15 Jahre Generationenhilfe

Von Ulf Krone.
Nachdem die Corona-Pandemie das zehnjährige Bestehen der Generationenhilfe Büttelborn überschattet und echte Jubiläums-Feierlichkeiten verhindert hatte, soll das 15-jährige Bestehen in diesem Jahr angemessen gefeiert werden. WIR-Redakteur Ulf Krone hat das Jubiläum zum Anlass genommen, mit den Vorstandsmitgliedern Melitta Peter, Carola Düllmann und Dieter Maurer über die Idee hinter dem Verein und die Entwicklung, die dieser seit Gründung genommen hat, zu sprechen.
Im April ist es genau 15 Jahre her, dass die Generationenhilfe Büttelborn von engagierten Menschen gegründet wurde, um der aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen schwindenden Nachbarschaftshilfe gegenseitige Unterstützung entgegenzusetzen. Was bedeutet das konkret?
Melitta Peter: Die Generationenhilfe ist seit ihrer Gründung im April 2010 in unterschiedlichen Bereichen aktiv. Anfangs sind die 24 Gründungsmitglieder mit Themen der Nachbarschaftshilfe wie Fahrdienste, Einkaufshilfe, Behördengänge, kleine Hilfen im Haushalt und Garten etc. an den Start gegangen. Aus der eigenen Betroffenheit und dem Blick in die Gesellschaft wurde erkannt und reagiert! Denn auch in der Großgemeinde Büttelborn gab und gibt es diese gesellschaftlichen Veränderungen: Wegzug und Zuzug aufgrund der Arbeitsplatzsituation, alleinstehende Menschen, aus diversen Gründen, die dann im Alter ein Netzwerk und Unterstützung brauchen, etc. Unser anfängliches Motto „Helfen wie gute Nachbarn“ bekam schnell noch eine Erweiterung „mit Spaß und Freude am Miteinander“. Unser Angebot wurde erweitert mit Projekten und Veranstaltungen, die zusammenführen. Dabei haben wir immer den Generationenmix im Blick, denn nur im Miteinander entstehen Kontakte und Verständnis. Das hat viele neugierig gemacht, und unsere Projekte, wie etwa Ersatzgroßeltern zu vermitteln, das Mütter-Café in Worfelden (leider nicht mehr aktiv), diverse Projekte in den Grundschulen und Seniorenheimen, die Nadel-Stube sowie die Spiele-Stube, „Raus an die Luft“ (Spazieren in Gesellschaft), unser Vereinsgarten, der Stammtisch, aber auch Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträge, und Ausflüge, Veranstaltungen mit unserem Bistrowagen und nicht zuletzt unser jährlich stattfindender Kreativmarkt sprechen alle Generationen an. So ist der Verein mit den Jahren gewachsen.
Wie funktioniert die Generationenhilfe?
Carola Düllmann: Unsere Satzung regelt unseren Vereinszweck. Dennoch kurz und knapp: Es gibt bei uns den Geschäftsführenden Vorstand (aktuell sind wir zu dritt) und zwei Beisitzer. Der Vorstand steuert die Vereinsarbeit. Besonders bei uns ist, dass alle gleichberechtigt sind. Einen ersten Vorsitzenden, wie in anderen Vereinen, gibt es laut Satzung nicht. Das hat auch mich dazu bewogen, Vorstand aktiv zu werden, denn die Verantwortung verteilt sich damit auf mehreren Schultern! Interessenten können sich gerne bei uns melden, wir freuen uns über jeden, der sich ehrenamtlich einbringen möchte. Zudem haben wir für jedes Projekt einen Projektleiter oder eine Projektleiterin, und über regelmäßige Projektleitertreffen hat der Vorstand das Ohr an den Projekten. Unsere Mitglieder kennen unser Büro in Worfelden, dass immer montags von 15-17 Uhr geöffnet ist. In dieser Zeit steht unser Bürodienst für alle Fragen bereit und koordiniert bei Anfragen Hilfeleistungen für die Mitglieder. Unsere Möglichkeiten sind abhängig von unseren aktiven Mitgliedern. Das bedeutet konkret: Wenn sich jemand für die Mitgliedschaft im Verein entscheidet, fragen wir nach dem Status, ob er ein aktives oder ein passives Mitglied sein möchte. Aktive Mitglieder geben über eine Liste an, in welchem Bereich sie sich engagieren möchten. Das verwalten wir über unsere Vereinssoftware, mit der wir bei Anfragen nach den Möglichkeiten schauen. Ergänzend sei gesagt, dass wir ganz regelmäßige Dinge nicht übernehmen, wir sind z.B. kein Taxiunternehmen oder ähnliches, das würde unsere Gemeinnützigkeit gefährden! Und ein wenig Vorlauf brauchen wir auch, von heute auf morgen hat selten jemand Zeit! Alle Mitglieder können Hilfeleistungen in Anspruch nehmen. Je nach dem was es ist, fällt gegebenenfalls eine Kilometerpauschale an. Der erbrachte Zeitaufwand der aktiven Helfer wird pro Stunde mit einem Beitrag zugunsten der Vereinskasse erbracht.
War das von Anfang an so? Wie hat sich der Verein über die Jahre entwickelt?
Dieter Maurer: Unser Angebot, die Nachbarschaftshilfe und das Büro (das uns die Gemeindeverwaltung zur Verfügung stellt) waren sozusagen von Anfang an da. Der Rest hat sich dann über die Jahre entwickelt. Mit jedem neuen Mitglied kommen neue Erfahrungen, Kompetenzen und Möglichkeiten im Verein dazu. Das ist viel Wert, denn mit dem Knowhow und den bereitgestellten Zeitkontingenten unserer aktiven Ehrenamtler können wir den Verein entwickeln und verändern. Das erfolgt nicht nur im Vorstand, sondern im Austausch mit unseren Projektleiterinnen und Projektleitern. Schade, dass uns Corona lange in unseren Aktivitäten sehr eingeschränkt hat. Aber auch in dieser Zeit haben wir das Ohr an der Gesellschaft gehabt und versucht, unseren Beitrag zu leisten. So wurden Masken genäht und ausgegeben, an den Eingängen und in den Gärten der Seniorenheime haben unsere jungen Musiker auf Abstand musiziert, wir haben Suppe auf Bestellung in Gläsern an die Haustüren unserer Mitglieder geliefert, Freiluftveranstaltungen im Vereinsgarten angeboten und das Projekt „Raus an die Luft“, Spazieren in Gesellschaft, ist in der Corona-Zeit entstanden und hat weiterhin Bestand. Ich denke, darauf können wir stolz sein.
Wer kann alles mitmachen, und wie viele Mitglieder zählt die Generationenhilfe aktuell?
Melitta Peter: Wir freuen uns über jeden, ob aktiv oder passiv! Aus allen Generationen! Aus Erfahrung können wir berichten, dass es für „Jungrentnerinnen und Jungrentner“ und darüber hinaus für Jung und Alt viel Betätigungspotential in unserem Verein gibt. Wir finden den richtigen Platz für jeden! Aktuell haben wir 276 Mitglieder in der Altersspanne von 4 bis 94 Jahre.
Was hat sich – aus der Sicht der Vereinsvorsitzenden – gesellschaftlich in den vergangenen Jahren verändert? Wächst der Bedarf für solche nachbarschaftliche Hilfe, und wie sieht es beim Engagement aus?
Melitta Peter: Die gesellschaftlichen Veränderungen bekommen wir natürlich auch im Verein zu spüren. Es gibt Menschen, die schauen genau, was bringt mir ein Verein oder auch nicht. Passt er noch zu meiner Lebenssituation oder nicht. Möglicherweise ist es auch der Mitgliedsbeitrag –die Jahresgebühr beträgt 15 € für eine Einzelperson, 23 € für eine Familie, der gelegentlich zum Austreten aus dem Verein führt. Aber das hält sich bei uns in Grenzen. Grundsätzlich haben wir das Gefühl, dass die Menschen weniger Zeit haben und dass die Bereitschaft für ein Ehrenamt und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sinkt. Trotzdem machen wir weiter, motivieren und hoffen, dass sich unser Tun weiterträgt und Menschen zu uns finden, die zu uns und unserem Motto passen: „Helfen wie gute Nachbarn mit Spaß und Freude am Miteinander“.
Hinweis: Außerhalb der Bürozeiten läuft ein Anrufbeantworter, der regelmäßig abgehört wird. Wenn wir den Namen und die Telefonnummer auf dem AB haben, rufen wir zurück und versuchen nach Möglichkeit Hilfe zu organisieren.