Hahn in Trebur lebte und als künstlerische Leiterin der Stage Factory in der Region für Schlagzeilen sorgte, wird am 1. Oktober neuerlich mit einer Benefiz-Musicalgala und ihrem neugegründeten Musicalensemble „Stage Passion“ in Kooperation mit Stage Factory e.V.  in der Groß-Gerauer Stadtkirche zu sehen sein.

Was wollen wir denn in Bad Mergentheim, fragt mich Werner Wabnitz, unser Mann für die Video-Clips. Wir besuchen Alexa Hurka, sage ich, die noch unter ihrem Mädchennamen Rockstroh im Mai 2012 den Volksbank-Wettbewerb „Das Beste aus dem Gerauer Land“ (siehe WIR Nr. 196/197) gewann und zur 1. Kulturbotschafterin gekürt wurde. Die Leser des WIR-Magazins kennen sie bereits aus einem Interview, das wir 2008 mit ihr führten (WIR Nr. 145) und in dem sie uns von ihrem Traum, eine Opern-Karriere zu starten, erzählte. Doch weil sie geheiratet hat und mit ihrem Mann, einem Grundschullehrer, ins „liebliche Taubertal“ gezogen ist, wollen wir sie nun vor Ort (neuerlich) befragen, wie es mit ihren Träumen und ihrer künstlerischen Karriere weitergegangen ist. Nach eineinhalb Stunden Autofahrt sind wir am Zielort angelangt: Bad Mergentheim, eine „große Kreisstadt“, wie es am Ortseingang zu lesen ist, die Deutschordens-Stadt, die auf der „Romantischen Straße“ gen Süden einen Zwischenstopp lohnt und die bis Füssen und zum Schloß Neuschwanstein führt. Aber so weit geht die Reise heute nicht. Wir stehen vor einem etwas höher gelegenen Haus (zu dem es exakt 32 Stufen zu steigen gilt), finden an der Eingangsmauer ein Schild, auf dem zu lesen ist: „Alexa Rockstroh. Perform Yourstyle – das Studio für  Gesangs- und  Schauspielcoaching“. Und ganz oben auf der letzten Treppenstufe steht und empfängt uns die Gastgeberin. Hier sind wir also richtig bei jener temperamentvoll-quirligen jungen Frau, die von sich sagt: „Schon als kleiner Knirps habe ich mich auf der Bühne zuhause gefühlt.“ Inzwischen kennt und schätzt man ihre künstlerische Begabung als Sopranistin im Gerauer Land, über die Charlotte Martin einmal in einer Wettbewerbskritik trefflich schrieb: „Alexa Rockstroh, die feminine wie kokette, ebenso dramatische wie komödiantische Darbietungen ihrer Arien gab, sang sich glockenhell in die Herzen von Jury und Publikum…“.
Doch nun sind wir in Alexa Hurkas guter Stube. Der Bullerofen strömt Heimeligkeit aus, die schwarze Katze, die sich kurz blicken lässt, kann nur Glück bringen, ein großes Sehnsuchtsbild an der Wand zeigt Paris, natürlich mit Eifelturm, und am Schwarzen Brett künden viele Fotos von Liebe und Gemeinsamkeit. „Ich denke“, sagt Alexa, „wir werden einen tollen Abend haben“. Recht hat sie. Und zudem gibt es als Gesprächs-Überbrücker grüne Nudeln, die ich mag, mit einer Champignon-Sauce und weiteren Extras, die ich mir allerdings nicht gemerkt habe. Dazu den passenden Wein. Die Atmosphäre stimmt.
„Worüber wollen wir reden“, fange ich an: über die Sängerin, die Schauspielerin oder übers Coachen? Über alles, sagt sie lachend, und beginnt zu erzählen von dem, was war, was ist und wie sie den Wechsel in eine andere, ihr nicht vertraute Gegend gestaltet hat. Man sieht ihr an, dass sie voller Energie zu sein scheint, motiviert bis in die Fingerspitzen. Kurze Zeit in Bad Mergentheim und schon hat sie in einer Open-Air-Veranstaltung im Juli, mit der an die „Theobald-Sage“ erinnert wird, den Part der weiblichen Hauptrolle Kunigunde übernommen. In Edelfingen war sie im Rahmen der „Heimattage“ Star einer Musical-Revue, und in Wiesbaden hat man ihr für eine Musicalgala der „Opera Classica Europa“ in Kooperation mit den Burgfestspielen Wiesbaden die künstlerische Leitung übertragen. Egal, wo sie auch wohnt, die Fast-Kölnerin, die in Aachen geboren wurde und mit der sich einige Zeit auch das Gerauer Land schmücken durfte, erklimmt Sprosse für Sprosse weiter die künstlerische Erfolgsleiter. Sie setzt konsequent von Bad Mergentheim aus das fort, was sie u.a. einst in Trebur praktizierte. Und dabei sind Singen, Tanzen, Coachen nicht allein das, was ihren Tagesablauf kennzeichnet. Sie arbeitet auch noch als Erzieherin. „Meine Leidenschaft ist es, die Entwicklung von Menschen zu fördern…“.
„Ich bin angekommen“, sagt sie und meint damit nicht nur den Ortswechsel, sondern vor allem ihre Rolle im privaten wie im künstlerischen Bereich. Ich bin sicher, dass wir von dieser Frau, die sich selbst als „kleines, quirliges Energiebündel“ bezeichnet, in den kommenden Jahren noch manch Positives hören werden. Wer auf dem Laufenden bleiben will: hier ihre Webseite www.alexa-rockstroh.de

Das Gespräch wurde aufgezeichnet von W. Christian Schmitt

Zur Person: Alexa Hurka (Rockstroh) absolvierte eine Musical- und klassische Gesangs-Ausbildung in Hamburg, Berlin und Wien sowie an der Stage School of Music, Dance and Drama in Hamburg, am Vienna Konservatorium, an der Internationalen Opernakademie in Bad Schwalbach und bei Tanzimpulse in Köln. Sie nahm an der renommierten Sommerakademie „AIMS Graz“ als Solistin teil. Sie spielte u.a. mit dem Rheinischen Operettentheater die Mascha im „Zarewitsch“, sang unter der Leitung von Alexander Kalajdzic im Grazer Kongress sowie unter der Leitung von Stefan Lindemann bei der „Jungen Oper NDS“ die Gretel in „Hänsel und Gretel“. Auch für die „Opera Classica Europa“ sang sie in diversen Konzerten. Alexa Rockstroh gewann mit ihrem Programm den Cebit-Künstlerpreis, erhielt im Jahr 2012 den Preis „Das Beste aus dem Groß Gerauer Land“ und wurde zur Kulturbotschafterin ernannt. Sie wirkte in der TV-Produktion „Frank der Weddingplaner“ als Solistin mit. Regelmäßig steht sie in Musicalkonzerten, Operettenshows „Complete in motion“ und von ihr inszenierten Musiktheater-Produktionen auf der Bühne. Sie arbeitet als Tanz-, Gesangs- und Schauspielcoach und ist für den Musicalverein „Stage Factory e.V.“ als künstlerische Leiterin tätig.

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