Zum Gambrinus

Von Peter Erfurth.

Unterlagen aus dem Archiv des Groß-Gerauer Stadtmuseums

Kreisblatt von 1903: Der Baumwärter Winter ersucht um Wirtschaftskonzession für die in der Darmstädter Straße neuerbaute Hofreite der Unionbrauerei. Der Gemeinderat bejaht die Bedürfnisfrage und erteilt seine Zustimmung unter der Bedingung, daß W. Bei Übernahme des Wirtschaftsbetriebes seinen städtischen Dienst quittiert.

Kreisblatt von 1903: (gekürzt) Im Laufe dieses Jahres hat die hiesige Unionbrauerei, G.m.b.H., am Dornberger Bahnhof ein Restaurations- und Wohngebäude errichtet, das sich in Bezug auf seine solide und schöne Ausstattung innen und außen vorteilhaft von vielen ähnlichen Anlagen auszeichnet und dem hiesigen Platz zur Zierde gereicht. Der Parterrestock des Hauses enthält vor allem das große Wirtschaftszimmer längs der Front; es ist ein heller Raum mit glatter, hoher dunkelbraungetönter Holztäfelung, massiven Türen mit kräftigen Zierbändern, einfach hellgelb gekalkten Wänden und Balkendecke. Vereinigt mit den derben altdeutschen Tischen deutet es dem durstigen Gaste, einerlei ob Wandersmann, Landwirt oder Handwerker, kurz Jedem, schon an, daß hier für billiges Geld ein gutes Glas Bier und sonstige Labung zu haben ist. Daneben liegt ein kleinerer Raum, als „Colleg“ gedacht, mit einem Gewölb überspannt, mit gleichfalls hoher Holzlambris mit Sitzbänken, breitem Konsolbrett mit Schnitzereien in Tiroler Gothik, tiefrot getönt; ein Raum, echt lauschig und gemütlich. Ihm lagert eine geräumige Veranda vor mit weiter Aussicht in die fruchtbare Umgebung. Den ersten und zweiten Stock des Hauses nehmen Wohnräume ein. Die äußere Erscheinung ist die des altdeutschen Hauses, ein hohes Dach leuchtet mit roten Ziegeln in die grüne Landschaft jede Seite des Hauses schmückt ein Giebel; von denselben fällt besonders der vordere Holzgiebel auf durch seine im Geiste des Mittelalters erfundenen farbig ausgeschmückten Flach- und Kerbschnitzereien darunter die Inschrift: Deutsches Haus und Deutsches Land, schirm es Gott mit starker Hand.

Kreisblatt von 1903: Am vergangenen Donnerstag fand im neuen Restaurant „Zum Gambrinus“ am Dornberger Bahnhof das offizielle Eröffnungsessen statt, daß mit einer größeren Feierlichkeit verbunden war. Mit vollem Recht priesen die einzelnen Redner des Abends das Haus und Lokal als eine Zierde Groß-Geraus, das dem Unternehmungsgeist des Besitzers, der Unionbrauerei, alle Ehre macht. Der Erbauer desselben, Herr Architekt Schembs-Darmstadt erstattete seinen Dank dem als Bauherren anzusehenden Herrn Direktor Lud. Marxsohn und den Handwerksmeistern; namens letzterer toastete Herr Zimmermeister Gemeinderat Diehl auf die Bauleitung, Herr Bürgermeister Arnold auf den Groß-Gerauer Gewerbestand, während Herr Direktor L. Marxsohn ein Hoch ausbrachte auf Kaiser und Großherzog als Beschützerdes Friedens, wodurch doch nur solche Werke möglich seien. Küche und Keller des rührigen Wirtes, Herrn Adam Winter bewährten sich auf´s Beste, während gelungene humoristische Solovorträge und gemeinsam gesungene Lieder zur feuchtfröhlichen Stimmung der zahlreich erschienenen Teilnehmer bestens beitrugen. Die dicht besetzten Lokale erwiesen sich auch in Bezug auf Lüftung, allen Ansprüchen genügend und dürften wohl, da eine geräumige Veranda und ein großer Garten damit verbunden sind, stets zahlreiche Besucher anlocken, was auch wir von Herzen Wünschen.

Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;
pedepe@gmx.de

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