Sommerpause in Berlin

Von Melanie Wegling.

Die letzte Sitzungswoche endete am 8. Juli. Vorerst werde ich also keine Termine in Berlin wahrnehmen und bleibe in meinem Wahlkreis. Oft werde ich gefragt, warum Abgeordnete überhaupt zwei Büros betreiben: eins im Bundestag und eins im Wahlkreis und warum sie immer zwischen Hauptstadt und Heimat pendeln, statt in Berlin zu bleiben. 

Abgesehen davon, dass mein Lebensmittelpunkt und meine Heimat hier liegen, bin ich zunächst einmal die direkt gewählte Abgeordnete für den Kreis Groß-Gerau. Die Menschen hier haben mich in den Bundestag gewählt, ihnen bin ich besonders verbunden. Mir ist es wichtig, die Themen, die die Menschen und Organisationen hier vor Ort beschäftigen, mit nach Berlin nehmen zu können. Darum organisiert mein Team im Wahlkreisbüro, das lokal sehr gut vernetzt ist, viele Termine vor Ort. Ich besuche Unternehmen und Genossenschaften, gemeinnützige Vereine und kulturelle Stätten, Schulen und Kitas und treffe mich mit Menschen auf Marktplätzen und zu Bürgersprechstunden, um zu hören, wo der Schuh drückt, welche Herausforderungen sich ihnen stellen und welche politische Unterstützung sie brauchen. 

So fließen die Themen und Ideen aus dem Kreis Groß-Gerau in meine Arbeit im Bundestag ein. Wenn ich z.B. eine Rede zum Thema Inflation halte, dann spreche ich auch über den Baustoffhändler aus Crumstadt, der vom Lieferengpass beim Baumaterial betroffen ist, oder von der Bäckerei aus Gernsheim, die ihre Backwaren wegen der gestiegenen Weizenpreise nur noch auf Lücke produziert, oder auch von meinem elterlichen Handwerksbetrieb, der neuerdings Fahrkostenpauschalen erhebt, damit sich die Anfahrt zu den Baustellen nicht zum Minusgeschäft entwickelt.

Während ich im Wahlkreis Generalistin und Ansprechpartnerin für alle Sorgen und Nöte, egal aus welchen Bereichen bin, so bin ich in Berlin Spezialistin für ganz besondere Themen. Für meine Fraktion, die SPD-Bundestagsfraktion, sitze ich in zwei Ausschüssen: im Finanzausschuss, wo ich mich mit dem Thema nachhaltige Finanzen beschäftige, und im Bauausschuss, wo ich für genossenschaftliches sowie junges Wohnen zuständig bin. Zudem bin ich Genossenschaftsbeauftragte und kümmere mich um das Thema Genossenschaften nicht nur im Wohnungsbereich, sondern generell. Das ist übrigens ein Alleinstellungsmerkmal: Keine andere Fraktion hat für dieses wichtige Thema eine Beauftragte benannt. Wann immer sich der Bundestag also mit meinen Themen beschäftigt, sei es, dass es eine Gesetzesinitiative gibt, einen Antrag der Opposition oder auch eine Vorlage der EU, dann beziehe ich dazu Stellung. Wenn es darüber zur Debatte kommt, halte ich eine Rede im Plenum. Außerdem treffe ich mich mit Interessenvertreterinnen und -vertretern aus diesen Bereichen, z.B. mit einer Initiative, die die Digitalisierung von Genossenschaftsgründungen vorantreiben möchte. All diese Termine, Stellungnahmen und Reden müssen inhaltlich sehr gut vorbereitet werden. Deswegen beschäftige ich im Bundestagsbüro Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich zum einen mit den politischen Abläufen im Bundestag und zum anderen mit meinen Berichterstatterthemen gut auskennen und mich in meiner fachlichen Arbeit unterstützen.

Doch erst einmal bin ich für die Arbeit in Berlin für längere Zeit entschuldigt. Denn die Sommerpause des Bundestages geht direkt in meinen Mutterschutz über. Erst im November werde ich wieder in Berlin an Sitzungen des Deutschen Bundestages teilnehmen. Vorher aber werde ich hier an dieser Stelle berichten, wie es ist, wenn Abgeordnete Kinder bekommen.

Melanie Wegling
ist direkt gewählte SPD-Abgeordnete
für den Kreis Groß-Gerau im Bundestag;
Melanie.wegling@bundestag.de

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