Ein heilkräftiger Brunnen

Von Peter Erfurth.

Aus den Unterlagen des Stadtmuseums in Groß-Gerau.

Heimatzeitung vom 1. April 1950: Bei Ausschachtungen für die Neuanlage eines Kellereinganges im Hotel „Adler“ stieß man auf einen alten Brunnen, der eine Einfassung und Abdeckung aus mächtigen Steinquadern aufwies, die nur unter äußersten Anstrengungen zerschlagen werden konnten.

Bekanntlich ist im „Adler“ vor langer Zeit eine Brauerei betrieben worden, so daß dieser Brunnen wohl als Teil der seinerzeitig. Betriebsanlagen angesprochen werden muß. Durch einen glücklichen Zufall kam man dahinter, daß dieser Brunnen, den man zuzuschütten im Begriffe stand, heilkräftige Wasser führt. Das zu Tage tretende Wasser fiel wegen seiner Klarheit und Frische auf. Man versuchte, es zu kosten und stellte einen starken Säuregehalt fest. Oberflächlich angestellte Untersuchungen eines heimatvertriebenen Fachmannes ergaben ähnliche mineralische Beimischungen wie sie die Karlsbader Sprudel aufweisen. Eine wirtschaftliche Ausbeute erscheint nicht ausgeschlossen.

Eine Ärzte- Regierungdkommission wird heute früh an Ort und Stelle nach wissenschaftlichen Methoden durchgeführte Untersuchungen anstellen. Etwa hundert Flaschen abgefüllten Wassers sollen dessen Konservierungsmöglichkeit erproben. Fallen die Untersuchungen positiv aus, so werden diese an interessierte Kranke (hauptsächlich Verdauungsstörungen, Stoffwechsel usw.) heute nachmittag unentgeltlich zur Verteilung gelangen.

Der hiesige Verkehrsverein interessiert sich für diese Angelegenheit sehr, weil sie ihm ver-mutlich erstmalig Gelegenheit geben wird, den Namen unserer Kreisstadt werberisch im Zusammenhang mit dem Hinweis auf diesen Brunnen in alle Welt hinauszutragen. Seine seit langem schon geplante und demnächst stattfindende erste Arbeitstagung wird sich neben zahlreichen anderen akuten Dingen mit der Frage zu befassen haben, ob nicht durch den dem Stadtnamen zuzufügenden Zusatz „Bad“ von vornherein der Werbung für den „Groß-Gerauer Sprudel“ der notwendige Nachdruck verliehen werden kann.

Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist im Groß-Gerauer Stadtmuseum;
pedepe@gmx.de

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