Europäische Partnerschaft
Von Klaus Meinke.
Als junger Stadtverordneter war ich 1974 stolz, als einer der Vertreter für Groß-Gerau zu den Europa-Tagen nach Brignoles mitfahren zu können. Groß-Gerau war schon damals in einer Ring-Partnerschaft mit Bruneck, Brignoles und Tielt, und von den Europa Tagen war mir schon viel erzählt worden, von herzlichen Begegnungen und netten Freunden in den Partnerstädten.
Gleich beim ersten Treffen nach der Ankunft in Brignoles wurde die Gerauer Delegation gefragt, wer bei der Feierstunde am Ehrenmal für die Kriegsopfer für Groß-Gerau dabei ist. Bürgermeister Martin schaute zu mir und fragte mich, ob ich bereit sei, und das war ich natürlich. Allerdings ahnte ich da noch nicht, was mich erwarten würde.
Für Sonntag, 11 Uhr, war die Feierstunde angesetzt, und ich wurde gebeten, im schwarzen Anzug eine halbe Stunde vorher dort zu sein. Da wurde mir die Aufgabe erklärt: Zusammen mit drei Vertretern der anderen Partnerstädte sollte eine einstündige Wache am Ehrenmal gehalten werden.
Da stand ich dann als Jüngster, neben mir ein dekorierter Veteran aus Brignoles und auf der anderen Seite, auch in Uniform, die beiden Vertreter aus Tielt und Bruneck. Eine Stunde wird sehr lang und anstrengend, wenn man sich nicht bewegen darf. Eine Stunde lang ging mir Vieles durch den Kopf. Was mochte der Franzose denken, der vielleicht an seine gefallenen Kameraden dachte? Er stand nun neben einem Deutschen. Was ein Wandel der Geschichte. Nach wenigen Minuten schon lief der Schweiß mir den Rücken in Tropfen hinunter. Die heiße Sonne Südfrankreichs war ohne Erbarmen und das Kitzeln der Schweißtropfen kaum auszuhalten. Beherrschung! Trotz allem Unbehagen stillstehen. Freunde wollen wir nach zwei Kriegen sein, dies zu dokumentieren und zu feiern war der Zweck der Begegnung.
Ein gemeinsames Glas mit kühlem Rosé und freundliches Schulterklopfen und Umarmen wog allen Schweiß auf.