Worüber die Leute reden (299)
Kommentiert von Rainer Beutel.
Eine schlimme Nachricht aus dem Treburer Ortsteil Geinsheim ging in der letzten Oktoberwoche durch die Gazetten: Beim Brand in einer Schreinerei ist eine Frau ums Leben gekommen. Noch Tage später waren Menschen fassungslos an dem Unglückort anzutreffen. Mehr als 80 Einsatzkräfte verschiedener Feuerwehren konnten in der Beckerstraße nichts mehr retten. Übrig blieb nicht nur ein Trümmerfeld, sondern die traurige Gewissheit, wie schnell ein Leben ausgelöscht werden kann.
Vor knapp einem Monat meldete der Kreis Groß-Gerau weitere Konsequenzen aus der Corona-Pandemie. Soziale Kontakte wurden daraufhin eingeschränkt. Die Inzidenz hatte die Grenze von 50 überschritten. Aus heutiger Sicht ist das ein beinahe erstrebenswerter (aber immer noch nicht guter) Stand. Ende Oktober kletterte das unrühmliche Barometer, wie in weiten Teilen Deutschlands, immer höher und überschritt im Gerauer Land die 200-er Marke.. Die Folgen spüren wir alle.
Ob Ereignisse wie jüngst in Trebur beim exorbitanten Anstieg der Infektionszahlen eine Rolle spielten, ist nicht verlässlich zu klären und wäre nur spekulativ. Dass aber mehr als 300 Zuschauer ohne Abstand zueinander eine Autoshow bejubelten, hat ein Nachspiel für die Verantwortlichen. Der Kreis Groß-Gerau und die Gemeinde Trebur sind dran. Der laxe Umgang mit den Bestimmungen beweist allerdings auch, dass die Corona-Problematik in Teilen der Bevölkerung noch nicht wirklich angekommen ist.
Auch die Feuerwehr aus Nauheim geriet in die Schlagzeilen. In einem politisch ratifizierten Bedarfsplan für die nächsten zehn Jahre wird die Anschaffung eines Drehleiterfahrzeugs für bis zu 800.000 Euro ausgewiesen. Das führte im Ortsparlament wegen der Kosten zu Vorbehalten. Der eigentliche Grund für den umstrittenen Kauf anstelle der gewohnten Amtshilfe mit sogenannten „Hubrettungsgeräten“ aus Groß-Gerau oder (als ortsnahe und bislang ungenutzten Alternative) aus Königstädten blieb nebensächlich: Es geht um die Missachtung baurechtlicher Vorschriften mit der Konsequenz, dass die Kommune eine eigene Drehleiter benötige, weil die Nachbarwehren angeblich nicht schnell genug in Nauheim seien. Übrigens: Kreisbrandinspektor Friedrich Schmidt hält es nach fachlicher Beurteilung für überflüssig, in der Gemeinde eine Drehleiter zu stationieren.
Kleineren Sorgen widmen sich Politiker aus Königstädten, die sich über Stolperfallen und die nicht existente Funktionstüchtigkeit eines alten Wiegehäuschen echauffieren. Das Kümmerer-Prinzip hat offenbar System, denn es kocht – insbesondere im Zusammenhang mit der ortshistorisch wertvollen Waage – regelmäßig vor Kommunalwahlen hoch.
Um Bürgernähe sind Kommunalpolitiker aus der Kreisstadt besorgt. Park- und Tempoverstöße am historischen Rathaus gehen nicht nur der Kombi-Fraktion im Stadtparlament auf den Keks. Auch Anwohner sollen sich im Rathaus beschwert haben. Bislang ohne Erfolg, heißt es. Jetzt werden mehr Kontrollen gefordert. Das würde mit mehr Personal im Ordnungsamt tatsächlich funktionieren, ließ Bürgermeister Erhard Walther (CDU) verlauten. Der Schwerpunkt liege aber derzeit auf den Kontrollen von Corona-Vorschriften. Vielleicht ändert sich das noch vor der Kommunalwahl im März 2021; mit Blick auf die Corona-Zahlen wäre das überaus wünschenswert.