Umbau ist ein Irrweg

Von Norbert Sanden.

Mit einem Flyer meldet sich das Forum Verkehrswende Groß-Gerau nach den im Stadtparlament beschlossenen Umbauplänen für die Frankfurter Straße am Historischen Rathaus erneut zu Wort. Der unabhängige und überparteiliche Zusammenschluss von engagierten Bürgerinnen und Bürgern setzt sich für eine umweltfreundliche und nachhaltige Mobilität ein. Lesen Sie hier den Text im Wortlaut.

Das Forum Verkehrswende wendet sich gegen die beschlossene Umgestaltung der Verkehrsfläche am Historischen Rathaus. Der kostenintensive Bau einer asphaltierten Fahrbahn für den Durchgangsverkehr wird einhellig abgelehnt.

Im Vordergrund einer Instandsetzung muss die Verbesserung der Aufenthaltsqualität vor dem Historischen Rathaus stehen. Dazu gehört eine ansprechende Gestaltung dieser besonderen Verkehrsfläche sowie die Beibehaltung der ge-meinsamen Nutzung und Gleichberechtigung sämtlicher Formen des städtischen Verkehrs.

Die aktuelle Neuplanung mit separierendem Asphaltbelag führt hingegen zu einer unzeitgemäßen Privilegierung des Kfz-Verkehrs mit erwartbarer Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit.

Die angeführte Begründung, wonach eine Umgestaltung mit Verkehrstrennung und Asphaltfahrbahn zwingend erforderlich sei, um eine rechtskonforme Verkehrsfläche gemäß StVO zu schaffen, weisen wir als unzutreffend zurück:

Renommierte Experten für Verkehrssicherheit und StVO-konforme Verkehrsplanung (u.a. Prof. Follmann, Hochschule Darmstadt) können zahlreiche Beispiele nennen, bei denen in Übereinstimmung mit der StVO Mischverkehre bei einheitlicher Pflasterung ermöglicht wurden. Ziel ist die gegenseitige Rücksichtnahme bei Verkehrsteilnehmern mit der Folge einer Entschleunigung des Verkehrs und der Erhöhung der Verkehrssicherheit.

Das Forum Verkehrswende fordert von den politischen Entscheidungsträgern im Stadtparlament und den Planungsverantwortlichen der Verwaltung, ihre Entscheidung Pro-Asphaltpiste zu überprüfen und auf den geplanten Umbau zu verzichten.

Verkehrsplanungen mit großer Tragweite, noch dazu am Filetstück der Frankfurter Straße vor dem Historischen Rathaus, erfordern die Unterstützung großer Teile der Stadtgesellschaft und aller Interessengruppen, die unter den gegen-wärtigen Umständen nicht gegeben ist.

Das Forum Verkehrswende fordert von der Stadtverwaltung, dass die Erstellung eines integrierten Verkehrskonzeptes nach jahrelanger Verzögerung jetzt endlich angegangen wird. Die Stadtverordnetenversammlung soll dafür Sorge tragen, dass die Ausschreibung spätestens Ende September 2023 öffentlich erfolgt.

Das Forum weist seit vielen Jahren darauf hin, dass in der Kreisstadt Groß-Gerau ein modernes Gesamtkonzept für zukunftsweisende Nahmobilität fehlt. Eine derartige Gesamtplanung der aktuellen Bedarfe – unter Zuhilfenahme externer Expertise – würde die Aufenthaltsqualität und das Sicherheitsempfinden der nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer künftig stärker gewichten als bislang. Auch würden sämtliche Formen von Mobilität sowie die Erreichbarkeit für eine Aufrechterhaltung und Entwicklung des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens in der Stadt neu reflektiert und gerechter ausbalanciert werden.

Das Beispiel der Fehlplanung Frankfurter Straße zeigt diesen Mangel wie unter einem Brennglas: Ohne ein Gesamtkonzept bleibt jede neue Maßnahme unzusammenhängendes Stückwerk, welches für die Bürgerinnen und Bürger obendrein noch kostspielig ist.

Norbert Sanden
gehört dem Forum Verkehrswende in der
Kreisstadt Groß-Gerau an;
norbert.sanden@gmx.net

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