Für ein Hospiz in der Kreisstadt
Von Ulf Krone.
Seit zwei Jahren arbeiten die Mitglieder der Hospizstiftung Groß-Gerau daran, dass die Kreisstadt ein eigenes Hospiz bekommt, denn die nächsten Hospize sind in Flörsheim, Darmstadt oder an der Bergstraße. Doch schon heute sind immer mehr Menschen im Alter allein, weit weg von den Kindern und Enkeln, und die Sterbebegleitung findet zumeist in Krankenhäusern und Pflegeheimen statt. Um das Vorhaben weiter voranzutreiben, hat die Stiftung zuletzt eine eigene Geschäftsstelle eingerichtet, die nun von Sina Senßfelder geleitet wird. Im Gespräch mit WIR-Redakteur Ulf Krone gibt sie Einblick in ihre neue Aufgabe und berichtet vom Stand der Entwicklung.
Seit Mai leiten Sie nun die neu eingerichtete Geschäftsstelle der Hospizstiftung GG. Wie kam es dazu?
Sina Senßfelder: Ich habe eigentlich schon seit vielen Jahren eine Neigung zum Thema Hospiz und Palliativmedizin. Nach dem Abitur absolvierte ich ein Pflegepraktikum im Kreiskrankenhaus Groß-Gerau und kam zum ersten Mal mit sterbenden Menschen in Berührung. Das waren sehr eindrucksvolle und zugleich friedliche Erfahrungen, die ich nicht vergessen möchte. Vor allem blieb mir in Erinnerung, dass ich als Praktikantin Zeit hatte für die Menschen. Ich konnte einfach da sein und verweilen.
Trotzdem hat mich mein Weg nach dem Abitur zu einem Studium der Diplompädagogik geführt. Zuletzt war ich bei einem Kinder- und Jugendhilfeträger tätig, nachdem ich vier Jahre beim Kreisjugendamt beschäftigt war. Ich konnte abwechslungsreiche Erfahrungen in den verschiedenen Aufgabenfeldern sammeln und durfte viel über die Unterschiedlichkeit der Menschen lernen.
Das Interesse an den Themen Krankheit, Sterben, Tod und die würdevolle Begleitung der Menschen ging jedoch nie verloren. Als vor zwei Jahren die Stiftung gegründet wurde, hatte ich gerade meine Ausbildung zur Hospizbegleiterin bei der Rüsselsheimer Hospizhilfe begonnen. Ich lernte Dr. Harald Braun, den stellvertretenden Vorsitzenden der Hospizstiftung, persönlich kennen, und er erzählte mir von der Stiftungsidee. Für mich war schnell klar, dass ich mich ehrenamtlich in der Planungsgruppe einbringen möchte, und so kam eins zum anderen. Ich wollte tiefer in die Stiftungsthemen einsteigen und den Weg ganz mitgehen. Hospitationen beim ambulanten Palliative-Care-Team „Leuchtturm“ in der Kreisstadt und im Hospiz in Erbach folgten. Als die Stelle ausgeschrieben wurde und ich eine positive Rückmeldung auf meine Bewerbung und das folgende Gespräch mit dem Vorstand erhielt, fühlte sich alles richtig an. Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe und habe zugleich Respekt vor dieser mit ihren Herausforderungen.
Weshalb wurde es überhaupt notwendig, eine Geschäftsstelle einzurichten?
Sina Senßfelder: Die Stiftung wurde vor knapp zwei Jahren gegründet und die damit verbundenen Aufgaben werden immer umfangreicher und zeitintensiver. Der Vorstand, bestehend aus ehrenamtlichen Menschen, die teils voll berufstätig sind, hat sich dazu entschlossen, diese Stelle auszuschreiben, um Unterstützung zu bekommen und um eine zentrale Anlaufstelle für alle Anliegen rund um die Stiftung zu kreieren.
Die Vorstandsmitglieder und ich arbeiten sehr eng zusammen, es ist ein Miteinander für das gemeinsame Ziel der Stiftung.
Wie sehen Ihre Aufgaben im Einzelnen aus?
Sina Senßfelder: Mein Aufgabengebiet ist sehr vielfältig, und es kommen immer wieder neue Themen hinzu. Das ist sehr spannend. Seit meine Kontaktdaten auf der Homepage veröffentlicht sind, nutzen die Menschen diese, um sich mit ihren Anliegen an die Stiftung zu wenden. Ich bin gerne die Ansprechperson für Themen rund um die Stiftung und koordiniere die weitere Vorgehensweise. Die enge Zusammenarbeit mit dem Vorstand ist sehr wichtig, und wir haben einen regelmäßigen und engen Austausch. Die Planung von Veranstaltungen, Infoständen, Kooperationen mit den Kommunen, sozialen Institutionen, Netzwerken, Spendern, Organisationen etc. sind nur ein Teil meines beruflichen Alltages. Ich kümmere mich desweiteren um Spenden- und Fördergelder, bin auf unterschiedlichen Sitzungen, die Stiftung betreffend, präsent, und organisiere mit der Vorsitzenden der Stiftung die Treffen mit der Planungsgruppe.
Zudem habe ich für die nächsten Wochen und Monate immer wieder Termine, um mich bei Kommunen, Institutionen, Vereinen und weiteren Menschen persönlich vorzustellen. Der Vorstand und ich finden dies wichtig, um mit den Menschen in guten Kontakt zu kommen. Wenn das Hospiz steht und läuft, ist es weiterhin wichtig, Fördergelder und Spenden zu bekommen. Denn wir müssen auch im laufenden Betrieb 5% der Kosten decken, die pro Gast im Hospiz anfallen (95% der laufenden Finanzierung übernehmen die Krankenkassen).
Ziel der Stiftung ist die Errichtung eines Hospiz in der Kreisstadt, um die palliative Versorgung der Menschen im Kreis zu verbessern. Anfangs war diesbezüglich ein Standort in direkter Nähe zur Kreisklinik im Gespräch. Wie ist da der aktuelle Stand?
Sina Senßfelder: Der aktuelle Stand sieht so aus, dass wir weiterhin kein Grundstück für ein Hospiz im Kreis GG haben. Das Grundstück hinter der Kreisklinik, das uns im letzten Herbst bereits zugesagt wurde, ist kein Thema mehr, da ein Baubeginn, wenn überhaupt, erst in mehreren Jahren wäre und weitere Hürden hinzugekommen sind. Ein anderes Grundstück, ebenso in unmittelbarer Nähe zur Kreisklink, soll zeitnaher bebaut werden. Wir sind im Gespräch mit den Verantwortlichen, ob sich für uns an diesem Standort eine Perspektive eröffnet.
Wie kann man die Stiftung unterstützen?
Sina Senßfelder: Wir freuen uns über jede Spende für die Stiftung, um dem Ziel, ein Hospiz im Kreis bauen zu können, ein Stück näher zu kommen. Jeder Mensch, der uns darüber hinaus unterstützen möchte, darf sich gerne ehrenamtlich einbringen. Wir treffen uns immer am ersten Mittwoch im Monat per Zoom-Meeting und jeden dritten Termin in Präsenz in dafür ausgesuchten, wechselnden Räumlichkeiten. Jeder hat Ressourcen, die wir nutzen können. Sei es ein paar Stunden an einem Stand Infomaterial zu verteilen, eine gute Idee zu haben oder einfach erst mal dabei zu sein. Nichts muss, (fast) alles kann, würde ich sagen. Man braucht keine Sorge haben, dass man bei jedem Treffen da sein muss oder ständig Zeit investieren soll für Stände am Wochenende. Wir freuen uns jedoch sehr, wenn der ein oder andere uns etwas Zeit schenkt. Je mehr wir sind, desto eher verteilt sich alles auf viele Helfende. Zudem gibt es die Möglichkeit, gar nicht an den Planungstreffen teilzunehmen und sich trotzdem hin und wieder zu engagieren. Jeder darf sich gerne mit mir in Verbindung setzen und wir besprechen individuell was möglich ist.
Welche Veranstaltungen sind für dieses Jahr noch geplant?
Sina Senßfelder: Dieses Jahr sind neben weiteren Infoständen in den verschiedenen Kommunen ein paar größere Veranstaltungen geplant. Neben dem „Grooving Doctors“- Benefiz Konzert, das gerade in der Stadthalle in Groß-Gerau stattgefunden hat, wird es im Herbst, am 23. September, einen „Sternlauf“ im Kreis geben, der in eine Veranstaltung für alle auf dem Marktplatz in Groß-Gerau mündet.
Bis dahin werden wir noch an Infoständen in verschiedenen Kommunen oder mit unseren gelben Warnwesten zu sehen sein. Außerdem findet am 7. Juli ein weiteres Benefizkonzert mit „Music changes“ für uns im Kulturcafe statt. Zudem versuchen wir an weiteren Festen und Veranstaltungen präsent zu sein, wenn wir genügend unterstützende Menschen haben.
Genaueres zu all unseren Aktivitäten und Veranstaltungen findet man immer aktuell auf unserer Homepage www.hospiz-gg.de.