Worüber die Leute reden (302)
Immer enger geht es in den älteren Ortsteilen von Nauheim zu, wenn neue Mehrfamilienhäuser anstelle früherer Häuser gebaut werden. Hauptgrund: Mangels fehlender Siedlungsflächen kann die Kommune keine Neubaugebiete ausweisen. Die sogenannte Wohnraumverdichtung hat Vor- und Nachteile. Zum einen beschweren sich Alteingesessene wie bei einem Neubauprojekt in der Weingartenstraße, weil es in ihrer Nähe immer beengter zugeht und Lebensqualität schwindet, zum anderen werden Flächenverbrauch verhindert und natürliche Lebensräume erhalten.
Um das „rote Haus“ dreht sich in Königstädten eine Debatte, die vom Ansatz her mit dem Wohnungsraumkonflikt in Nauheim („Immer enger geht es …“) vergleichbar ist. Es geht um das Gebäude der Grundschule. Aus bildungspädagogischer Sicht entspricht es nicht mehr heutigen Ansprüchen. Es solle abgerissen und durch einen modernen Schulneubau ersetzt werden, sagen die einen. Es gehöre zum Ort, sei gestalterisch prägend und müsse stehen bleiben, argumentieren andere. Die Entscheidung liegt bei der Rüsselsheimer Stadtverordnetenversammlung, die das Thema in ihrer jüngsten Online-Sitzung mit Rücksicht auf Corona als „nicht eilbedürftig“ bewertete und von der Tagesordnung nahm.
Über die Plattform Facebook verbreitet Landrat Thomas Will (SPD) mehrere Male in der Woche Nachrichten rund um das Thema Corona aus dem Kreis Groß-Gerau. Er nennt Zahlen, Fakten und interpretiert die Angaben. Er betreibe auf diese Art auch Politik und kritisiere über Parteigrenzen hinaus, rechtfertigt sich der Landrat, nachdem er vom Bundestagabgeordneten Stefan Sauer (CDU) schurigelt wurde. Dieser hält Will vor, seine Statusberichte parteipolitisch einzufärben und einen Keil zwischen Kommunen und Land zu treiben. Wer sich dazu selbst ein Urteil bilden will, braucht einen Facebook-Zugang. Doch was auf der Plattform darüber hinaus aus dem Gerauer Land zu lesen ist, schreckt manchen zurecht ab, sich weiter über den Streit sachkundig zu machen.
Eine scheinbar willkommene Abwechslung in der Corona-Zeit bot Neugierigen das Rheinhochwasser, das besonders gut bei Trebur-Kornsand sichtbar wurde. Etliche Meter über das Ufer hinaus ergoss sich der Fluss auf Wege und Felder. Einige Meter stromabwärts war der Steindamm bei Trebur überschwemmt und sicherheitshalber gesperrt. Was scheinbar beherrschbar aussieht, treibt Rettungskräften aus dem gesamten Kreis in die Krise. Immer wieder ist zu sehen, dass Unvernünftige sich zu weit vorwagen und das Risiko eingehen, urplötzlich in den Strom gezogen zu werden. Auch hier gilt zur eigenen Sicherheit: Abstand halten.
Von vorausschauendem Optimismus ist der städtische Betrieb Kultur123 der Stadt Rüsselsheim geprägt. So wird eine Öffnung des Theaters nach Ostern vorbereitet. Kultur123 bereite sich auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ab Anfang April vor, heißt es – mit einer Einschränkung: „Sofern es die Pandemielage zulässt.“ Petra Neumüller, kommissarische Leiterin bei Kultur123 hofft auf „mehr Planbarkeit“ und orientiert sich mit dem Zeitplan an größeren hessischen Spielhäusern. Theaterleiterin Karin Krömer will in der Zwischenzeit Kräfte bündeln und diese für die Abwicklung abgesagter Veranstaltungen und andere Projekte nutzen.