Worüber die Leute reden (277)


50 plus. 880 Frauen und Männer haben bislang dafür gesorgt, dass der Kreis Groß-Gerau ordentlich verwaltet wird. Das langt offenbar nicht. 2019 sollen (oder müssen?) es 50 Stellen mehr sein – ein Plus von 5,7 Prozent. In Zeiten knapper Kassen und bei einem finanziell anhaltend desolaten Zustand der Kreisklinik mit einem fast zweistelligen Millionendefizit verwundert es niemand, dass die Kreistagsopposition auf die Barrikaden geht. Zumal die Personalaufwendungen wie ein Fass ohne Boden scheinen. Seit 2012 sind die Kosten für die Beschäftigten einer CDU-Berechnung zufolge von 34,3 auf 53,4 Millionen Euro gestiegen. Auch die Bürgermeister im Umland sind alarmiert. Sie merken an, dass sich der Kreis seit 2015 zusätzlich 250 Stellen geleistet habe. Steigen also demnächst die Kreisumlagen? Bevor es darauf eine Antwort gibt, wäre eine Erläuterung des Landrats ­sicherlich hilfreich, warum seine Mannschaft von 2018 plötzlich so umfangreich verstärkt werden muss.

Wer folgt auf Krobbach? Immer mehr Personal beim Kreis Groß-Gerau – das ist nur ein Thema, worüber Leute reden. Ein anderes ist die Besetzung einer einzigen Stelle, und zwar die des Kreisvolkshochschuleiters. Die ist seit Jahren mit Heinrich Krobbach besetzt, der Ende 2019 in den Ruhestand geht. Es braucht also einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin. Gewöhnlich gibt es in solchen Fällen eine Ausschreibung. Landrat Thomas Will hat dies zugesagt. Dumm nur, dass sich zuvor der bisherige SPD-Fraktionsvorsitzende Jan Deboy als Nachfolger selbst ins Gespräch gebracht haben soll. „Das hat ein Geschmäckle“, heißt es nun. Die Leute sind gespannt, ob der Sozialdemokrat den Posten bekommt. Tatsache sei, betont der Kreis, dass die Stelle ausgeschrieben werde. Über die Neubesetzung sei daher noch nicht entschieden. Am 6. März soll die Betriebskommission der Kreisvolkshochschule dem Kreisausschuss einen Namen vorschlagen, wer das Erbe antreten soll.


Vergänglicher Charme. Ein Kollege, der nicht mehr im Umland journalistisch tätig ist, schwärmte vor einigen Jahren über Trebur. Er habe die Großgemeinde „liebgewonnen“, bemerkte der Darmstädter. Ob er den Wandel mitbekommt? An der nördlichen Ortseinfahrt weist noch ein kleines Schild auf das Kleinod hin. Beinahe peinlich klein wird auf den beliebten Treburer Wochenmarkt hingewiesen. Links davon gibt es einen Rewe-Markt und einen Penny-Markt, rechts davon entsteht ein Aldi-Markt und dahinter, so der jüngste Beschluss des Ortsparlaments, soll sich ein national tätiger Drogerie-Markt ansiedeln. Dazu kommt früher oder später die Ortsumgehung, die kaufkräftige Laufkundschaft aus dem Ortsinnern abziehen könnte (aber sicherlich viele Vorteile für lärmgeplagte Anwohner bringt). Keine Frage: Der neue Treburer Bürgermeister, der am 27. Januar oder spätestens in einer Stichwahl gewählt wird, bekommt nebenbei eine Mammutaufgabe. Er muss aufpassen, dass sich der Charme seines bislang so liebevollen Örtchens nicht auf die grüne Wiese verlagert.


Karge Bäume, reiche Stadt? Die Kreisstadt hat das Vergnügen einer Luxusdebatte. In den zurückliegenden Jahren wurden mal eben 20 Millionen Euro mehr eingenommen als erwartet. Die SPD vermisst den städtischen Gestaltungswillen und schlägt gleich drei Varianten vor, was mit dem Geld passieren soll: sparen, Schulden abbauen oder den Bürgern etwas zurückzahlen. Vorschläge und Pläne der gestalterischen Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung gibt es ebenfalls: den Bauhof verlagern, das Stadthaus umgestalten oder Wohnungen bauen. Bürgermeister Erhard Walther (CDU) betont derweil, dass die Kreisstadt keineswegs im Geld schwimme. Sein neuer Haushalt gibt ihm recht: Einnahmen und Ausgaben sind mit jeweils rund 61 Millionen Euro deckungsgleich. 2019 also kein neuer Überschuss. Interessant ist, woher die Einnahmen stammen. Das Gros, nämlich 15,5 Millionen Euro, bringen im neuen Jahr die städtischen Betriebe mit ihrer Gewerbesteuer auf. Nun fragen sich Bürger: Wofür braucht die Stadt Straßenbeiträge?

 

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