Worüber die Leute reden (295)
Plötzlich gesperrt. In Nauheim regen sich viele Bürger über die Vollsperrung der Rüsselsheimer Straße auf. Weil eine Schwarzbachbrücke saniert wird, gibt es nicht mal für Fußgänger und Radfahrer ein Durchkommen. Autofahrer kritisieren die Baustelleneinrichtung von Hessen Mobil, weil es innerorts keine Hinweise auf eine überregionale, umleitende Verkehrsführung gab. Unzählige, die beispielsweise aus der Kreisstadt über die Nauheimer Ostumgehung nach Rüsselsheim fahren wollten, standen plötzlich vor der Baustelle und mussten wieder umkehren. Das örtliche Rathaus erwies sich mit dem Hinweis, nicht zuständig zu sein, alles andere als bürgerfreundlich.
Chance vertan. In Groß-Gerau entstehen auf dem früheren Areal der Südzucker Straßen mit den Namen Kandisweg, Raffinadenweg, Kampagnenweg und Zuckerrübenweg. Damit übergehen die politischen Fraktionen ihre eigene Empfehlung, künftig eher Frauennamen für Straßen zu wählen. Die Stadtverwaltung hatte die Namen der Bauhausfrauen Marianne Brandt, Gunta Stölzl, Alma Buscher und Lucia Moholy vorgeschlagen. 1919 war das staatliche Bauhaus in Weimar entstanden, bevor es die Nazis 1933 auflösten. Das Gedenken an das 100-jährige Bauhaus-Bestehen 2019 hätte zeitlich zum ersten Spatenstich auf dem Südzuckerareal gepasst. Stattdessen triumphiert Lokalpatriotismus über eine weltoffene Sichtweise.
Mühsamer Fortschritt. In Trebur müssen die Einheimischen wohl noch ein Weilchen auf eine Umgehungsstraße warten. Nach wie vor drängen lange Auto- und Lastwagenschlangen mitten durch den Ort. Doch es gibt Neuigkeiten: Derzeit läuft eine beschränkte Ausschreibung für die der Vergabe der Projektsteuerung, um die Ortsumgehung zu bauen. Zuvor habe es Abstimmungsgespräche mit erfahrenen Fachbüros gegeben, teilt der Gemeindevorstand mit. Nun sollen Termine und Abläufe geplant sowie Fachpläne mit Behörden koordiniert werden. Dann gebe es eine Bürgerinformationsveranstaltung. Das kann wirklich dauern: Im Nachbarort Nauheim warteten in diesem Planungsstadium die Bürger auf „ihre“ Ostumgehung noch rund zwei Jahrzehnte.
Ohne Parlamentsbeschluss. In Büttelborn ist die Feuerwehr in eher bescheidenen Verhältnissen mitten im Ort am Rathaus untergebracht. Der Gemeindevorstand hat nun Hürden für den Bau eines neuen Feuerwehrhauses beseitigt und ein Architekturbüro beauftragt, Pläne für den Standort an der L 3094 (Straße nach Klein-Gerau) voranzutreiben. Die Kosten werden auf knapp fünf Millionen Euro geschätzt. Hört sich machbar an, doch die Sache hat einen Haken: Gemeindevertretern fiel auf, dass es für den Neubau keinen parlamentarischen Grundsatzbeschluss gebe. Der könne nachgeholt werden, hieß es kürzlich zur Verwunderung mancher.