Blick in die Zukunft

Von Rainer Beutel und Ulf Krone.

Am Ende des zweiten Pandemie-Jahres fragen sich die Menschen, wie es weitergehen wird. Corona, Klimawandel und die zunehmende gesellschaftliche Spaltung sind nur drei der vielen Themen, die auch die Menschen im Kreis Groß-Gerau umtreiben. Aus diesem Grund haben wir die Bürgermeister im Verbreitungsgebiet des WIR-Magazins um einen Ausblick ins kommende Jahr 2022 gebeten (v.l.n.r. Jochen Engel, Jan Fischer, Erhard Walther).

Jochen Engel (Bürgermeister von Trebur): Ich fürchte auch im kommenden Jahr wird Corona uns noch ein bisschen auf Trab halten. Es bleibt daher weiterhin eine gesamtpolitische Aufgabe den Menschen Wege aufzuzeigen, wie wir damit besser leben können. Länder wie Spanien oder Portugal zeigen uns, wie man ohne Zwang zu beachtlichen Impfquoten und insbesondere niedrigeren Corona-Zahlen kommen kann.

Aber abseits der Pandemie warten auch klassische kommunale Herausforderungen auf uns. So planen wir in Trebur den Neubau des Feuerwehrhauses und der Geinsheimer Kita Kleine Welt, das Eigenheim und der Riedweg sollen saniert werden und energetisch wollen wir uns mit der LED-Umrüstung der Straßenbeleuchtung und Flutlichtanlagen im nächsten Jahr noch deutlich verbessern.  Gemeinsam mit einem privaten Investor soll zudem eine 3 ha große, schwimmende Photovoltaikanlage auf dem Kiebertsee entstehen, die bis zu 1.000 Haushalte mit Strom versorgen kann. In einem Gemeinschaftsprojekt mit der Gemeinde Nauheim wollen wir außerdem die Digitalisierung der Verwaltungsleistungen vorantreiben. Langweilig wird es uns in 2022 also sicherlich nicht.

Jan Fischer (Bürgermeister von Nauheim): So sehr man es sich auch gewünscht hätte und so trügerisch der Eindruck im Spätsommer auch war, wir werden mit der Bekämpfung der Pandemie in das neue Jahr starten. Es bedarf einer klaren Linie bei den Entscheidungen, bei der ich eine Impfpflicht begrüßen würde. Die individuelle Entscheidungsfreiheit ist ein hohes Gut aber sie darf nicht dauerhaft zum Zwangsmoment für den Rest der Gesellschaft führen – früher haben wir die Solidarität unserer Gesellschaft als festen Wert beschworen, heute beschwören Einzelne ihr Recht gegen die Solidargemeinschaft – das entspricht nicht meiner Überzeugung. Wenn wir das gemeinsam schaffen, schaffen wir auch den Weg aus der Pandemie. Was man gemeinsam erreichen kann, haben wir in Nauheim im vergangenen Jahr bewiesen mit dem Kultursommer, mit caritativen Aktionen, mit einem Ausbau der sozialen Arbeit vor Ort, dem Neubau der Grundschule und vielem mehr.

So werden wir auch im kommenden Jahr weitermachen, wir haben extrem viele Projekte mit den Sanierungen der Kitas, mit Neubauten und Erweiterungen, dem Ausbau der Barrierefreiheit, der Digitalisierung, den laufenden Bebauungsplänen, dem Konzept für Kinder-und Jugendarbeit und sozialen Projekten – und hoffentlich auch wieder privaten Begegnungen bei Festen und Feiern. Das Thema Umweltschutz wird uns mit seiner Komplexität alle auf allen Ebenen fordern – wir haben uns vorgenommen, dafür den richtigen „Spirit“ in Nauheim zu erzeugen, damit alle mitwirken wollen.

Erhard Walther (Bürgermeister von Groß-Gerau). Auch das Jahr 2022 wird uns aufgrund der Entwicklungen der COVID-Pandemie Entscheidungen abverlangen. Es bleibt für viele Menschen der Wunsch nach einer verlässlichen, längerfristigen Regelung für den Zugang zu Geschäften oder Veranstaltungen. Und diese – so der Wunsch – sollten der vor Corona-Zeiten gewohnten Normalität möglichst nahekommen. Die bisherig erfolgten Impfungen sind leider nicht ausreichend, um unser Gesundheitssystem zu entlasten. Wir bewegen uns auf eine Impfpflicht zu. Dieser Weg sollte in meinen Augen zügig beschritten werden, gerade auch im Hinblick auf die sich vermutlich abzeichnende kolossale Infektiosität der Omikron-Variante. Vorab haben wir auf Stadt- und Kreisebene, gemeinsam mit den Ärzten, möglichst hohe Impf-Kapazitäten sicherzustellen. Ich appelliere an die Eigenverantwortung eines jeden Menschen, sich – soweit irgend möglich – impfen zu lassen. 

Im Jahr 2022 stellt sich für mich weiterhin die Frage danach, wie die Stadt Groß-Gerau den Ansprüchen an ihre Aufgaben gerecht werden kann. Dazu gehört insbesondere das Problem der fehlenden Plätze in unseren Kindertageseinrichtungen sowie die Frage nach der Gewinnung von ausreichendem Personal für die Kitas. Eine gewaltige Aufgabe, die zu hohen finanziellen Belastungen führen wird und einer Abbildung im Haushalt bedarf.

Ich wünsche mir, dass unsere Stadt mit all ihren Menschen, ihren Betrieben und Gewerbetreibenden in positiver Haltung und mit Zuversicht in das Jahr 2022 startet, wir das kommende Jahr gemeinsam erfolgreich meistern und mit Freude erleben. Ich wünsche Ihnen allen eine schöne Adventszeit, ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest sowie ein gutes neues Jahr 2022. Mein wichtigster Wunsch aber lautet: Bleiben Sie alle gesund.