Die Römer auf Esch
Von Jürgen Volkmann.
Vom 10. Juni bis 10. September verlässt das kreisstädtische Stadtmuseum seinen Bau am Marktplatz und begibt sich einmal mehr mit einer Ausstellung unter den freien Himmel. Diesmal in den Groß-Gerauer Stadtteil Auf Esch, wo sich einst ein römisches Kastell und eine Siedlung befand.
„An der Römerbrücke“, „Am Kastell“, „Hadrianstraße“ lauten einige Straßennamen im jüngst bebauten Groß-Gerauer Stadtteil Esch III. Und tatsächlich handelt es sich nicht um eine willkürliche Namensgebung als Ausflug in die europäische Kulturgeschichte, sondern um unsere Groß-Gerauer Geschichte selbst. Zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert n. Chr. siedelte Auf Esch eine romanisierte Bevölkerung aus Kelten und Germanen, die zunächst das römische Obergermanien durch eine Kette von Kastellen nach Osten hin sicherte. Das Groß-Gerauer Kastell wurde zwischen 69 und 79 n. Chr. in der Zeit von Kaiser Vespasian errichtet und übrigens vor genau 125 Jahren entdeckt. Als wenige Jahrzehnte später der Limes errichtet wurde, zogen die Soldaten in den Dieburger Raum. In Groß-Gerau verblieben jedoch Kaufleute, Handwerker und die Landbevölkerung in der Zivilsiedlung, dem Vicus Auf Esch, der bis zum Rückzug der Römer Mitte des 3. Jahrhunderts über den Rhein seine Bedeutung behielt. Eine Freiluftausstellung des Stadtmuseums soll nun vom 10. Juni an auf dem Eschplatz demonstrieren, wie die Bevölkerung zur Römerzeit dort gelebt hat. Ein reichhaltiges Material an Fotos, Grabungsplänen und Luftbildern lässt lebendig werden, was dort vor knapp 2000 Jahren stattgefunden hat: Handwerker, Kaufleute, Gaststätten, ein Militärbad, das Kastell und ein großes Gräberfeld, das mit seinen Grabbeigaben einen großen Fundus an Gegenständen hinterlassen hat, die inzwischen im Stadtmuseum zu betrachten sind. Die Betrachter und insbesondere die heutigen Bewohner des Stadtteils werden u.a. nachvollziehen können, wo sich römische Spuren mit ihrem aktuellen Wohnstandort in Deckung bringen lassen.
Am 2. Juli 2023 von 11 bis 17 Uhr veranstaltet der Förderverein Stadtmuseum den Römertag auf dem Eschplatz. Darsteller zeigen römisches Militär, Handwerk und Alltagskultur. Mit dabei sind keltische Hilfstruppen und Legionäre sowie der Nachbau eines großen Flachschiffes, wie es auf dem Landgraben gefahren ist. Für das leibliche Wohl sorgen römische Speisen und bei Führungen durch den Stadtteil können die alten Originalschauplätze entdeckt werden. Ein wunderbarer Ausflug für die ganze Familie.
Weitere Informationen zum Stadtmuseum finden Sie unter www.gross-gerau.de