Worüber die Leute reden (281)
Schon teurer. Man hätte drauf wetten können: Eine Behörde, in diesem Fall der Kreis Groß-Gerau als Schulträger, baut und am Ende wird es teurer als geplant. Das gilt – jetzt schon! – für den Neubau einer Ganztagsschule in Nauheim, der noch in den Kinderschuhen steckt. Mit 14,83 Millionen Euro hatte der Kreis das Projekt kalkuliert, mittlerweile wird mit 1,9 Millionen Euro Mehrkosten gerechnet. Grund: Die Firmen haben keinen Konkurrenzdruck und können die Preise diktieren. Jetzt fragen sich die Leute: Wie teuer wird alles nach Fertigstellung in zwei Jahren?
Familientreffen im Ortsteil. In Königstädten gibt es jetzt mit dem „Familientreffen“ ein neues öffentliches Kunstwerk. Die markanten Figuren stammen von Ottmar Hörl, gebürtiger Nauheimer. Es ist eine Neuinterpretation sieben ähnlicher Arbeiten, die gemeinhin „Hörl-Familie“ genannt werden und in der Stadt verteilt postiert sind. Königstädten hatte noch keine, jetzt aber bunte (die anderen sind einfarbig) und größere, auf die sich der Ortsteil, passend zu seinem Kunstkilometer, etwas einbilden darf: Hörl, Jahrgang 1950, sieht darin das Mutterschiff eines „serielles Auflagenprojekts“.
Kein Rezept. Es gibt offenbar noch kein passendes Rezept für die Gesundung der Kreisklinik in Groß-Gerau, die mit ihren Defiziten wirkt wie ein Patient auf der Intensivstation. Die neue Direktorin Erika Raab ließ wissen, dass das Krankenhaus jährlich vier Millionen Euro Kosten verursacht, ohne dafür eine Gegenfinanzierung zu haben. Und das bei einem jährlichen Defizit von 9,3 Millionen Euro, was schon 2018 verwunderte. Das sei langfristig „nicht hinnehmbar“, sagt Landrat Thomas Will – zu Recht. Sind das nun Vorboten einer Salamitaktik? Wird die nächste Jahresbilanz noch defizitärer? Die Kreisklinik ist zum Dauerthema geworden.
Neue Konzernzentrale. Die Umtriebigkeit des Diakonischen Werks, das bei all seinen Verpflichtungen arbeitet und geführt wird wie ein Konzern, kumuliert mit dem Bau eines neuen Zentrums. Die frühere Nordkirche in der Kreisstadt, an deren Gebäudekomplex noch Brandspuren eines Unglücks von 2018 zu sehen sind, soll umgebaut und neuer Mittelpunkt all der über das Stadtgebiet verstreuten einzelnen Stützpunkte werden. Entstehen soll eine Nutzfläche von 1.280 Quadratmetern, die 20 Mitarbeitern und zahlreichen Büros, Besprechungsräumen, Wohnungen und Betreuungsplätzen Raum bieten. Dafür werden satte 3,2 Millionen Euro veranschlagt. So entsteht nun also, wenn man so will, eine moderne Konzernzentrale.
Griff nach den Sternen. Die europaweit größte, öffentlich zugängliche Sternwarte, der Planetenweg und in nicht galaktischer Zukunft ein Astro-Park: Die Astronomiestiftung Trebur will östlich der Mittelpunktschule das pädagogisch ambitionierte Projekt für eine Million Euro realisieren, um Menschen für Weltraum, Planeten und Sterne zu interessieren. Seniorenheimbetreiber und Hobbyastronom Michael Adrian steht dafür Pate. Demnächst soll ein Pachtvertrag für das Grundstück unterschrieben werden, dann folgt das Baugenehmigungsverfahren, der eigentliche Bau voraussichtlich ab 2020 und die Einweihung etwa im Frühjahr 2021. Dass „auch noch eine Raketenstartrampe“ errichtet werde, wie ein Leser mutmaßte, ist nur ein Scherz.