Zweite Chance für Pflanzen

Von Rainer Beutel.

Stella (12 Jahre), Marlene (10) und Luise (13) kümmern sich auf besondere Weise um Pflanzen. Bevor die eine oder andere eingeht, geben die Drei alles, um sie wieder zum Wachsen und Blühen zu bringen. Ihr Motto: die zweite Chance. Im Gespräch mit WIR-Redakteur Rainer Beutel offenbaren sie mit viel Herzblut, dass sie diese Aufgabe als Berufung ansehen.

Ihr rettet seit einem halben Jahr Pflanzen. Wie macht Ihr das?

Luise: Wir kontaktieren Leute, die Pflanzen zu viel haben oder die nicht mehr in Ordnung sind. Wir nehmen diese mit, um sie fit für den Verkauf zu machen. Wir päppeln die Pflanzen also auf.

Stella: Wir holen auch Pflanzen, die überschüssig sind. Die werden dann ausgeputzt und umgepflanzt. Sie bekommen frische Erde und werden gedüngt.

Marlene: Wir gucken außerdem auf „Kleinanzeigen“, um Pflanzen zu finden, die dort manchmal angeboten werden. In Nauheim haben wir Erdbeerpflanzen und Wasserlinsen von einer Frau bekommen. Wir haben dort alles von ihr abgeholt, das war sehr nett von ihr.

Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

Luise: Wir haben uns schon vorher getroffen und kennen uns schon länger. Da haben wir zum Beispiel Lehm selbst hergestellt und eine Mauer verputzt. Bei den Pflanzen hat es mit einer kleinen Kastanie angefangen, die haben wir gemeinsam großgezogen.

Stella: Wir wollen Pflanzen ein neues Zuhause geben. Es gibt nichts Schöneres als zu sehen, wie sie wachsen oder gar blühen.

Habt Ihr für Eure Arbeit denn Platz?

Stella: Ja, natürlich, wir haben extra zwei kleine Gewächshäuser von meiner Mutter zur Verfügung gestellt bekommen. Eines für winterharte Pflanzen und eines für Zimmerpflanzen, aber die kommen jetzt bald rein. Wir haben auch ein kleines Büro eingerichtet. Ich habe da einen Computer, da zählen wir alles auf. Also eine Liste mit allen Pflanzen, auf der vermerkt ist, welche wir hatten und welche wir schon wieder abgegeben haben.

Das ist ja wie eine Buchhaltung?

Marlene: Genau. Stella schreibt immer alles auf was wir haben und was wir wieder abgeben. Sie macht auch die Termine aus. Jeder von uns hat seinen Job. Also genau seine Aufgabe.

Wenn man sich in den beiden Gewächshäusern umschaut, sind da sehr viele Pflanzen. Die habt ihr doch nicht alle geschenkt bekommen, oder?

Stella: Stimmt, wir haben sehr viele Pflanzen. Wir machen davon Ableger. Zum Beispiel von einer Kalanchoe. Da haben wir jetzt schon wieder 60 Ableger. Etwas Besonderes ist es, dass wir auch unsere Erde selbst aus Kompost und unseren eigenen Dünger herstellen, und das mischen wir dann. Das ist alles biologisch.

Luise: Wir haben eigene Club-Planties-Pflanzen, die uns sehr ans Herz gewachsen sind. Die finden wir besonders schön. Eigentlich würden wir die nicht gerne abgeben. Vielleicht aber auch doch …

Da stellt sich die Frage: Was passiert mit allen Pflanzen?

Luise: Wir stellen Sie zum Beispiel aus, und wir laden Freunde und Bekannte ein, damit sie sich die anschauen können. Wir besuchen Basare oder machen vielleicht selbst einen. Zum Beispiel den Pflanzenflohmarkt in Nauheim oder bei einem Schrebergartenverein in Rüsselsheim.

Marlene: Wenn wir etwas für die Pflanzen bekommen, dann investieren wir es wieder. Zum Beispiel für eine Fahrt in den Palmengarten. Oder für Dünger.

Stella: Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn wir möglichst viele Pflanzen groß ziehen und sie dann verkaufen können.

Wie macht Ihr Euch denn bekannt?

Marlene: Wir haben T-Shirts, um auf uns aufmerksam zu machen. Wir basteln auch Werbeschilder, die wir in Vitrinen aufhängen wollen. Und sehr gerne würden wir einige Pflanzen im Rathaus in einer Vitrine zeigen, die wir gerettet haben. Bald wollen wir einen Flyer machen, da steht dann alles über uns drauf.

Luise: Es wäre toll und wir würden uns sehr freuen, wenn uns viele Leute kontaktieren, die sich für das, was wir machen, interessieren . Vielleicht können diese Menschen uns ein paar Pflanzen geben, damit wir sie wieder in Ordnung bringen.

Kann bei Euch jemand mitmachen?

Luise: Helfende Hände wären wirklich nicht schlecht. Aber wir sind eigentlich so etwas wie ein Familienbetrieb. Wir sehen uns drei als Familie. Ob und wie jemand mitmachen kann, darüber müssen wir eigentlich noch nachdenken.

Stella: Sicherlich könnten uns Menschen helfen, aber das werden wir sehen, wie wir das dann machen.

Luise: Für uns ist das eigentlich auch ein bisschen wie eine Berufung. Wir wollen damit auch mal Geld verdienen, in dem wir Pflanzen retten.

Stella, Deine Mutter sagte mir, Ihr setzt Euch noch anders für die Umwelt ein.

Stella: Ja, was wir nicht vergessen sollten, ist der Müll in der näheren Umgebung. Den sammeln wir ein. Das Flaschenpfand kommt in unsere Kasse und der Müll in die öffentlichen Tonnen.

Marlene: Ja, so ist eigentlich alles bei uns gut organisiert. Denn nur zusammen können wir der Umwelt helfen.

Luise: So lautet ja auch unser Motto: die zweite Chance.

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