Vergangenheit verstehen

Von Ulf Krone.
Im Vorstand der Heimatpflege Klein-Gerau hat es zuletzt Veränderungen gegeben. Die bisherige Stellvertreterin Britta Klappich-Nowak hat das Amt der Vorsitzenden nun von Gerd Reinheimer übernommen, der über die vergangenen Jahre hinweg die Geschicke des Vereins geleitet hat. Auch darüber hinaus gab es Veränderungen im Vorstand. Welche genau und was das für die Ausrichtung und Arbeit des Vereins bedeutet, hat WIR-Redakteur Ulf Krone bei der neuen Vorsitzenden nachgefragt.
Sie sind zwar schon lange im Verein engagiert, seit 2018 gar als Stellvertreterin von Gerd Reinheimer. Stellen Sie sich unseren Lesern bitte trotzdem noch einmal kurz vor!
Britta Klappich-Nowak: Ich bin verheiratet, Mutter eines erwachsenen Sohnes und Großmutter eines niedlichen Enkelsohnes. Ich habe Literaturwissenschaften, Philosophie und Soziologie mit dem Abschluss eines Magister Artiums studiert, die Facultas der Evangelischen Kirche erworben und über zwanzig Jahre hauptsächlich in Grundschulen unterrichtet, in Klein-Gerau, immer dienstags, evangelische Religion.
Meinen Mädchennamen Klappich trage ich bewusst und mit einem gewissen Stolz, schließlich gibt es den Namen Klappich seit ungefähr 400 Jahren in Klein-Gerau. Mein Großvater, Heinrich Klappich VI. hatte zusammen mit dem Klein-Gerauer Heimatforscher Heinrich Engel den Stammbaum der Klappichs erstellt. Bis auf kurze Unterbrechungen habe ich immer in Klein-Gerau gelebt. Etwa seit 2017 wurde ich von einem aktiven Mitglied der „Heimatpflege“, Frau Meta Calliebe, gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, Mitglied der „Heimatpflege“ zu werden und auch mitzuarbeiten.
Welche Veränderungen hat es im Vorstand der Heimatpflege sonst noch gegeben?
Britta Klappich-Nowak: Unser Vorstand ist durch seine neuen Mitglieder deutlich „verjüngt“. Unser jüngstes Vorstandsmitglied (als Beisitzer), Max Müller, ist Mitte zwanzig und bringt mit seinen Interessen und der Nutzung von Social Media neuen Schwung in die Vorstandsarbeit. In neuer Funktion wirken Klaus-Dieter Niedling (Stellvertretender Vorsitzender) und Alexander Iser (Kassenwart) weiter mit. Neu im Vorstand sind Bernhard Nowak (Schriftführer), sowie Leonhard (Hardy) Schmidt und Uwe Linke als Beisitzer.
Ich denke, dass wir ein gutes Team bilden und unsere Ideen und Pläne zusammen sehr gut umsetzen können. Wichtig sind auch all die Helfer im Hintergrund, denn ohne ihre tatkräftige Unterstützung wäre die Durchführung der „Babbelnachmittage“ deutlich aufwendiger.
Und wie sieht es mit dem Nachwuchs aus? Haben jüngere Generationen noch Interesse an lokaler Geschichte?
Britta Klappich-Nowak: Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Lokale Geschichte ist sicherlich nicht unbedingt im Fokus. Junge Menschen haben – verständlicherweise – den Blick eher nach vorne in die Zukunft gerichtet. Wir möchten versuchen, mit Hilfe von Social Media junge Menschen zu erreichen und zeigen, dass die Beschäftigung mit lokaler Geschichte durchaus spannend sein kann. Auch die direkte Ansprache und Überlegungen zu gemeinsamen Aktionen könnte vielleicht das Interesse an der Geschichte dieser Gemeinde wecken.
Was ist Ihre persönliche Motivation für Ihr Engagement, welche Bedeutung hat die Arbeit im Verein für Sie?
Britta Klappich-Nowak: Die Beschäftigung mit Geschichte ganz allgemein ist für mich ein wichtiges Element zum Verständnis unserer Gesellschaft. Dies gilt auch im kleinen Maße, für die Geschichte unserer Gemeinde, für diesen Lebensort. Für mich gilt, wenn ich über die Vergangenheit Bescheid weiß, verstehe ich vieles in der Gegenwart besser, sehe ich mehr Möglichkeiten für Gestaltungsräume in der Zukunft. Die Arbeit in der Heimatpflege bietet neben der Beschäftigung mit Geschichte auch das Kennenlernen von Geschichten.
Bereits als kleines Mädchen habe ich meine Großmutter bei Einkäufen und Besuchen begleitet und fasziniert all den Gesprächen, diesen für mich spannenden Geschichten, zugehört. Ich bin bis heute ein Geschichtensammler geblieben und höre ausgesprochen gerne älteren Mitbürgern zu, die über einen großen Geschichtenreichtum verfügen. Durch die Erzählungen von individuellen Erlebnissen, Erfahrungen, Erinnerungen wird so vieles, das oft recht abstrakt oder gar sperrig erscheint, viel anschaulicher, lebendiger, greifbarer. Für die Heimatpflege gilt es natürlich, all diese Erzählungen, die Ereignisse unserer Gemeinde, zu veranschaulichen, aufzuarbeiten und zu bewahren – sonst geht dieses Wissen verloren.
Welche Ziele wollen Sie mit der Heimatpflege verfolgen, wo sollen künftig die Schwerpunkte liegen?
Britta Klappich-Nowak: Nach wie vor möchten wir unsere „Babbelnachmittage“ mit kleinen Vorträgen zu den verschiedenen Themen gestalten, die zu Gesprächen mit allen Teilnehmern anregen sollen. Ausflüge, gerade auch in die nähere Umgebung, sind ebenfalls geplant. Wichtig ist uns auch, mit den anderen Vereinen in der Gemeinde in einen regeren Austausch zu kommen. Aktionen, wie zum Beispiel Ausflüge, lassen sich durchaus gemeinsam planen.
Wir möchten mit der Nutzung moderner Medien gerne auch Menschen erreichen, die bislang noch nichts oder wenig von der „Heimatpflege“ wahrgenommen haben. Um dies umzusetzen, wurde ein Arbeitskreis Technik gebildet, der sich um Konzeption und Umsetzung kümmert. Vielleicht hat ja die eine oder andere Person Interesse daran, uns näher kennenzulernen oder sogar Mitglied der „Heimatpflege“ zu werden.
Was kommt als nächstes? Gibt es schon geplante Veranstaltungen?
Britta Klappich-Nowak: Für den 16. November, das ist der Volkstrauertag, ist um 14:30 Uhr der nächste „Babbelnachmittag“ geplant. Das Thema dafür ist: „Der Tod im Wandel der Gesellschaft“.
Ausgehend von dem veränderten Bestattungsgesetz in Rheinland-Pfalz sollen Veränderungen in der Art der Bestattung auch hier vor Ort, der Wandel der Riten, Bräuche und Traditionen im Umgang mit dem Tod und der Trauer aufgezeigt werden. Ich denke, gerade die älteren Besucher des „Babbelnachmittags“ haben noch Erinnerungen an die früheren Zeiten und können mit ihren Erfahrungen viel zu diesem Thema beitragen.






