Werkstattbericht Literatur-Reader

Von W. Christian Schmitt.

Ursprünglich sollte diese Dokumentation etwas ganz anderes werden – nämlich eine Lyrik-Anthologie mit all den Gedichten, die in den vergangenen 20 Jahren im WIR-Magazin in der Rubrik „Lyrik-Ecke“ erschienen sind und die das literarische Schaffen in der Region widerzuspiegeln versuchten. Mit dieser Idee hatte ich mich um ein „Neustart Kultur“-Stipendium bei der VG Wort beworben – und ein solches auch erhalten.

Doch je mehr ich mich mit dem Projekt „Lyrik-Sammlung“ beschäftigte, umso klarer wurde (mir), dass mit Gedichten allein nur ein (kleiner) Teil der literarischen Aktivitäten abzubilden sei. Und dass eine Gesamtübersicht, die möglichst alle Wort-Produzenten in Groß-Gerau und der Region erfasst, wesentlich sinnvoller sei. Als dann noch der Groß-Gerauer Museumsleiter Jürgen Volkmann (Foto r.) als Mitherausgeber gewonnen werden konnte, war die Sache beschlossen: Gemeinsam werden wir den kulturinteressierten Lesern wie all den Entscheidungsträgern in Sachen Kultur hier bei uns einen „Literatur-Reader“ an die Hand geben. In ihm sollen all jene zu finden sein bzw. zu Wort kommen, die mit ihren Arbeiten in den Bereichen Roman, Erzählung, Kinderbuch, Krimi, SF oder Lyrik die literarische Landschaft ebenso bereichern wie z.B. Sach- und Fachbuchautoren, Kolumnisten, Heimatforscher, Mundart-Autoren oder Liedermacher und Songschreiber. Auf die (mögliche) Frage, warum auch die zuletzt Genannten Aufnahme finden werden in dieser literarischen Übersicht, mag der Hinweis reichen, dass 2016 sogar Bob Dylan mit seinen „Lyrics 1962 -2001. Sämtliche Songtexte“ (1151 Seiten, Verlag Hoffmann und Campe) es geschafft hat, den Literatur-Nobelpreis zu erhalten.

Von der Weltbühne zurück in die Region: Rund 60 wurden ermittelt und dazu eingeladen, 48 haben Aufnahme gefunden in diesem Kompendium und sind vertreten mit je einem Porträt, das wesentliche Informationen liefern und Auskunft geben soll über den Autor oder die Autorin. Dabei gibt es eine Besonderheit. Im Einladungsschreiben zu diesem Buch war gebeten worden, auch Autoren zu nennen, die ebenfalls berücksichtigt werden könnten, auch wenn sie etwas „jenseits der Region“ wirken sollten. So sind in dem Buch, dessen Print-Fassung im Herbst 2022 erscheinen wird, auch einige wenige Kreative zu finden, deren Schreibtisch z.B. in Darmstadt, Langen oder Griesheim steht. Daneben wird es – den ursprünglichen Gedanken aufgreifend – nahezu 20 über das gesamte Heft verteilte Lyrik-Kostproben quasi aus der eigenen Dichterküche geben. In dieser Abteilung soll es um Gedichte (erschienen innerhalb der „Lyrik-Ecke“ im WIR-Magazin) gehen u.a. von Dagmar Adamski, Ilse Betz, Hans-Werner Brun, Dr. Wolfgang Fenske, Siggi Liersch, Joachim Michel, Dieter Niklas, Britta Röder, Gretl Schleier, Ludwig Schmank, Dr. Franz Skala, Eduard Sprink, Iris Welker-Sturm, Anette Welp und Dr. Dittmar Werner, 

Und schließlich sollen zwölf Essays zu Themen wie u.a. „Im Anfang war das Wort“, „Vom lyrischen Vers zur singbaren Strophe“, „Wenn ein Autor zum Vorleser wird“ oder „Lyrik – das literarische Sahnehäubchen“ den Zugang zu dieser Kultursparte erweitern wie ermöglichen.

Neben einem Grußwort von Kreisstadt-Bürgermeister Erhard Walther wird u.a. ein Beitrag aus der Feder von Jürgen Volkmann über „Dichter und Autoren unserer Region durch die Jahrhunderte“ spannende Einblicke gewähren und informieren über all das, was die Region außer den literarischen Arbeiten von beispielsweise Georg Bücher, Peter Härtling oder Elisabeth Langgässer zu bieten hatte.

Schon lange vor Erscheinen der Dokumentation erreichten mich Stimmen aus der Teilnehmer-Runde wie z.B.: „Ich finde es eine großartige Idee, einen Literatur-Reader für Groß-Gerau und die Region ins Leben zu rufen“, „Das ist eine schöne Idee, zumal wir ja zurzeit mehr offline als online arbeiten. Sichtbarkeit ist eine schöne Chance, nicht in Vergessenheit zu geraten“, „Es freut mich, dass Sie dieses Projekt in Angriff nehmen. Dankeschön!“ sowie „Ich freue mich sehr, beim Literatur-Reader teilnehmen zu dürfen. Und. Das Leben ist schön! Verdammt schön!“

Bleibt den Herausgebern nur noch der Wunsch, dass dieser Reader als eine Art literarischer Teppich über die Kulturszene hierzulande gelegt, jene Informationslücke schließen möge, von denen die beiden Herausgeber glauben, diese entdeckt zu haben.

W. Christian Schmitt
ist Herausgeber des WIR-­Magazins;
wcschmitt@wir-in-gg.de

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