Neun Monate in Ecuador

Von Rainer Beutel.

Für Fiona Weber beginnt bald ein großes Abenteuer.
Oder sogar mehr. Anfang 2026 wird die junge Nauheimerin nach Ecuador reisen, um dort in einem Freiwilligenprojekt zu arbeiten. Mit 18 Jahren tritt sie den Gegenbeweis an, dass junge Menschen unserer Zeit – häufig als Gen Z über einen Kamm geschoren – in erster Linie hedonistisch geprägt sind.

Am 1. Januar 2026 fliegt sie nach Ecuador, um dort neun Monate in einem Bildungsprojekt zu arbeiten. Fiona Weber wird an der Schule Unidad Educativa Atahualpa in Quito Kinder, Lehrer und andere Erwachsene im Schulalltag unterstützen, vorzugsweise beim Erlernen der englischen Sprache. Sie wird wie eine Lehrerin arbeiten, voraussichtlich 40 Stunden in der Woche. Ihr Projekt ist eingebettet in den Freiwilligendienst der Organisation „Weltwärts“, die unter anderem mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird. Die Organisation erwartet von allen Teilnehmern Engagement, Fleiß und eine große Bereitschaft, sich in das fremde Land zu integrieren.

Fiona Weber und ihre neuen Freunde, die sie bei einem einwöchigen Vorbereitungsseminar in Potsdam kennengelernt hat, muss 25 Prozent der Kosten selbst aufbringen. Um dies zu schaffen, bittet sie um Unterstützung. Eigens dafür wurde ein Spendenkonto eingerichtet, auf das Freunde, Bekannte und Menschen einzahlen können, die erkennen, dass die „heutige Jugend“ sich eben nicht nur mit einem lockere Leben in gewohnter Umgebung begnügt. Zumindest nicht in toto. Im Gegenteil: Fiona Weber wird viel arbeiten müssen, um mit Gleichgesinnten den Erwartungen von „Weltwärts“ gerecht zu werden. Die Unterstützung von Kindern im Schulalltag gehört ebenso dazu wie die Hilfe bei den Hausaufgaben und die Gestaltung von Freizeitangeboten. Sie ist davon überzeugt, dass durch Begegnungen zwischen Menschen Brücken gebaut werden können. Dass sie dafür als junge Frau in ein südamerikanisches Land reist und sich – wie es ein Laie zunächst annimmt – einigen Gefahren aussetzen könnte, sieht sie anders.

Die junge Frau geht die Reise aufgeschlossen und unvoreingenommen an. Sie widerspricht vor allem einer europäisch geprägten Meinung, die oberflächlich den Zivilisationsgrad in Südamerika in Zweifel zieht. So weiß sie, dass sie mit Gleichgesinnten in einem Haus in Ibarra leben wird, eine Stadt, etwa so groß wie Darmstadt. „Die Leute dort leben glücklich“, betont sie. Klar, es gebe Krisen, wie überall auf der Erde. Sie gehe ihr Vorhaben jedoch „mit gesundem Menschenverstand“ an und werde sich sicherlich nicht in dunkle Ecken begeben. „Ich gehe ohne Angst und komme ohne Angst zurück“, sagt sie. Ihre Eltern haben volles Vertrauen in ihre Tochter und sind zuversichtlich, dass Fiona alles gewuppt bekommt. Sie wolle lernen, wie das Leben in einem anderen Teil der Welt aussieht und dort die Herausforderungen kennenlernen, erklärt Fiona Weber. Jedoch nicht als Urlaub, sondern in dem sie mit anpackt und Gutes für andere leistet. Sie möchte ihre „Energie und Freude einbringen, um die Kinder und Familien vor Ort zu unterstützen“.

Aufgewachsen ist sie in Nauheim, dann besuchte sie die Mittelpunktschule Trebur bis zur zehnten Klasse. Anschließend absolvierte sie an einer berufsbildenden Schule mit der Fachrichtung Mediendesign ihr Fachabitur. Ins Ausland, vor allem nach Südamerika, wollte sie „schon immer“, erinnert sie sich. Was Wunder, dass sie längst Spanisch spricht und sich über Land und Leute sachkundig macht, wann und wo immer es geht.

Dass sie ein Fußballtrikot der Nationalmannschaft aus Ecuador besitzt, ist nur eine Randnotiz. Vielmehr freut sie sich jetzt schon auf Ausflüge in die nähere und fernere Region von Ibarra, etwa in die Anden oder den Regenwald. Wen und was sie in Ecuador noch alles kennenlernen wird, ist Teil dieses „Abenteuers“. Die Unterkunft bekommt sie gestellt, das Haus für sie und insgesamt sechs Freiwillige werde noch gesucht. Auch der Flug werde bezahlt. Für ihre Arbeit vor Ort erhalte sie ein Taschengeld von 120 Dollar im Monat. Die Lebenshaltungskosten in Ecuador seien mit Deutschland nicht zu vergleichen, also weitaus niedriger, versichert sie. Eine Mahlzeit koste zwei bis drei Dollar. Kein Problem für sie, dass die Freiwilligen-WG für Verbrauchskosten in der Unterkunft aufkommen muss.

Nun hofft Fiona Weber auf möglichst viele Unterstützer. Jeder Euro trage dazu bei, Aufenthalt, Unterkunft und Mitarbeit zu ermöglichen. Über Social Media oder eine Website will sie über ihren Freiwilligendienst regelmäßig informieren, um andere daran teilhaben zu lassen. Spenden sind übers Internet möglich. Wer die Spendenseite aufruft, erfährt in der Überschrift, den vielleicht wichtigsten Aspekt des Freiwilligenprojekts: Für Fiona Weber ist die Reise „mehr als nur ein Abenteuer“. Es geht ihr darum, schon in jungen Jahren mit ihrem ehrenamtlichen Engagement anderen Menschen etwas zu geben – und das ist heutzutage wohl nicht mehr selbstverständlich.

Für dich vielleicht ebenfalls interessant …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert