Die Johannes-Passion

Von Wiebke Friedrich.
Die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach wird am 30. März ab 17 Uhr in der Stadtkirche Groß-Gerau (Foto: Archiv) durch die Kantorei der Stadtkirchengemeinde gemeinsam mit der Kammerphilharmonie Mannheim mit Judith Wiesebrock (Sopran), Sandra Stahlheber (Alt), Thomas Jakobs (Tenor), Steffen Bücher und Sebastian Kitzinger (Bass) unter Leitung von Propsteikantorin Wiebke Friedrich aufgeführt.
In Zeiten, wo an allen Ecken und Enden gespart werden muss, trifft es zuallererst kulturelle Angebote und Veranstaltungen – wie derzeit in der Kreisstadt zu beobachten ist. Eine Ausnahme bilden da (noch) die musikalischen Angebote der großen Kirchen, allen voran der evangelischen Kirche, die vielerorts hauptamtlich ausgebildete Kantorinnen und Kantoren beschäftigt, so auch an der Stadtkirche in Groß-Gerau. Jeder Mensch unabhängig von Nationalität, Religions- bzw. Kirchenzugehörigkeit hat die Möglichkeit, kostenfrei an den für ihn passenden musikalischen Angeboten teilzunehmen. Aber auch mit den Konzertangeboten, oft bei freiem Eintritt auf Spendenbasis, manchmal aber auch gegen Eintrittsgeld, trägt die Kirche zum kulturellen Angebot vor Ort bei.
Seit knapp einem Jahr übt die Kantorei der evangelischen Stadtkirchengemeinde unter der Leitung von Propsteikantorin Wiebke Friedrich mit der Johannespassion von Johann Sebastian Bach ein bedeutendes und anspruchsvolles Werk der Musikgeschichte ein. In ihr wird die Leidensgeschichte Jesu erzählt, wobei der Tenorsolist, der sogenannte Evangelist, die Geschichte singend vorträgt. Wörtliche Reden wie von Jesus, dem Stadthalter Pilatus oder von den Jüngern Petrus oder Judas werden von anderen Solisten übernommen. Der Chor übernimmt die Rolle des Volkes und singt den großen Eingangs- und Schlusschor sowie die Choralsätze, also Melodien bekannter Kirchenlieder, im vierstimmigen Satz. Wunderschöne Arien aller Solisten und Solistinnen komplementieren das Werk. Jedes Stück wird begleitet vom Orchester, das aus einer vollen Streicherbesetzung besteht.
Sicher entstehen Gänsehautmomente, wenn der Chor als Stimme des Volkes in das entsprechend vertonte „Kreuzige ihn“ einstimmt, oder wenn der Evangelist die Worte „Und neigte das Haupt und verschied“ nur begleitet von Orgel und Cello singt, gefolgt von der wunderschönen Bass-Arie „Mein teurer Heiland“.
Damit alle Solisten und Solistinnen, Orchestermusiker und -musikerinnen fair bezahlt werden können, ist es trotz der finanziellen Unterstützung durch das evangelische Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim nötig, für diese Aufführung, die rund 12.000 Euro kosten wird, Eintritt zu verlangen. 22 Euro werden an der Abendkasse, 20 Euro im Vorverkauf im Gemeindebüro der Stadtkirchengemeinde und in der Buchhandlung Frank fällig. Der Stadtkirchengemeinde ist es wichtig, dass alle Menschen die Möglichkeit zum Besuch dieses Konzertes haben. Deshalb gewähren wir Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre freien Eintritt. Wer sich aufgrund finanzieller Nöte den Besuch nicht leisten kann, kann sich bei uns melden, wir finden eine Lösung.
In der heutigen Zeit, gerade im Hinblick auf den wachsenden Antisemitismus, kann man diese Werke nicht unkommentiert aufführen. Viele Textpassagen enthalten aus heutiger Sicht gesehen antijüdische Inhalte. Deshalb lädt die Stadtkirchengemeinde eine Woche vor Aufführung der Passion zu einem Vortrag von Kirchenmusikdirektorin Christa Kirschbaum unter dem Titel „Antijudaismus bei Johann Sebastian Bach? Zum Umgang mit dem problematischen kirchenmusikalischen Erbe“ am 23. März um 17 Uhr ins Gemeindehaus in der Kirchstraße 11 ein. Der Eintritt ist frei.
Evangelische Stadtkirchengemeinde Groß-Gerau
