Die Experten sind seine Kollegen

Von Rainer Beutel.

An der Außendarstellung der Kreisstadt wirkt an maßgeblicher Stelle seit Kurzem Mirko Stepan mit. Der gebürtige Groß-Gerauer leitet in der Nachfolge von Cornelia Benz das Presseamt. Er verfügt, auch durch seine vorherige Arbeit als Lokaljournalist über ein breites Netzwerk und ein riesiges Team – die ihm zuarbeitende Stadtverwaltung. Auf Nachfrage von WIR-Redakteur Rainer Beutel erklärt der 42-Jährige seine neue Aufgabe, zu der auch die Optimierung des städtischen Social-Media-Engagements zählt.

Herr Stepan, als Pressesprecher der Kreisstadt haben Sie maßgeblichen Anteil an der Außendarstellung. Wo steht Groß-Gerau heute und wie sollte Ihrer Meinung nach die Stadt in einigen Jahren wahrgenommen werden?

Mirko Stepan: Als Groß-Gerauer bin ich wahrscheinlich nicht ganz objektiv, aber ich denke, dass GG eine Stadt ist, in der man sehr gut leben kann. Es gibt Verkehrsanbindungen in alle Richtungen, einen vernünftigen Einzelhandel, zwei Schwimmbäder und ein Kino, und man ist quasi im Grünen. Natürlich muss sich auch Groß-Gerau weiter entwickeln, braucht mehr Kinderbetreuung, neue Ideen für den innerstädtischen Verkehr oder noch mehr kulturelle Angebote. Das macht es so spannend. Ich habe nun die Möglichkeiten, am Fortkommen meiner Heimatstadt mitzuarbeiten. 

Welches Rüstzeug bringen sie dafür mit bzw. was ist Ihr beruflicher Werdegang?

Mirko Stepan: Ich bin Jurist und Journalist. Mit meinem Zweiten Staatsexamen und einem Journalismus-Masterabschluss in der Tasche habe ich mich nach einer kurzen Festanstellung entschieden als Freiberufler zu arbeiten. Das Spannende daran war, dass ich nicht auf einen Schwerpunkt festgelegt war – das kommt meinem Wunsch entgegen, mich in ganz unterschiedliche Themenbereiche einzuarbeiten. Daher war ich in den vergangenen zwölf Jahren als Lokaljournalist für das Groß-Gerauer Echo unterwegs, habe ein paar Jahre – unter anderem in Berlin – über Autos und so ziemlich alles, was Räder hat, geschrieben, und als drittes Standbein durchgängig für einen juristischen Fachverlag in Frankfurt gearbeitet. Und ich bin in Groß-Gerau geboren, aufgewachsen, habe hier die Schule besucht und wohne in der Kreisstadt – alles Faktoren, die wichtig sind, um zu verstehen, was die Menschen hier interessiert und wo es vielleicht auch Nachholbedarf gibt. 

Sie erledigen diesen Job vermutlich nicht allein. Wer gehört zum Team und wie sind die Aufgaben verteilt?

Mirko Stepan: Laut Organigramm bin ich zwar allein in der Pressestelle, arbeite aber in Wirklichkeit mit dem ganz großen Team zusammen: Denn ich bin ja nur derjenige, der die Informationen zusammenträgt, daraus ein Päckchen schnürt und später hübsch verpackt überreicht. Das Wissen und der Sachverstand zu den vielfältigen Themenbereichen steckt in den Köpfen der Kolleginnen und Kollegen.

Sie haben als Journalist gearbeitet und befinden sich nun quasi „auf der anderen Seite“ des Schreibtisches. Wie gelingt eine solche berufliche Umstellung?

Mirko Stepan: Die Umstellung ist gar nicht so groß. Ich komme bereits in den ersten Wochen immer wieder mit Themen in Berührung, die mir aus meiner Zeit als Lokaljournalist regelmäßig begegnet sind. Wenn ich eine Pressemitteilung herausgebe, dann ist meine Herangehensweise die gleiche wie früher bei einem Beitrag für das Groß-Gerauer Echo oder anderen Publikationen: Ich lese mich ein, suche einen spannenden Zugang und Einstieg ins Thema und befrage Experten. Nur mit dem Unterschied, dass die Experten neuerdings meine Kolleginnen und Kollegen sind.

Heutzutage kommt keine Pressestelle ohne die Nutzung sozialer Medien aus. Auf was dürfen sich die Bürgerinnen und Bürger einerseits, aber auch die Kollegen in den Medien andererseits einstellen? Gibt es viele Videos der Kreisstadt auf YouTube? Oder gar einen TikTok-Account?

Mirko Stepan: Den TikTok-Account dürfen Sie in naher Zukunft nicht erwarten, da gibt es aus meiner Sicht geeignetere Social-Media-Kanäle, die eine öffentliche Verwaltung nutzen kann. Ich denke, dass man nicht in Aktionismus verfallen und blindlings mit allen Mitteln auf Reichweite schielen sollte. Natürlich ist es wichtig, auch jüngere Groß-Gerauer anzusprechen und sie für die Themen zu interessieren, die direkt vor ihrer Haustür stattfinden. Dafür sind Soziale Medien gute Werkzeuge, aber auch hier sind Spielregeln zu beachten. Hier geht es auch ein stückweit um Seriosität.

Und wie sieht es mit Facebook aus?

Mirko Stepan: Bei Facebook ist das etwas anders, das Netzwerk hat sich als Informationskanal für Unternehmen oder Behörden etabliert und wird auch von Nutzern entsprechend wahrgenommen. Genauso wie die Website gehört das Facebook-Profil heute zum guten Ton. Aber klar ist: Die Entwicklung schreitet voran, und es ist zu prüfen, wie sich das Social-Media-Engagement der Kreisstadt optimieren lässt. Ob YouTube dabei eine Rolle spielen wird, steht noch in den Sternen. Natürlich lässt sich über die Video-Plattform ein breites Publikum erreichen. Aber das erfordert viel Zeit, Geld und Personal. Halbherzig produzierter Content kann schnell lächerlich wirken, vor allem bei den Altersgruppen, die mit dem Handy in der Hand aufgewachsen sind. 

Bitte ein kurzer Rückblick auf die Leistung Ihrer Vorgängerin: Was sind die Verdienste von Frau Benz?

Mirko Stepan: Wie viel Platz steht dafür zur Verfügung? Cornelia Benz hat die Arbeit der Pressestelle von Beginn an über viele Jahre geprägt. Sie hat die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kreisstadt in der ersten Amtszeit des früheren Groß-Gerauer Bürgermeisters Stefan Sauer aufgebaut und weiterentwickelt und dafür gesorgt, dass die Stadt sich so oft wie möglich präsentieren konnte. Und Sie hatte und hat ein unglaublich gutes Gespür für die Menschen, die diese Stadt voranbringen möchten – innerhalb und außerhalb des Stadthauses. Deshalb als Kurzfassung: Für mich ist es erstrebenswert, einen ähnlich guten Job zu machen. 

Über die Kreisstadt wird tüchtig berichtet. Doch welcher Artikel müsste Ihrer Meinung nach über Groß-Gerau unbedingt noch geschrieben werden?

Mirko Stepan: Den einen Artikel gibt es nicht, weil sich der Stellenwert eines Ereignisses mit jedem weiteren Jahr auf dem Buckel verändert. Vor 20 Jahren hätte ich mir vielleicht die Überschrift gewünscht „Groß-Gerau hat Hessens coolste Kneipe“. Heute würde ich mich darüber zwar auch noch freuen, aber „Kein Corona-Fall in der Kreisstadt“ fände ich noch erfreulicher. Und irgendetwas mit ein bisschen Spektakel wäre natürlich auch nicht schlecht. Vielleicht lesen wir ja demnächst einmal „Römer-Schatz in Groß-Gerauer Keller entdeckt“.

www.gross-gerau.de

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