100. Geburtstag von Franz Flach
Von W. Christian Schmitt.
Wenn man so will, dann zählt er zu den Vorgängern von Jürgen Volkmann. Also zu jenen, die sich um das kulturelle Erbe der Kreisstadt Groß-Gerau verdient gemacht haben: Franz Flach, dessen 100. Geburtstag es demnächst zu feiern gilt, exakt am 9. September.
Als das Groß-Gerauer WIR-Kreisstadtmagazin im Sommer 2001 sich quasi schon in den Startlöchern befand, stellte sich die Frage, mit welchem redaktionellen Konzept, mit welcher Titelgeschichte und welchem Auftakt-Cover wir beginnen und unsere künftigen Leser überraschen könnten. Ich erinnerte mich an einen Namen, machte mich schlau und hörte, als ich von meinem Plan erzählte, Franz Flach, dessen 80. Geburtstag bevorstand, für ein Interview zu gewinnen, den Satz: „Das macht der nie“. Dabei hatte der einstige Stadtarchivar und Autor zahlreicher Bücher rückblickend doch so viel zu erzählen.
Doch so schnell geben Journalisten bekanntlich nicht auf. Ich suchte mir seine Telefon-Nummer heraus, rief ihn an und erzählte ihm von einem neuen Monatsmagazin, von dem bislang nur ein paar Eingeweihte (wie der Landrat, der Kreisstadt-Bürgermeister, der VHS-Leiter sowie der Gewerbevereins-Vorsitzende) etwas gehört bzw. gar ein Dummy gesehen hatten. Franz Flach hörte sich mein Angebot an, auch ihm das Kreisstadtmagazin vorzustellen, und so kam es zu der Begegnung bei ihm zuhause Am Burggraben 8.
Je mehr wir miteinander redeten, umso vertrauter und selbstverständlicher schien unser Gespräch. Ich erzählte ihm Details unseres Vorhabens und stellte ihm bei der Gelegenheit auch einige Fragen, bei denen ich auf Antworten hoffte. Das Tonband lief mit und Franz Flach, den manch einer eher als unzugänglich einstufte, erzählte von sich und seinem Leben: „Ich war Angestellter bei der Stadtverwaltung zu Zeiten als Dr. Lüdecke Bürgermeister geworden war. Der brauchte einen Assistenten für den damaligen Stadtarchivar Philipp Fuchs, und da hat er mich beauftragt, an zwei Nachmittagen in der Woche bei der Arbeit im Archiv zu helfen. Dr. Lüdecke wusste, dass ich mich für Geschichte interessiere“. Und Franz Flach plauderte munter weiter: „Als Philipp Fuchs starb, hat man mich einfach zum städtischen Archivpfleger mit dem schönen Titel Stadtarchivar gemacht.“ Auf meine Frage „Sie sind ja nicht nur Heimatforscher, sondern auch so etwas wie Stadtschreiber gewesen. Sie haben das aufgeschrieben, was ansonsten vielleicht in Vergessenheit geraten wäre“, antwortete er: „Ich bin eigentlich kein Heimatforscher, der Titel gefällt mir sowieso nicht. Irgendein Dichter hat mal geschrieben ‚Ich habe die Blumen gepflückt. Was ich dazu beigetragen habe, ist das Band, um sie zusammenzubinden‘. Bescheidener lässt sich eine Lebensleistung kaum beschreiben.
Auf nicht alles soll hier noch einmal eingegangen werden, was Franz Flach vor 20 Jahren vorausschauend ins Mikrofon sprach. Vielleicht nur dies noch. Auf die Frage, ob es „Nachwuchs“ gebe, der sich „genau so engagiert wie Sie für Groß-Gerau einsetzt“, antwortete er: „Ja, mein Nachfolger, Museumsleiter Jürgen Volkmann, ist durchaus der richtige Mann am richtigen Platz…“.
Mehr als ein Dutzend Bücher von Franz Flach sind nach wie vor auch antiquarisch zu kaufen, u.a. „Das Gotteshaus auf dem Kerchehewwel“, „Marktplatzgeschichten“ oder „Vier Städte in Europa – Groß-Gerau und seine europäischen Partnerschaften“. Wer auf Google Franz Flach eingibt, mag erstaunt sein, dass es sogar einen Franz-Flach-Weg gibt – allerdings nicht in Groß-Gerau, sondern in Haldenwang im Allgäu. Aber vielleicht ist ja noch nicht aller Tage Abend.