Worüber die Leute reden (314)

Von Rainer Beutel.

Mit einem Protestschreiben und persönlichen Konsequenzen hat die in VdK-Kreisen überregional bekannte Brigitte Breckheimer aus Nauheim auf Änderungen in der Sozialberatung reagiert: Sie ist nach Jahrzehnten des ehrenamtlichen Engagements von ihrer Führungsposition zurückgetreten. Gleich zehn Vorstandsmitglieder haben ihre Ämter im VdK-Ortsverband niedergelegt. Grund: Ausgebildete VdK-Berater dürfen ihren Mitgliedern nicht mehr vor Ort erklären, wie sie Probleme in Rentenfragen lösen, eine Behinderung anerkannt bekommen oder einen Antrag für eine Kur stellen. Zuständig ist ausschließlich der VdK-Kreisverband – aus organisatorischen Gründen und weil dort Juristen tätig sind. Betroffen sind auch andere VdK-Verbände im Gerauer Land. Mitgliedern ist die vom VdK-Landes- über den Bezirks- und Kreisverband durchgesetzte Regelung bitter aufgestoßen. Sie müssen nun weite Wege in Kauf nehmen, um geholfen zu bekommen. Folgen sind noch nicht absehbar.

Völlig verpufft ist eine an dieser Stelle schon einmal geäußerte Kritik über den Anblick am Groß-Gerauer Bahnhof. Demolierte Fahrräder, heruntergekommene Anlagen, hemmungslos wucherndes Unkraut und vor allem Müll in vielen Ecken und Nischen irritieren. „Nicht zu glauben, wie es dort aussieht“, klagte vor wenigen Tagen ein Kommunalpolitiker aus einer Nachbarkommune. Vielen mag der nicht gerade attraktive Zustand völlig egal sein. Sie steigen in den Zug und lassen GG hinter sich. Ein Bahnhof aber gilt für Neuankömmlinge immer noch als Visitenkarte. Die Kreisstadt mag vielleicht nicht zuständig sein, sondern die Bahn AG als Eigentümer von Immobilie und Gelände. Fragwürdig jedoch bleibt, warum sich das Rathaus und politisch Verantwortliche diesen Schandfleck an exponierter Stelle gefallen lassen.

40 Jahre alt ist das Feuerwehrhaus in Trebur. Sein Umfeld wirkt optisch zwar nicht so armselig wie der Groß-Gerauer Bahnhof. Doch wenn die Unfallkasse Hessen gravierende Mängel bescheinigt, gibt das zu denken. Beispielsweise hingen Einsatzklamotten in der Fahrzeughalle, seien also den Abgasen der Löschfahrzeuge ausgesetzt, heißt es. Nicht mal getrennte Umkleidekabinen und Duschen für Feuerwehrfrauen und -männer soll es geben. Nun die gute Nachricht: Für rund 5,2 Millionen Euro will die Großgemeinde ein neues Gerätehaus bauen lassen. Warum dennoch im Gespräch ist, das alte Gebäude künftig für das DRK zu nutzen, mag verstehen wer will. Klingt fast, als wären Sanitäter weniger wichtig/empfindlich/fordernd als Feuerwehrkräfte. Aber das ist nur eine laienhafte Vermutung.

Im Schnitt 100 Euro müssen Haus- und Grundstücksbesitzer, Wohnungseigentümer und Mieter aus der Kreisstadt künftig jedes Jahr mehr an die Kreisstadt zahlen. Das ist die Folge der erhöhten Grundsteuer von 520 auf 620 Punkte, die von der gestalterischen Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung (CDU und Grünen) beschlossen wurde. Unterm Strich bescheren die Mehreinnahmen per anno eine Million Euro Einnahmen zusätzlich. Auch die Gewerbesteuer wird steigen, allerdings weniger drastisch. Wenn Sie nun annehmen, der Stadt gehe es angesichts der Zusatzeinnahmen finanziell gut, wäre das ein Trugschluss. Trotz der schon kalkulierten Erlöse ergibt sich im Ergebnis des neuen Haushalts ein Defizit von 1,26 Millionen Euro. Eine Ursache sind laut Opposition unter anderem die Personalaufstockungen mit 74 ausgewiesen Stellen mehr als Mitte vorigen Jahres.

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