Worüber die Leute reden (321)

Von Rainer Beutel.

Die Verkehrs­behinderungen auf dem kreisstädtischen Südring werden voraussichtlich noch Monate länger anhalten, als es geplant war. Dafür sorgen vom Material- über Personalmangel und notwendigen Bodenuntersuchungen auch Schäden an der Fußgänger- und Radfahrerunterführung, die ebenfalls instandgesetzt werden muss. Vor dem Frühjahr ist wohl nicht damit zu rechnen, dass der Verkehr an dieser Stelle wieder reibungslos läuft. Mit anderen Worten: Wer zur Rush-Hour durch das Nadelöhr muss, sollte sich nach wie vor auf zusätzliche Fahrzeit einstellen.

Die Beziehungen zwischen der Stadt Rüsselsheim und dem 1956 eingemeindeten Ortsteil Königstädten funktionieren – na ja, irgendwie, muss man sagen. Wie anders ist die Aktion von einigen Einheimischen, darunter der Ortsvorsteher Karl-Heinz Schneckenberger persönlich (auf der Leiter), am alten Wiegehäuschen zu verstehen. Kurzerhand wurde das historische Kleinod mit sogenannten Rettungsdecken verkleidet, um der Stadt auf höchst ironische Weise zu signalisieren, dass die Sanierung der alten Waage nebst Umfeld seit vielen Jahren versprochen und nicht eingehalten wird. Ob die bald darauf vom Wind zerfetzten Silberfolien tatsächlich zur Rettung des Gebäudes führen oder eher den Ruf der „Kinsteerer“ als Bewohner eines etwas aufmüpfigen Stadtteils festigen, sei mal dahingestellt.

Die Mittelstraße in Groß-Gerau befindet sich nicht gerade im Fokus des öffentlichen Interesses, obwohl dort viele Menschen wohnen. Auf eine Besonderheit weist ein Leser, der nicht namentlich genannt werden möchte, dennoch hin: Zwischen Gehweg und Straße befindet sich ein Streifen, der als Blühwiese gedeihen soll. Es mag dort aus Sicht des einen oder anderen „unschön“ aussehen. Doch die Artenvielfalt mit allerlei Insekten entschädige für den nicht immer perfekten Anblick, heißt es sinngemäß auf kleinen Schildern. Dass trotz aller Bemühungen immer wieder auch Hundehalter dazu neigen, die kleinen Fleckchen weitgehend unberührter Natur als Toilette für ihre Vierbeiner zu missbrauchen, findet besagter Leser schlicht „zum Kotzen“. Das mache doch alles zunichte und habe „rein gar nichts mit Biodiversität zu tun“, findet der Anwohner.

Die Gemeinde Nauheim hat das klitzekleine Problem, sich am 26. Februar einen neuen Bürgermeister suchen zu müssen. Oder vielleicht eine Bürgermeisterin, wenn es denn, wie vom SPD-Ortsverein kurz vor Redaktionsschluss nun auch offiziell bestätigt, eine Kandidatin geben wird. Doch nicht mal das Geschlecht kümmert die Einheimischen so sehr. Wichtiger scheint einigen, dass das neue Gemeindeoberhaupt aus Nauheim stammt. Alles andere wird schon im Vorfeld jeder Chance, fachliche Qualifikationen unter Beweis zu stellen, abgetan, besonders gerne in Internetforen. Merkwürdig nur, dass Noch-Amtsträger Jan Fischer (CDU) und seine drei Vorgänger Ingo Waltz (SPD), Helmut Fischer (CDU) und Rudolf Zaich (SPD) allesamt nicht aus Nauheim kamen und doch beachtliche Leistungen erbracht haben. Der letzte Chef im Rathaus, der aus Nauheim stammte, war von 1969 an Hermann Reitz. Und den hat seine eigene Partei, die SPD, sang- und klanglos 1975 abgewählt.

Rainer Beutel
ist Redakteur beim WIR-Magazin;
rainer.beutel@wir-in-gg.de

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