Worüber die Leute reden (282)


Überraschender Rückzug. Wenn sich junge Menschen in der Kreisstadt politisch engagieren, wird das begrüßt. In der CDU gibt es mit Johannes Freiherr von Richthofen mindestens ein herausragendes Beispiel. Doch das Leben lässt sich nicht immer kerzengerade planen, und das wirkt sich prompt auf die Politik aus. Von Richthofen hat sich, wie er auf Anfrage mitteilt, verlobt und ist von Groß-Gerau verzogen. Sein Mandat in der Stadtverordnetenversammlung hat er bereits niedergelegt. Den Vorsitz der CDU werde er „bis Herbst noch wahrnehmen“, dann werde sich die Union an der Spitze „neu ordnen“, sagt er. Über seine Nachfolge sei noch nicht entschieden.


Schönere Optik. Der einzige Kreisel in Nauheim regelt den Verkehrsfluss an der Nahtstelle von Ostumgehung und Rüsselsheimer Straße ganz hervorragend. Das Rondell fällt durch seine neue Gestaltung ins Auge. Darauf zu sehen ist ein Delphin. Es handelt sich um das Ortswappen von Nauheims Partnergemeinde Charvieu-Chavagneux. Auch das Nauheimer Ortswappen wurde angelegt, und das Signet der holländischen Partnergemeinde Born soll noch folgen. Für viele wird die Ortseinfahrt damit aufgewertet. Nicht jedoch in den Augen einzelner, die sich darüber in Facebook beschwert und das Verlegen von Pflastersteinen anstelle von Pflanzen kritisiert haben.


Umstrittene Pläne. Einkaufen mitten in Trebur? Im Fall des ehemaligen Penny-Markts wird das wohl nicht mehr möglich. Die Gemeindevertretung beschäftigt sich mit einem Investorenentwurf für eine Wohnbebauung. Sowohl die Ausrichtung mit einer Häuserfront direkt an der Straße – im Parlament als „Klotz“ tituliert – als auch der Verlust von Kundenparkplätzen sorgt für Missmut. Ergebnis: Die auch bei Bürgern umstrittenen Pläne wurden bislang abgelehnt.


Schockierende Nachrichten. Erschüttert könnten Bürger aus der Kreisstadt sein, wenn sie fast täglich Nachrichten über die Kreisklinik lesen. An Defizite und Verluste (WIR Nr. 281 an dieser Stelle) scheint man sich ja schon gewöhnt zu haben, jetzt kursieren medial verbreitete Behauptungen, ein Chefarzt sei womöglich bestechlich gewesen. Der Mann hat inzwischen Anwälte eingeschaltet und wehrt sich gegen eine fristlose Kündigung. Die Vorwürfe gegen ihn werden dementiert. So viel steht fest: Die Klinik bleibt Ortsgespräch.


Alte Werte. Die Schwenkschule in Groß-Gerau steht einfach nur noch so da, sagen Nachbarn aus der Adolf-Göbel-Straße. Das historische Gebäude stehe seit Jahren ungenutzt leer, obwohl es für die Aufnahme von Geflüchteten umfangreich aufgerüstet worden sei – mit Bädern und Toiletten. Ein Anwohner sagt: „Das verkommt immer mehr, und niemand außer einem Hausmeister sorgt sich darum.“ Schon wäre es, wenn dort eine Kita reinkäme oder ein Seniorentreff. Bespielbare Außenflächen und auch Parkplätze gebe es genug. So aber seien durch den vom Land Hessen finanzierten Umbau nur Steuergelder verschwendet worden.

Bundesweiter Trend. Europawahlen gelten nicht zwingend als Stimmungsmesser für Kommunal-, Landtags oder gar Bundestagswahlen. Falls doch, zeichnet sich, wie in vielen alten Bundesländern, im Kreis Groß-Gerau eine Wachablösung ab: Die „alten“ Volksparteien verlieren, die Grünen legen zu, und auch die Rechten gewinnen Zulauf. Kreisweit haben die Grünen mit 22,82 Prozent die Union (23,84 Prozent) fast ein- und die SPD (20,03 Prozent) bereits überholt. Die AfD landete mit 10,47 Prozent deutlich vor der FDP (5,35 Prozent) und den Linken (4,56 Prozent).

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