Ein Pflänzchen in die Erde gesteckt
Von Ulf Krone.
Die Errichtung der BeNe Stiftung ist das Herzensanliegen von Bernd Neumann. Der Groß-Gerauer, der die meiste Zeit seines Lebens auf Kontinenten außerhalb Europas verbrachte, will damit fördern, was ihn immer mit seiner Heimat verbunden hat und schließlich dorthin zurückzog: Das kulturelle und gesellschaftliche Leben im Gerauer Land und seine unverwechselbare Natur. Ulf Krone hat bei ihm nachgefragt.
Herr Neumann, Sie sind Groß-Gerauer, haben aber viel Zeit im Ausland verbracht. Wie hat es Sie in die weite Welt verschlagen, und wie kam es, dass Sie nun wieder in die Kreisstadt zurückgekehrt sind?
Bernd Neumann: Ich war ein Scheidungskind und hatte keine gute Jugend hier in Groß-Gerau. Weder von meinem Stiefvater und erst recht nicht von meiner Mutter erhielt ich die Anerkennung, die man als junger Mensch braucht. Nach meiner Lehre zum Maschinenbauer in Darmstadt und der Zeit bei der Bundeswehr hielt mich ehrlich gesagt nichts mehr in der Heimat. Auf Vermittlung meines Stiefvaters, mit dem ich mich später doch sehr gut verstanden habe, erhielt ich 1964 einen Job bei Volvo in Schweden. Dort gab es eine internationale Community, wie ich das bis dahin nicht kannte. Im Freundeskreis sprachen wir viel von anderen Ländern, in denen man arbeiten könnte. Und das gefiel mir. Ich ließ mich über eine Organisation für zwei Jahre auf einen Job nach Südafrika vermitteln. Nach dieser Zeit brach ich dann auf eine mehrmonatige Reise durch Afrika und Asien auf, die mich in meine zweite Heimat, nach Australien, führen sollte. In Sidney habe ich dann insgesamt 33 Jahre gelebt und in internationalen Unternehmen gearbeitet. Die Sehnsucht nach anderen Ländern blieb immer. So sehr ich die Zeit der Abenteuer und der vielen internationalen Freundschaften genossen habe – so wusste ich doch immer, dass ich in Groß-Gerau alt werden wollte.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine eigene Stiftung zu gründen?
Bernd Neumann: Als junger Mensch war mir meine Freiheit wichtig. So habe ich auch nie eine Familie gegründet. Verwandtschaft ist auch keine mehr da, die erben könnte. Aber es gab immer den Wunsch, etwas Bleibendes zu hinterlassen. Da las ich eines Tages im Groß-Gerauer Echo einen Artikel über die Lucy Weinert-Stiftung mit Sitz in Trebur. Das war für mich eine Initialzündung. Ich habe mich dann von meinem Steuerberater und einer spezialisierten Frankfurter Kanzlei beraten lassen. Vor allem lernte ich, wie wichtig es ist, dass die Stiftung noch zu Lebzeiten errichtet wird.
Andere Menschen würden vielleicht das vorhandene Vermögen aufbrauchen.
Bernd Neumann: Ich habe keine Reichtümer zu verteilen, bin nicht mit einem Sack voll Gold aus dem Outback hierher zurückgekommen. Ich habe als Angestellter fairen Lohn verdient, war in Australien an einer Gärtnerei beteiligt und lebe hier im elterlichen Haus. Freunde haben vorgeschlagen, andere Dinge mit dem Geld zu machen. Aber ehrlich: Ich habe kein Interesse an teuren Autos. Und gereist bin ich wahrlich genug, insgesamt wohl elfmal rund um die Welt. Anfangs hatte ich keine Ahnung, wie ich das mit der Stiftung hinbekommen würde. Ich wusste aber schnell, dass es der richtige Weg ist.
Was liegt Ihnen dabei besonders am Herzen? Wer oder was soll gefördert werden?
Bernd Neumann: Der Schutz von Tier und Natur lag mir immer schon am Herzen. Insofern sah ich darin einen für mich zentralen Förderzweck. Eine andere für mich wichtige Themengruppe kann ich zusammenfassen mit den Stichwörtern Kunst, Kultur, traditionelles Brauchtum und Religion. Und nicht zuletzt ist die Förderung der Jugend und dem damit verbundenen Sport ein großes Anliegen. Mir geht es insgesamt darum, das lebendige kulturelle und gesellschaftliche Leben im Gerauer Ried und die unverwechselbare Natur zu fördern. Denn das ist es, was mich auch wieder zurückgebracht hat in meine Heimat. Und ganz bewusst werden mit dem Stiftungsgeld Projekte und Organisationen gefördert, die ihr Wirkungsgebiet im Kreis Groß-Gerau haben.
Wie muss man sich die Arbeit der Stiftung vorstellen? Wer trifft die Entscheidungen, was gefördert wird? Und was ist seit dem Start im Januar geschehen?
Bernd Neumann: Die BeNe Stiftung ist seit Januar 2021 vom Regierungspräsidium Darmstadt nach § 80 des Bürgerlichen Gesetzbuches und § 3 des Hessischen Stiftungsgesetzes anerkannt. Es handelt es sich um eine sogenannte Ewigkeitsstiftung. Das heißt: Der Stiftungszweck wird ausschließlich aus Zinsen und sonstigen Einnahmen verwirklicht; das Stiftungsvermögen selbst bleibt dabei unangetastet. Es gibt einen Stiftungsvorstand mit mir als Vorsitzendem, dem Steuerberater Michael Schuhknecht als meinem Stellvertreter und mit Jörg Leinekugel. Darüber hinaus gibt es einen Beirat. In ihn wurden fünf unternehmerisch und wirtschaftlich erfahrene Persönlichkeiten berufen. Gemeinsam recherchieren und beraten wir, welche Projekte die Stiftung jährlich fördert. Übrigens kann man sich um die Fördergelder aus der Stiftung bewerben. Wir haben dazu eine Anleitung auf unsere Website www.benestiftung.de gestellt. Noch können wir keine großen Sprünge machen. Zurzeit verfügen wir über eine jährliche Ausschüttungssumme im Höhe von 1.400 Euro. Diese Summe wird von Jahr zu Jahr wachsen.
Was sind für Sie wichtige Ziele in der Zukunft?
Bernd Neumann: Ich habe ein Pflänzchen in die Erde gesteckt. Und jetzt kann die Stiftung weiterwachsen, nicht nur mit dem Stiftungskapital. Was viele nicht wissen: Man kann in seinem Testament verfügen, das eigene Vermögen oder bestimmte Beträge als sogenannte Zustiftung in den Grundstock einer anderen Stiftung einzubringen. Das eingebrachte Kapital wird langfristig angelegt und kommt auch nach Jahren noch den Stiftungszielen zugute. Jeder Euro fördert langfristig die Zukunft unserer Heimat. Und da die BeNe Stiftung gemeinnützig ist, kann man auch mit Spenden ausgesuchte Projekte unterstützen – selbstverständlich gegen eine Spendenbescheinigung. Mein Antrieb ist, den Impuls für eine lebendige Stiftung und für sehr lange Zeit gegeben zu haben.
Die BeNe-Stiftung wurde im Dezember 2020 errichtet und im Januar 2021 vom Regierungspräsidium Darmstadt anerkannt. Weitere Informationen unter: www.benestiftung.de