Worüber die Leute reden (284)
Schmuddelig. Dass der Bahnhof in der Kreisstadt nicht barrierefrei ist, bewegt Menschen immer wieder aus Neue. Wer auf Rollator oder Rollstuhl angewiesen ist, hat ohne fremde Hilfe keine Chance, jeden Bahnsteig zu erreichen. Allein dieser Umstand, für den die Bahn AG und nicht die Stadt verantwortlich ist, ist eine Schande. Ein Blick auf das Bahnhofsumfeld offenbart indes weitere Probleme. „Wie sieht es denn hier aus?“, fragte unlängst ein ortsfremder Bahnreisender am Kiosk. Müll, verrostete und demolierte Fahrräder, ungepflegte Parkplätze und überall wucherndes Unkraut verleihen der gesamten Anlage den Charme einer Resterampe.
Schwarz. Schwarz ist die (umstrittene) Farbe moderner Container – in Nauheim an der Grundschule als Übergangslösung für den Unterricht bis zum Bau der Ganztagsschule und jetzt auch in der Nähe des Landratsamts in der Kreisstadt. Weil in der Kreisverwaltung immer mehr Menschen arbeiten, müssen neue Büros her. 25 Arbeitsplätze entstehen gerade auf 870 Quadratmetern mit angeblich ausreichender Wärme- und Kälteisolierung – so wie in den schwarzen Schulcontainern in Nauheim. Nur kletterten dort im Innern die Temperaturen schon vor Wochen auf 40 Grad, so dass an einen regulären Unterricht nicht mehr zu denken ist. Kriegen also die Kreisbeamten demnächst hitzefrei?
Holprig. In Nauheim und Trebur kocht die Diskussion über eine neue Müllordnung über. Verantwortlich ist als kreisweite Körperschaft des öffentlichen Rechts der Abfallwirtschaftsverband, der nun dem bisher und weiterhin beauftragten Abfuhrunternehmen Meinhardt vorgeschaltet wird. Ziel: In sieben Kommunen soll es ab Januar 2020 einheitliche Gebühren geben. Es wurde darüber informiert – mit einer „Infopost“, die wie Werbung aussieht, mitten in den Ferien in die Briefkästen geflattert ist, den Bürgern eine knappe Meldefrist auferlegt und steigende Gebühren bei gleicher Leistung beschreibt. Viele Leute sind außer sich und kommentieren die Änderungen nicht gerade druckreif.
Auffällig. Nicht nur despektierlich äußern sich Leute über Neuigkeiten im Kreis Groß-Gerau. Dass die Baugenossenschaft Ried immer mehr Wohnungen errichtet und dabei ein Klientel als Mieter im Blick hat, das sich nicht gerade ein Ferienappartement im Tessin leisten kann, findet angesichts hoher Immobilien- und Mietpreise im Umland sehr viel Anklang. Jüngstes und auffälliges Beispiel ist der Baufortschritt am Gebäudekomplex „Wohnen am Park“. 125 Wohnungen sollen mit einer Investitionssumme von knapp 28 Millionen Euro noch 2019 fertiggestellt werden, heißt es. Bis 2022 will die Ried rund 440 neue Wohnungen errichten.
Minimalistisch. Man nehme einen mittelgroßen Transporter (von einem Sattelschlepper ganz zu schweigen) und biege als Ortsfremder am Nordkreisel nach Groß-Gerau ein. Wer kein Navi hat, kann seine innerörtliche Route kaum auf althergebrachte Weise mit einem Blick auf den Ortsplan direkt hinter dem Rundverkehr rausfinden. Es gibt zum Halten nur eine winzige Bucht, die, wie die Hinweistafel selbst, an diesem ungünstigen Standort leicht zu übersehen ist. Bürger- beziehungsweise autofahrerfreundlich ist was anderes.