Zu Gast bei „Helvetia“

Von Peter Erfurth.

Aus den Kreisblättern und Unterlagen aus dem Stadtmuseum Groß-Gerau

Kreisblatt von 1900: Dieser Tage stattete der Gartenbauverein Darmstadt der hiesigen Konservenfabrik einen Besuch ab. Dem D.T.A. wird darüber wie folgt berichtet: Zu dem Besuche der „Helvetia“, Konservenfabrik in Groß-Gerau, durch den hiesigen Gartenbauverein hatten sich 50 – 60 Theilnehmer eingefunden. Da auch das Wetter günstig und durch das Gewitter die Luft etwas abgekühlt war, gestaltete sich der Ausflug recht angenehm. Die Helvetia-Konservenfabrik in Groß-Gerau ist eine Filiale der weithin bekannten Fabrik in Lenzburg in der Schweiz und fabriziert alle Arten Obst- und Gemüse-Konserven, Fruchtsäfte, Fruchtsyrups, Gelees, Marmeladen und Konfitüren, die sowohl in Engros wie Detail verkauft werden. Die Gesellschaft aus Darmstadt wurde von dem Prokuristen der Fabrik sehr freundlich empfangen und in liebenswürdigster Weise durch alle Geschäftsräume geleitet, und überall wurde bereitwilligst Auskunft ertheilt. Zuerst wurden die Räume besichtigt, wo die Konserven aufbewahrt werden, und boten die riesigen und zahlreichen Regale schon eine Menge der theils in Büchsen eingemachten Früchte und Gemüse, die alle sehr schön aussahen und förmlich appetiterregend wirkten. Die Glasgefäße sind fast ausnahmsweise mit Glasverschluß luftdicht verschlossen, welche Manipulation man in einem anderen Raume ebenfalls in Augenschein nehmen konnte. In der Küche, wo ca. 80 – 100 Arbeiterinnen täglich beschäftigt werden, konnte man beobachten, mit welcher Sorgfalt sowohl die Früchte ausgewählt, als auch die Gefäße selbst behandelt werden. Dort war gleichfalls zu sehen, auf welche Weise die Blechbüchsen luftdicht verschlossen und dann dem Dampf ausgesetzt werden, um den Inhalt zu kochen. Ueberhaupt geschieht das Kochen durchaus mit Dampfbetrieb.
Interessant war auch der Raum, in dem die Rohmaterialien nach ihrem Einlauf aufbewahrt werden bis zum Verbrauch. Ebenso der Raum, in welchem die fertigen Konserven zum Versandt bereitet und verpackt werden. Auch einige Proben der Konfitüren wurden den Besuchern vorgesetzt, und konnten sich dieselben hierdurch von der Vortrefflichkeit derselben überzeugen und selbst erproben, daß diese Konserven nicht nur von einladendem Aeusern waren, sondern auch sehr gut schmeckten. Aus der den Besuchern überreichten Preisliste war auch zu ersehen, daß diese Konserven sich nicht theurer stellen, sondern sich durch recht annehmbare Preise auszeichnen.

Kreisblatt von 1901: Wie man uns mitteilt, ist seitens des Kgl. Proviantamts Mainz bei der Conservenfabrik „Helvetia“ dahier eine Bestellung auf 6 Eisenbahnwaggons Conserven eingelaufen. Dieselben sind für die Chinatruppen bestimmt und werden alsbald zum Versandt gebracht.
Kreisblatt von 1915: Die Konservenfabrik „Helvetia“ gewährt ihren Beamten und Arbeitern vom 1. Oktober ab eine Gehalts- bezw. Lohnzulage von zehn Prozent.

Kreisblatt von 1918 und 1921: Die Qualität der Konserven hat sich herumgesprochen. Mit Anzeigen wird versucht, die Marmeladenkochermeister abzuwerben.

 


Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;
pedepe@gmx.de

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