Namen, Fluch und Segen

Von Edelgard Rietz.

Familiennamen drücken die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie aus, sie hängen aber auch von Kultur, Tradition und Gesellschaft ab.

Als ich geheiratet habe, war es für mich klar, den Namen meines Mannes anzunehmen. Etwas anderes war nicht üblich in den 60ern. Heute können sich die Frauen aussuchen, wie sie denn heißen wollen. Viele haben Doppelnamen gewählt, viele haben ihren eigenen behalten. Selten hat der Mann den Namen der Frau gewählt.

Auf meinem Schulweg in Uelzen kam ich immer an einem Praxisschild vorbei. „Dr. Ficken.“ Dass ich das behalten habe, zeigt wie verwerflich zu der Zeit das Aussprechen dieses Wortes war. Als gut erzogene Jugendliche habe ich mich doch sehr gewundert über diesen ungewöhnlichen Namen. Den Doktor hat das offensichtlich nicht gestört. Stellen sie sich mal vor, sie rufen da an. In der ersten Schrecksekunde denken sie doch: Falsch verbunden.

Neulich lese ich in der Zeitung von einem Dr. Büchsenschütz-Nothdurft. So was geht doch nur mit einem Titel davor. Schwierig wird es auch bei den langen Doppelnamen. Dienstlich hatte ich mit einer Frau Blotevogel-Fliegel zu tun. Erst „el“ und gleich danach „Fl“, da müssen sie lange üben. Ist wie bei Fischers Fritze. Leuthäuser-Schnarrenberger ist auch nicht gerade ein Renner. Ein Bekannter sagte mal bissig „Bindestrichfrauen.“ Wenn nun zwei mit jeweils Doppelnamen heiraten, gibt es dann vier? Wahrscheinlich nicht. Muss mal im Standesamt nachfragen.

Früher, als die Standesbeamten noch alles per Hand geschrieben haben, schlichen sich Fehler ein. I und E wurden verwechselt oder ein F statt doppel F usw. Aber wenn alles per Stempel besiegelt war, also amtlich, konnte es damals nicht mehr geändert werden. Für die Ahnenforscher ist das eine ständige Herausforderung. Von den aus meiner Familie nach Amerika Ausgewanderten gibt es drei Namensvarianten, beim Vornamen war es verständlicher. Aus Karl wurde eben Charles.

Wenn man als Kabarettist Pufpaff heißt, dann ist das schon sehr eindringlich. Den zweiten Teil kann er nicht abhängen und beide sind ungewöhnlich. Über Generationen wurde der Familienname, männliche Linie, an die Nachfahren weitergegeben, und oft hatte der mit beruflichen Zusammenhängen zu tun. Also vermute ich mal, Pufpaffs waren Waffenhändler, statt Kugeln sind es nun Bonmots. Ist auf jeden Fall gesünder.

Bei den Vornamen spielen sich ja Dramen ab. Das kommt mir manchmal so vor, als würde man ein paar Silben erwürfeln und dann willkürlich aneinanderhängen. Gut, die alten Namen sind auch nicht immer schön. Ich bin froh, dass der Vorname Adolf nicht mehr benutzt wird, ist ja auch keinem Kind zuzumuten. Urlaub machen kann der dann nur in Österreich.

Neulich fragte mich Mustafa, er sei nun schon so lange in Deutschland, wann er denn nun endlich Deutscher sei. Ja, als Mustafa wird’s schwierig, muss er in Manfred ändern lassen und seine Frau Solmas in Sonja. Ginge! Muss aber nicht sein. Denn bunt ist schön.

Edelgard Rietz
ist Malerin mit Wohnsitz in Groß-Gerau;
edelgard.rietz@gmx.de

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