Worüber die Leute reden (313)
Von Rainer Beutel.
Nachts baden gehen ist im Sommer ein erfrischendes Erlebnis. Was sich allerdings an diesen kalten Tagen im Treburer Freibad abgespielt hat, spottet jeder neutralen Beschreibung. „In den letzten Wochen ist es vermehrt zu illegalen nächtlichen Besuchen im Treburer Freibad gekommen“, notiert die Gemeinde Trebur noch sachlich, um wenig später die traurigen Fakten zu nennen: Die Eindringlinge hätten „ihrer Zerstörungswut gegenüber Geräten und Einrichtungsgegenständen freien Lauf“ gelassen. Nicht nur gesprungene Glasscheiben, zerschmetterte Glas- und Porzellanaschenbecher, ein zerstörtes Insektenhotel sowie umhergeworfene Mülltonnen und Stühle seien die Folge gewesen. „Besonders ärgerlich und kostspielig“ sei die Demolierung des wasserspeienden Seehundes am Planschbecken, der jetzt ersetzt werden soll. Der Tonfigur wurde der Kopf abgeschlagen.
Die Farce mit den Radwegen beim Kreuzungsumbau infolge der im Frühjahr anstehenden Edeka-Markt-Eröffnung in Königstädten setzt sich fort. Zur Förderung des Radverkehrs hatte die Stadtverwaltung erwogen, eine Rechtsabbiegespur für Kraftfahrzeuge auf der L 3040 zu entfernen und dem geradeaus nach Rüsselsheim fahrenden Radverkehr Vorfahrt zu gewähren. Autofahrer, die Richtung Königstädten, zum neuen Markt und in das große Wohngebiet Blauer See abgezweigt wären, hätten künftig an einer Ampel warten müssen. Der Plan ist gescheitert, nachdem eine Mehrheit der Rüsselsheimer Stadtverordnetenversammlung auf CDU-Antrag das auch von Hessen Mobil unterstützte Vorhaben gestoppt hat.
Die Autobahn 67 soll vom Mönchhof-Dreieck vorbei an Königstädten, Nauheim und der Kreisstadt bis zur Anschlussstelle Lorsch ausgebaut werden. Bis 2030 soll das Projekt des Bundesverkehrswegeplans realisiert werden. Nicht nur Staus und andere Verkehrsbehinderungen werden folgen, sondern auch ein erheblicher Waldverlust. Was für Pendler vielleicht ein Segen sein wird – freie Fahrt von und nach Frankfurt – erzürnt Umweltschützer. Der BUND warnt vor gravierenden Folgen und spricht von einer der „schlimmsten Waldzerstörungen im hessischen Ried“. In den betroffenen Kommunen steht das Vorhaben offenbar überhaupt noch nicht auf der Agenda, erweist eine Nachfrage bei Bürgermeister Jan Fischer (Nauheim). Bislang habe es „noch keinen behördlichen Abstimmungsprozess“ gegeben, sagt er.
In Bildung investieren ist sinnvoll, und der Kreis Groß-Gerau nimmt das Thema zur Freude zahlreicher junger Familien sehr ernst. Bis 2030 sollen über eine Schulbauinitiative mehr als 450 Millionen Euro ausgegeben werden, um die Schulen im Umland auf Vordermann zu bringen. Davon sind rund 170 Millionen Euro für Grundschulen und 280 Millionen Euro für weiterführende Lehranstalten reserviert. Allein für die Beruflichen Schulen Groß-Gerau sind 70 Millionen Euro vorgesehen, für die Luise-Büchner-Schule 26,5 Millionen. Welche Kosten letztlich anfallen, wird mit Spannung erwartet. Der Ausbau der Nauheimer Grundschule zu einer Ganztagsschule war mit 17 Millionen veranschlagt worden, am Ende sind es laut Sachstandsbericht der Kreisverwaltung 21,5 Millionen Euro geworden.
Wie das letzte Aufgebot mutet das idyllisch im Nauheimer Wald gelegene Odenwaldklubhaus an. Es dient seit Jahresbeginn als Stützpunkt eines Waldkindergartens, der von der Gemeinde im Zusammenwirken mit dem Odenwaldklub Groß-Gerau eingerichtet wurde. Zwölf bis maximal 20 Kinder werden nun dort betreut. Im Klubhaus sollen sie sich nur aufhalten, wenn es regnet, ansonsten spielen sie im Freien. Hinter dieser guten Nachricht steckt eine traurige: Der Gemeinde fehlen reihenweise Kita-Plätze, je nach Rechnung zwischen 120 und 170. Eltern sind erzürnt, weil sie beruflich nicht planen können oder für teures Geld eine private Betreuung organisieren müssen. Die Kritik zielt auf eine Kommune, deren Kita-Planung einen merklichen Bevölkerungswachstum nicht berücksichtigt habe, heißt es. Und das bei einem neuen Haushaltsdefizit von knapp einer Million Euro, das nur durch Rücklagen ausgeglichen werden kann.