Beratung für Arbeitgeber

Von Ulf Krone.

Im Auftrag des Landeswohlfahrtsverbands (LWV) hat das Integrationsamt in der Vergangenheit in Hessen ein flächendeckendes Netz an Integrationsfachdiensten eingerichtet, sprich: Fachberatungsstellen zum Thema Behinderung und Arbeit. Durch individuelle Beratung von schwerbehinderten, behinderten oder von Behinderung gefährdeten Menschen, aber auch von Arbeitgebern, Schwerbehindertenvertretungen, Betriebs- und Personalräten soll die Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen gesichert und gefördert werden.

Doch das Thema ist komplex, und die Hürden, einen behinderten oder schwerbehinderten Menschen einzustellen, sind für die Unternehmen hoch. Das liegt zum einen an der typisch deutschen, mit zahlreichen Vorgaben und Stolpersteinen gespickten Bürokratie, zum anderen an den verschiedenen Fördermöglichkeiten, die ebenfalls nicht leicht zu überblicken sind, und nicht zuletzt häufig an der fehlenden Erfahrung der Arbeitgeber im Umgang mit behinderten Menschen im beruflichen Umfeld.

Aus diesem Grund wurden, finanziert durch den LWV, über verschiedene Träger in den Kreisen Einheitliche Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA) geschaffen, die mit dem Integrationsamt, den Agenturen für Arbeit, den Jobcentern, den Renten- und Unfallversicherungsträgern sowie den Integrationsfachdiensten kooperieren. 2023 hat auch Groß-Gerau eine EAA bekommen, Träger ist der Frankfurter Verein für soziale Heimstätten. WIR-Redakteur Ulf Krone hat die Fachberaterin Berit Rougier in der EAA in der Kreisstadt besucht und mit ihr über diese neue Anlaufstelle für Arbeitgeber in Sachen Inklusion gesprochen.

Seit Oktober vergangenen Jahres gibt es auch in der Kreisstadt für den Kreis Groß-Gerau eine sogenannte Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber. Was kann man sich darunter vorstellen?

Berit Rougier: Die EAA ist eine kostenfreie Beratungsstelle für Arbeitgeber, die Menschen mit Schwerbehinderung beschäftigen, einstellen oder ausbilden möchten. Wir unterstützen und lotsen Arbeitgeber durch den oft unübersichtlichen Dschungel der Fördermittel.

Wer steckt hinter der EAA, und wie wird das Ganze finanziert?

Berit Rougier: Die EAA-Fachberater/innen arbeiten im Auftrag des Integrationsamtes. Finanziert werden sie durch die sogenannte Ausgleichsabgabe. Arbeitgeber mit mehr als 20 Arbeitsplätzen sind gesetzlich verpflichtet, mindestens 5 % ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Erfüllen sie diese Quote nicht, zahlen sie eine Ausgleichsabgabe.

Was genau sind die Aufgaben der EAA? Wie unterstützen Sie die Unternehmen ganz konkret?

Berit Rougier: Zuallererst beraten wir unverbindlich. Was ist zu tun, wenn ich eine/n Mitarbeiter/in einstellen möchte? Geht das? Ist mein Betrieb geeignet? Vielleicht gibt es schon eine konkrete Person und man kann über die individuellen Möglichkeiten sprechen. Wir lotsen, unterstützen bei Anträgen und schauen, was genau es für die einzelne Person und den Betrieb braucht. Falls wir weitere Unterstützung benötigen, die über unsere Kompetenzen hinausgeht, leiten wir zu der entsprechenden Stelle über.

Wie sind Sie zur EAA gekommen? Haben Sie zuvor schon mit körperlich oder geistig beeinträchtigten Menschen gearbeitet?

Berit Rougier: Ja, ich habe vier Jahre in einem Berufsförderungswerk Menschen mit Seh- und Hörbehinderung ausgebildet und danach fast fünf Jahre sehbehinderte und blinde Menschen in einem Reha-, Beratungs- und Schulungszentrum im Bewerbungsprozess begleitet. Im Rahmen dieser Arbeit hatte ich immer blinde und sehbehinderte Kollegen und Kolleginnen, mit denen ich sehr eng zusammengearbeitet habe.

Wo liegen Ihrer Einschätzung zufolge die Chancen für Unternehmen, die Menschen mit einer Schwerbehinderung ausbilden und/oder beschäftigen wollen?

Berit Rougier: In meinen Augen zeichnet sich die Zusammenarbeit in inklusiven Teams durch eine besondere Form des rücksichtsvollen aufeinander Achtens aus. Gegenseitige Unterstützung und Rücksichtnahme ist oft selbstverständlicher. Ich sehe an diesem Punkt Inklusion auch nicht als Einbahnstraße, sondern vielmehr als ein Mitwirken aller Beteiligten am Teilhabeprozess, um ein Gelingen zu gewähren. Mit Blick auf den Fachkräftemangel ist hier eine Chance für beide Seiten zu sehen.

Berit Rougier
ist Fachberaterin in der EAA in der Kreisstadt, Mainzer Str. 72, 64521 Groß-Gerau,
Tel.: 01520-3201867; berit.rougier@frankfurter-verein.de

www.frankfurter-verein.de

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