Gottesdienst mal im Museum

Von Rainer Beutel.

Lena Brugger ist neue Pfarrerin in Trebur. Die 27-jährige Geistliche hat bereits einiges von der Welt gesehen und ist fest entschlossen, ihre Erfahrungen als Hirtin der evangelischen Kirchengemeinde Trebur einzubringen. Im Interview mit WIR-Redakteur Rainer Beutel erklärt sie ihre Ziele und Visionen, etwa von Gottesdiensten an ungewöhnlichen Orten.

Frau Brugger, mit 27 Jahren haben Sie schon einiges von der Welt gesehen. Sie waren, wie ich gehört habe, in den USA und in Südamerika. Jetzt sind Sie Pfarrerin in Trebur.

Lena Brugger: Richtig, ich war mit 15/16 Jahren  für ein Schuljahr in Paraguay und nach dem Abitur in den USA. Dort habe ich mit Diakonissen, also so was wie evangelische Nonnen, gearbeitet, und danach war ich noch in Brasilien und habe in einem christlichen Drogenrehabilitationszentrum mitgeholfen.

Hatten Sie mal andere berufliche Ziele und wie kam es zu dem Umdenken?

Lena Brugger: Früher wollte ich Bauingenieurwesen studieren und hauptberuflich in diesem Bereich tätig werden. Gerade durch die Auslandserfahrungen habe ich gemerkt, dass es mir liegt, für andere da zu sein. Ich habe in meiner Pfarrgemeinde in Wiesbaden eine Jugendgruppe mitgeleitet, das hat mich ebenfalls sehr geprägt.

Sie haben dann in Tübingen Theologie studiert – mit welchen Schwerpunkten?

Lene Brugger: Beim Theologiestudium musste ich auch Griechisch und Hebräisch lernen. Ein Schwerpunkt war das Neue Testament; ich mag das Neue Testament. Außerdem habe ich viel Gewicht auf systemische Theologie, also so was wie philosophische Theologie gelegt. Geprägt haben mich theologisch auch sehr meine Auslandsaufenthalte. Ganz anders Gottesdienste zu feiern und Gott zu begegnen inspirierten mich sehr.

Außerdem waren sie in den Niederlanden in Amsterdam, ist über Sie zu erfahren. Offenbar suchen Sie immer wieder neue Herausforderungen. Bringen Sie aus dem Ausland angesichts einer hohen Zahl von Kirchenaustritten Ideen oder Konzepte mit?

Lena Brugger: Ich kann da zum Beispiel die „Fresh Expressoin of Church“ anführen, eine Bezeichnung für neue kirchliche Gruppen, die sich in England seit den 1990-er Jahren entwickelt haben. Im Gegensatz zu traditionellen Gottesdiensten geht es dabei um Gottesdienste bei Kaffee und Kuchen, in einem Park oder in einem Museum. Das sind andere Formen, als wir sie bei uns kennen. Kirche ist da ganz bunt, das können wir hier vielleicht auch erleben und mitgestalten.

Zurück zu Ihrem Werdegang: Wie verlief denn in den zurückliegenden zwei Jahren ihr Vikariat?

Lena Brugger: Das war in Klein-Winternheim und Ober-Olm, also nicht weit von meiner Heimatstadt entfernt. Die Zeit war natürlich geprägt von Lockdowns während der Corona-Pandemie. Wir mussten sehr viel digital machen, etwa der Konfirmandenunterricht oder die Sitzungen des Kirchenvorstands. Statt Geburtstagsbesuche übermittelten wir dann die Glückwünsche per Telefon. Etwas ganz anderes war dann die Zeit meines Spezialvikariats bei der Gefängnisseelsorge in der Jugendvollzugsanstalt in Wiesbaden. Hier hatte ich viele Seelsorgegespräche mit jungen Männern. In den Gesprächen ging es sowohl um ihren Gefängnisalltag, aber auch um Fragen nach Gott oder wie man beten kann. 

Und wie kamen sie schließlich nach Trebur?

Lena Brugger: Ganz einfach, da gab es Listen mit freien Stellen in Pfarreien, für die dann bei der Bewerbung Prioritäten angegeben werden sollten. Trebur gehörte bei mir dazu. Ich war mit meinem Mann hier, habe mir die Kirche und das Pfarrhaus angeschaut und alles als sehr schön empfunden. Inspiriert haben mich unter anderem die vielen Bilder von Konfirmandinnen und Konfirmanden. Vorteilhaft ist es natürlich, dass ich nun nah an meiner Heimat, meiner Familie und meinen Freunden lebe.

Mit welchen neuen Impulsen wollen Sie in Trebur und Astheim, wofür sie als Geistliche ebenfalls zuständig sind, ihre Arbeit leisten?

Lena Brugger: Ach, das wird sich noch zeigen. Das möchte ich alles langsam kommunizieren und mit den Menschen in der Kirchengemeinde besprechen. Einige Ideen habe ich schon, aber das wäre noch zu früh, diese darzulegen. Jetzt freue ich mich erst einmal auf meine Ordination.

Evangelische Kirche Trebur
pfarrerin-brugger@gmx.de

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