Vom Segen des Kühlschranks

Von Peter Erfurth.

Auf einer Haushaltsseite wurde über die Vorteile von Kühlschränken berichtet. Die hiesigen Händler (Matri & Co., Jakob Mischlich, Jourdan & Co. KG., Wilhelm Horst und Friedrich Drott) haben die Gelegenheit benutzt und entsprechende Werbung geschaltet. Aus der Pfingstausgabe der Heimatzeitung von 1955:

Milionenwerte gehen jährlich der deutschen Volkswirtschaft – das heißt praktisch: anteilmäßig jedem einzelnen von uns – durch Verderb kostbarer Lebensmittel verloren. Weil wir sie nicht frischhalten. Während etwa 4 Millionen Hausfrauen aller Bevölkerungskreise in Stadt und Land elektrisch oder mit Gas kochen, gilt der Kühlschrank heute noch weitgehend als Luxusgegenstand.

Ganz zu Unrecht! Denn die Anschaffungskosten kommen im Laufe der Zeit ohne weiteres heraus, wenn mit seiner Hilfe keine Speisen mehr verderben. Und der tägliche Strom- oder Gasverbrauch ist minimal. Mehr als der Wert von ein paar Zigaretten kommen bei der richtigen Auswahl des Kühlschrankes täglich dafür kaum zusammen. Sauberer, bequemer und dazu noch billiger als mit dem Kühlschrank kann man heutzutage die Speisen nicht frisch halten und dem Verderb entreißen.

Jakob Mischlich mit seinen Töchtern vor seinem Geschäft

Das gewerkschaftswissenschaftliche Institut in Köln hat durch umfangreiche statistische Erhebungen ermittelt, daß ein Vier-Personenhaushalt mit 340 bis 400 DM Monatseinkommen im Wochendurchschnitt 1951 verbraucht hat: Butter: 309 g, Fette (außer Butter): 1237 g, Käse: 359 g, Eier: 10 Stück, Fleisch u. Fleischwaren: 2012 g, Frischfisch: 245 g, Fischdauerware: 207 g, Brot, Backwaren: 7092 g, Nährmittel: 2168 g, Kartoffeln: 9905 g, Gemüsekonserven: 266 g, Zucker: 383 g, Süßwaren: 224 g, Vollmilch: tägl. ca. 1,25 l. Davon müssen gekühlt werden: Milch, Butter, Fette, Eier, Fleisch- und Fleischwaren, Frischfisch.

Über diese Mengen hinaus können schon in einem Kühlschrank mit ca. 45 Litern Inhalt noch weiter untergebracht werden: Zwei Flaschen Wein, zwei Flaschen Bier, eine Flasche Spirituosen, Mehrbedarf an Speck, Wurst, Butter, Milch, Fleisch, Obst sowie ein Topf mit Resten (Pudding, Suppe).

Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;
pedepe@gmx.de

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