Sichtbarkeit und Wertschätzung
Von Ulf Krone.
Der neue Vorsitzende des Büttelborner Gewerbevereins Volker Käb möchte das lokale Gewerbe wieder sichtbarer machen und so die Attraktivität der Gemeinde erhöhen. Er selbst vertreibt Küchen und will sich verstärkt für das Handwerk einsetzen. Wie das gelingen kann, und was er dabei von der Politik erwartet, hat er im Interview mit WIR-Redakteur Ulf Krone verraten.
In diesem Jahr haben Sie den Vorsitz des Gewerbevereins Büttelborn von Andreas Schupp übernommen. Wie kam es dazu, und was reizt Sie besonders an diesem Amt?
Volker Käb: Andreas Schupp hat aus beruflichen Gründen den Posten abgegeben, und ich war ja schon die ganze Zeit als zweiter Vorsitzender tätig. Ganz ehrlich, wenn in so kleineren Ortschaften mit ein paar umliegenden Ortsteilen niemand mehr so einem Amt nachgeht, dann funktioniert das ja auf Dauer nicht mehr. Das wäre einfach schade für mich. Deswegen habe ich gesagt, gut, dann trete ich weiter an, ich war ja auch früher im Gewerbeverein in Groß-Gerau tätig, und somit habe ich ja gewusst, was auf mich zukommt. Irgendeiner muss halt vorneweg gehen, das ist ja sonst alles nichts.
Was sind Ihre Pläne für die kommenden Jahre? Haben Sie bestimmte Projekte, die Sie gerne umsetzen würden?
Volker Käb: Wir haben ja einige Veranstaltungen, die der Gewerbeverein im Ort betreibt. Das Oktoberfest ist jetzt zum dritten Mal gelaufen, und es wird auch angenommen, somit können wir den Ort einfach ein bisschen verschönern und auch für die Leute interessanter machen. Wir machen den Blumen-Schmuck am Brunnen, der wird im Frühjahr und im Herbst gemacht. Wir machen Sachen für die Kinder, es wird für ein Altenwohnheim gespendet, oder wir haben eine Spendenbox für die Feuerwehr aufgestellt. Damit wollen wir den Ort interessanter machen, und die Leute sollen wissen: Wir haben auch noch Gewerbetreibende.
Das ist ja auch so etwas, das eigentlich immer mehr verloren geht. Leute fahren von A nach B, hierher kommen sie aus dem Odenwald, wir fahren in den Odenwald und umgekehrt. Welches Gewerbe die Leute vor Ort haben, wird nicht so richtig nach außen getragen. Und das ist das Ziel, was wir die nächste Zeit haben, deswegen wollen wir die Internetseite jetzt umgestalten, damit man den Gewerbeverein einfach mal wieder ein bisschen mehr nach außen trägt. Wir haben ja auch ein schönes Gewerbegebiet, wo man ebenfalls etwas machen könnte. Das ist die Zukunft, dass wir das Gewerbe wieder attraktiv darstellen und vielleicht wieder mehr gewerblich ausbilden.
Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Lage in Deutschland ist aktuell als mindestens angespannt zu bezeichnen. Vor welchen Herausforderungen stehen die Gewerbetreibenden in Büttelborn und der Gewerbeverein ganz konkret?
Volker Käb: Wir brauchen wieder eine positive Sicht auf die gewerbliche Ausbildung. Da könnte Vater Staat mehr tun. Im Studium gibt es zum Beispiel Bafög. Warum bekommt man keine Unterstützung im Handwerk? Auf der einen Seite wird gejammert, dass die Jugend nicht mehr ins Handwerk will, auf der anderen Seite höre ich die Gesellschaft oder die Eltern sagen, Du willst doch nicht etwa Handerker werden, da rutschst Du doch nur auf den Knien herum. Gerade unsere Generation der 50- bis 60-jährigen sagt ihren Kindern, dass sie doch lieber studieren sollen. Da sind wir selbst schuld. Mit mehr Wertschätzung für das Handwerk hätten wir auch wieder mehr Handwerker. Und das Handwerk ist ja sehr modern geworden. Zum Beispiel die neuen Elektroberufe, heute mit Bluetooth, Haussteuerung und was man heute hat, ist ja ein interessanter Zweig. Auch Fliesen legen – was sind die Bäder heute so schön und modern. Das ist ja nicht mehr der alte Standard. Das Handwerk arbeitet kreativ, auch eine Küche sieht heute anders aus als früher. Das sind doch alles interessante Berufe.
Gibt es Lösungsansätze? Wie kann der Gewerbeverein seine Mitglieder bei den anstehenden Herausforderungen unterstützen?
Volker Käb: Wenn Jugendliche sagen: Für mich wäre das Handwerk etwas, sollten sie sich das erlauben können, ohne dass es ihnen die Eltern ausreden. Ich möchte, dass wir wieder Ja zum Handwerk sagen. Dazu gehört auch eine ordentliche Bezahlung. Die Autoindustrie schafft es, einen Stundenlohn zwischen 100 und 150 Euro abzurechnen und wir dümpeln im Handwerk immer noch zwischen 55 und 75 Euro herum. Gerade im Rhein-Main-Gebiet muss einer schon genug verdienen, sonst kann er hier im Ballungsraum nicht leben. Da muss eine Lösung gefunden werden.
Was wünschen sich die Unternehmer, die Gewerbetreibenden vor Ort von der Politik, um die Situation zu verbessern?
Volker Käb: Wir sind ja, Gott sei Dank, hier mit unserem Bürgermeister schon etwas enger zusammengerückt und haben Gespräche gehabt und Hintergründe erfahren, darüber, wo es manchmal hängt und warum es hängt. Man denkt immer als Außenstehender: Ja, das muss doch schneller gehen, weil man eben selbst im Handwerk unterwegs ist. Aber leider Gottes mahlen die Mühlen in der öffentlichen Verwaltung doch sehr, sehr langsam.
Wenn es mal brennt, muss es aber funktionieren und auch mal schnell gehen, egal in welchem Bereich. Wenn jemand zum Beispiel eine Straßensperre für eine Baustelle haben muss, braucht er sie innerhalb von einem Tag – und nicht erst nach drei Wochen.
Was ist Ihnen sonst noch wichtig?
Volker Käb: Ich wünsche mir einfach, dass wir uns über den Verein noch mehr gegenseitig unterstützen, den Verein noch mehr publik machen. In Büttelborn sind wir ja da noch ganz gut aufgestellt. Trotzdem wissen viele nicht, was es hier alles gibt. Da müssen wir uns, auch mit Veranstaltungen, noch mehr nach außen profilieren. Büttelborn ist ja ein toller Ort. Die Leute sind interessiert und kommen zusammen. Auch wenn das Wetter mal nicht so toll ist. Das ist das Schöne hier. Ich denke an unser erstes Oktoberfest, wo die Leute trotz strömendem Regen hingekommen sind. Lassen wir uns mal die nächsten zwei, drei Jahre überraschen, wie sich alles weiterentwickelt.