Worüber die Leute reden (273)


Heilige Kühe. In Orten wie Trebur sind Feuerwehren so etwas wie heilige Kühe: auf keinen Fall schlachten, am besten nicht mal antasten. Das erlebten vor mehr als einem Jahrzehnt die Orte Nauheim und Königstädten. Statt beide Wehren zusammenzulegen wurden zwei neue Gerätehäuser im Abstand von etwa drei Kilometern gebaut. Mit Millionenaufwand übrigens. Die Problematik in der Großgemeinde ist noch kurioser: Vier Ortsteile, jede braucht eine Wehr. Oder vielleicht auch nicht. Jedenfalls findet ein Planer die Konzentration auf weniger Standorte durchaus sympathisch, ohne indes ein Einsparungspotenzial zu prognostizieren. Warum also das Ganze, fragen sich Treburer, Geinsheimer, Astheimer und Hessenauer?


Städtischer Spielball. Der Rüsselsheimer Ortsteil Königstädten wird – „wieder einmal“, wie Alteingesessene sagen – zum Spielball der Stadt. Der Streit dreht sich um die Anbindung des geplanten Edeka-Markts, der an der Südgrenze des Blauen Sees gebaut werden soll (im Hintergrund). Die Debatten über die sinnvollste Straßenführung drehten sich zeitweise sprichwörtlich im Kreis. Ein Kreisel muss her, sagen die meisten. Aber wo? Ein Vorschlag, der günstig wäre, vernichtete auf der Bensheimer Straße Parkplätze (im Vordergrund), was Anlieger erzürnt. Ein anderer kostete viel Geld, weil er anstelle einer großen Ampelanlage auf der Landesstraße gebaut würde, aber viele Vorteile brächte. Was die Königstädter wünschen, wird im Ortsbeirat heftig artikuliert. Doch die Stadtväter in Rüsselsheim haben allein entschieden: Die kleine Lösung kommt.


Grün statt Müll. In Dornheim sorgen sich Bürger über die weitere Entwicklung des Baugebietes „Auf der Nachtweide“, insgesamt fast vier Hektar groß. Knapp zwei Hektar wurden von einer Wiesbadener Immobilienentwicklungsgesellschaft erworben, die dort mehr als 50 Wohneinheiten errichten will. Was aber ist mit Grün- und Spielflächen? Diejenigen, die dort schon wohnen, fragen sich, wie es bei ihnen eines Tages aussehen wird. Hoffentlich nicht so wie an einer nahegelegenen Lärmschutzwand, an der haufenweise Müll illegal gelagert werde, wie sich Menschen beschweren.

Kirchturm-Interessen. „Die“ Aufreger der vergangenen Wochen in der Kreisstadt und in Nauheim haben vordergründig nichts miteinander zu tun. In Groß-Gerau gehen Menschen auf die Barrikaden, weil der Fortbestand der Fasanerie gefährdet ist und, wie sie kritisieren, Tiere leiden müssten. In der Musikgemeinde echauffieren sich Bürger, weil sie eine Beitragsbefreiung von Kita-Gebühren möchten (und auch bekommen haben). Gemeinsam ist beiden Themen nicht nur, dass es wie so oft ums liebe Geld geht. Beim Blick über die Kirchtürme beider Orte fällt auf, dass sich Menschen partikular nur dort engagieren, wo sie ihre Interessensschwerpunkte sehen, frei nach dem Motto: Was kümmert es mich, wenn dort Tiere hungern, Hauptsache ich muss weniger für mein Kind bezahlen. Und natürlich umgekehrt.

Online statt Warteschlange? Für die Kreisstadt und vor allem für Rüsselsheim könnte es vorteilhaft sein, wenn die Kfz-Zulassung im kommenden Jahr „grundsätzlich online möglich“ wäre. Das meldet der SPIEGEL kurz vor unserem Redaktionsschluss und vermutlich ohne jede Kenntnis, was sich abgespielt hat, als die Zulassungsstellen beider Orte nicht wie gewohnt geöffnet waren. So viel lässt sich schon prognostizieren: Lange Warteschlangen wird es wieder geben, wenn die Rüsselsheimer Stelle umzieht oder saniert wird. Dort seien Löcher in der Wand mit Geschenkpapier überklebt, verkündete das Rüsselsheimer ECHO nach einem Ortstermin. Also, dann doch bald lieber alles online erledigen.

Das könnte Dich auch interessieren …