Gegen das Töten in Gaza

Von Alfred Harnischfeger.
Die Gaza-Aktion am 23. Juni 2025 war ein großer Erfolg: Über 130 Erstunterzeichner, mehr als dreitausend Aufrufe des Groß-Gerauer Appells über LamaPoll und ein gut gefüllter Marktplatz während der Kundgebung. Die Veranstalter resümieren, dass Inhalt und Form hervorragend harmonierten. Der allgemeine Tenor lautete: Es war eine kluge Entscheidung, ein überparteiliches Bündnis zu wählen.
Dr. Harald Braun schaffte es bereits nach wenigen Minuten, den Anwesenden eine Plattform zu bieten, um ihr Entsetzen über den brutalen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 auszudrücken. Gleichzeitig wollten die Teilnehmer ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk in Gaza bekunden. Angesichts der Zerstörung ganzer Viertel durch das israelische Militär und der vielen Opfer unter Frauen und Kindern, erklärten sie: „Wir können nicht länger schweigen, sonst machen wir uns mitschuldig.“
Und wie ist der Stand heute? Nach dem vorläufigen Ende des Krieges gegen den Iran intensiviert die israelische Armee wieder ihre Bombardierungen in Gaza. Hunderte Familien werden aufgefordert, den Norden zu verlassen. Die deutsche Regierung rät dringend von Reisen nach Gaza ab, während die US-Regierung ihren Mitarbeitern Reisen dorthin untersagt hat. In Israel demonstrieren weiterhin Tausende Menschen für die Freilassung der verbliebenen Geiseln.
Nach der Kundgebung am 23. Juni bedankten sich zahlreiche Personen bei den Veranstaltern für die Möglichkeit sich solidarisieren zu können. Auch Liedermacher Bodo Kolbe und Hauptredner Johannes Zang wurden viel Anerkennung zuteil. Die Menschen lobten die Initiative, die passenden Lieder und die beeindruckende Rede des Publizisten Johannes Zang, der neun Jahre seines Lebens in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten gelebt und gearbeitet hat.
Was vielen Teilnehmern in den Gesprächen direkt nach der Kundgebung wichtig war: In jedem Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer. Daher ist freier Journalismus von größter Bedeutung. Zang betonte, dass dieser Krieg bereits jetzt der tödlichste für Journalisten ist. In den 626 Tagen des Gaza-Krieges wurden mehr Journalisten getötet als in beiden Weltkriegen zusammen. Unsere Regierung und die EU bestehen jedoch darauf, Israel weiterhin militärisch, juristisch und politisch zu unterstützen. Zang griff diese Forderungen von Harald Braun auf und erklärte, dass dies grundfalsch und letztlich selbstschädigend für Israel sei. Viel Beifall erhielt er, als er sagte: „Ich fordere, dass Politiker und Medien nicht nur die Kriegsverbrechen der Hamas oder des Islamischen Jihads benennen und verurteilen, sondern auch die der israelischen Armee. Ich verlange, dass deutsche oder europäische Politiker der ethno-nationalistischen Regierung Israels endlich rote Linien aufzeigen, wie es viele im israelischen Friedens- und Menschenrechtslager seit Jahrzehnten fordern“.
Der Liedermacher Bodo Kolbe hatte drei Liedtexte ausgewählt, die der gelungenen Kundgebung zur Wahrung der Menschenrechte und gegen Kriege, wo auch immer sie stattfinden, einen passenden Rahmen gaben. Besonders das Lied „Donna, Donna“ beeindruckte und rührte die Menschen. Der Text handelt von einem Kälbchen, das auf einem Wagen zur Schlachtbank transportiert wird. Eine Schwalbe dreht Pirouetten am Himmel. Das Kalb schreit, und der Bauer antwortet: „Wer sagt denn, dass du ein Kalb sein sollst? Du hättest doch auch eine Schwalbe sein können.“ Das Lied endet damit, dass hilflose Kälber geschlachtet werden, aber wer Flügel hat, fliegt nach oben und ist niemandes Knecht.
Zum Schluss: Wir treten dafür ein, dass die Menschen überall in Würde und Freiheit selbstbestimmt leben dürfen.

Der Groß-Gerauer Appell im Wortlaut
Stoppt das Töten in Gaza! Wir können nicht länger schweigen.
Was am 7. Oktober 2023 geschah, war ein furchtbares Verbrechen. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel war grausam, brutal und menschenverachtend. Hunderte unschuldige Menschen wurden ermordet, Familien zerstört, Kinder verschleppt. Wer so etwas tut, stellt sich gegen jedes menschliche Miteinander. Wir verurteilen diesen Angriff mit aller Schärfe.
Das, was seitdem im Gazastreifen geschieht, ist ebenfalls ein Verbrechen. Und es geschieht Tag für Tag – mit Waffen, die auch aus Deutschland kommen. Hunderttausende Menschen in Gaza haben kein Zuhause mehr. Ganze Stadtviertel sind in Schutt und Asche gelegt. Krankenhäuser werden bombardiert. Kinder sterben unter Trümmern. Eltern tragen ihre toten Kinder durch die Straßen. Es fehlt an allem – Wasser, Strom, Essen, Hoffnung. Die meisten Opfer sind Zivilisten. Frauen, Männer, Alte, vor allem: Kinder. Wie viele tote Kinder brauchen wir noch, bis wir aufwachen?
Wir sagen klar: Das hat nichts mehr mit Selbstverteidigung zu tun.
Das ist eine Bestrafung eines ganzen Volkes – und das ist nicht hinnehmbar.
Deutschland hat eine besondere Beziehung zu Israel – aus guten Gründen. Unsere Geschichte verpflichtet uns! Unsere Geschichte verpflichtet uns auch, niemals wieder wegzusehen, wenn Unrecht geschieht. Auch dann nicht, wenn es von einem befreundeten Staat begangen wird.
Wer wirklich Freund ist, schweigt nicht, wenn dieser Freund sich verirrt. Wer wirklich an Israel glaubt, darf nicht zuschauen, wie es sich selbst und seine Werte zerstört. Es reicht nicht, Gräber zu zählen. Wir müssen dafür sorgen, dass keine neuen entstehen. Denn jedes tote Kind – egal ob israelisch oder palästinensisch – ist ein Kind zu viel.
Frieden beginnt mit einem Stopp der Gewalt.
Menschlichkeit beginnt mit einem Stopp des Wegsehens.
Gerechtigkeit beginnt mit einem Stopp der Waffen.
- Wir appellieren an die Hamas: Stoppen Sie den Terror, lassen Sie die Geiseln frei und kapitulieren Sie bedingungslos, um das Leid der Zivilbevölkerung zu beenden.
- Wir appellieren an die israelische Regierung: Beenden Sie den Rachefeldzug und stoppen Sie die Angriffe auf zivile Ziele.
- Wir appellieren an die Bundesregierung: Stoppen Sie sofort alle Waffenlieferungen an Israel! Setzen Sie sich mit allem politischen Gewicht für einen Waffenstillstand ein! Erheben Sie Ihre Stimme – nicht irgendwann, sondern jetzt!
Wir können nicht länger schweigen, sonst machen wir uns mitschuldig.
Mehr als 130 Menschen haben als Erstunterzeichner den Groß-Gerauer Appell unterschrieben. Jetzt können sich alle beteiligen: Online auf lamapoll.de
V.i.S.d.P. Alfred Harnischfeger, Franziska Schröder, Dr. Harald Braun