Zeppeline über Groß-Gerau

Von Peter Erfurth.

Zeitungsmeldungen von damals aus den Unterlagen des Groß-Gerauer Stadtmuseums.

Kreisblatt von 1912: Das Zeppelinsche Luftschiff „Viktoria Louise“ machte am Sonntag zahlreiche Ausfahrten und zeigte sich in seinem herrlichen Fluge auch wiederholt in unserem Kreise. So begleitete es u.a. den Eilzug der um 2 Uhr von Mainz in Groß-Gerau eintrifft, von Mainz-Neutor bis zum Schönauer Hof.

Kreisblatt von 1929: Nicht überflogen wurde unsere Stadt vom „Graf Zeppelin“, obgleich Bürgermeister Dr. Lüdecke in einem Telegramm die Luftschiffleitung darum gebeten hatte, Groß-Gerau zu besuchen. Daß das Telegramm immer noch Erfolg haben kann, zeigen folgende Ausführungen:

Beim Luftschiffbau Zeppelin gehen seit Rückkehr des Luftschiffes von der Weltfahrt täglich Hunderte von telegraphischen und brieflichen Anfragen von Stadtverwaltungen, Körperschaften und Privatpersonen ein, welche alle den Wunsch enthalten, daß eine bestimmte Stadt oder Ortschaft mit dem Luftschiff besucht werden möge. Der Luftschiffbau Zeppelin bittet, davon Kenntnis zu nehmen, daß eine genaue Liste aller dieser Wünsche seit langem geführt wird und daß bei der Anlage sämtlicher Fahrten weitgehend Bedacht und Rücksicht darauf genommen wird, solche Wünsche nach Möglichkeit zu erfüllen. Die Oeffentlichkeit darf danach mit Bestimmtheit erwarten, daß diese Wünsche im Laufe der Zeit erfüllt werden, wenn es auch nicht möglich ist, alle Anfragen im einzelnen zu beantworten, bindende Zusicherungen zu geben oder bestimmte Pläne im voraus festzulegen, weil das Fahrtenprogramm des Luftschiffs sich nach sehr vielen Umständen, nicht zuletzt auch den jeweiligen Wetterverhältnissen richten muß, und vielfach erst in letzter Stunde bestimmt werden kann.

1932 Extrablatt (Groß-Gerauer Tagblatt): Groß-Gerau, 10. Nov. (Sonntag) vormittags 6.30 Uhr. Soeben wurde ein Telefongespräch Dr. Lüdecke – Luftschiffkapitän Flemming geführt. Kapitänleutnant Flemming sagt: Wir werden bestimmt gegen 8 Uhr zur Fahrt nach Frankfurt am Main aufsteigen. Für Hinfahrt war Flug entlang Eisenbahnlinie Darmstadt Frankfurt vorgesehen. Vielleicht können wir trotzdem Groß-Gerau überfliegen. Vielleicht aber auch, was uns lieber, erst auf der Rückfahrt. Evtl. nochmalige Unterredung Dr. Lüdecke und des Heimatzeitungsvertreters mit Führer Flemming bei der Landung in Frankfurt.

Zeppelin ist um 7.35 gestartet. Die Bevölkerung von Groß-Gerau wird gebeten zu beflaggen. Die Feuerwehrkapelle spielt auf dem Wasserturm.

Hessische Landeszeitung von 1936: Das Luftschiff „Hindenburg“, das gestern früh aus Südamerika heimkehrte und infolge der äußerst böigen Winde, die gestern über dem Rhein-Main-Gebiet zu verzeichnen waren, nicht in Frankfurt a.M. landen konnte, überflog vormittags mehrmals unseren Heimatbezirk. Hierbei überflog der Luftriese gegen 8.30 Uhr zum ersten Mal auch unsere Kreisstadt in geringer Höhe. An dem Luftschiff waren alle Einzelheiten gut zu erkennen. Das Erscheinen des Luftschiffes rief bei Groß und Klein eine große Freude hervor. Die Schulkinder verließen mit ihren Lehrern die Klassenräume, um unserem „Hindenburg“ begeistert zuzuwinken. Gegen mittag flog das Luftschiff nach Friedrichshafen, da eine Landung im Rhein-Main-Gebiet nicht möglich war.

Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;
pedepe@gmx.de

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