Verkehrswende voranbringen
Von Michael Schleidt.
Im November feiert das Groß-Gerauer Forum Verkehrswende sein fünfjähriges Bestehen. Was dort diskutiert wird, und wie es mit der Entwicklung der Mobilität in der Kreisstadt weitergehen soll, hat Michael Schleidt nachgefragt bei Norbert Sanden.
Was war vor fünf Jahren die Motivation zur Gründung eines Verkehrswende-Forums?
Norbert Sanden: In Groß-Gerau gab es bis dahin keinen politischen Ort, an dem sich Bürger und Bürgerinnen überparteilich, kontinuierlich und verkehrsmittelübergreifend zur Nahmobilität austauschen sowie für Verbesserungen beim nicht-motorisierten und öffentlichen Verkehr einsetzen konnten. Durch Gründung des Forums wurde dieser Mangel behoben.
Wer kommt im Forum Verkehrswende zu Wort? Wer sind die Mitglieder?
Norbert Sanden: Im Forum sind alle willkommen und kommen zu Wort, die sich für eine „Verkehrswende“ auf lokaler Ebene einsetzen. Grundlage ist die Einsicht, dass die Dominanz des Kfz-Verkehrs eingeschränkt werden kann, durch Ausbau von sicheren und attraktiven Fuß- und Radverkehrsverbindungen sowie durch Verbesserungen beim Busverkehr, inklusive barrierefreier Haltestellen. Dieser Prozess soll so gestaltet werden, dass das Gewerbe gestärkt und die Lebensqualität verbessert wird. Jeder, der mitarbeitet, kann Inhalte und Methoden des Forums mitbestimmen. Über unseren Mail-Verteiler erreichen wir 70 Adressaten, darunter auch Personen, die politischen Einfluss haben oder in verantwortlicher Position in der Stadtverwaltung tätig sind. Permanent aktiv sind zehn Personen, die wir „das Team“ nennen. Zu den monatlichen Treffen kommen zwischen 15 und 30 Menschen. Auch nach fünf Jahren bereitet es uns noch Freude, sich im Forum für das Wohl der Stadtgesellschaft zu engagieren. Interessierte sind herzlich eingeladen, an den monatlichen Treffen teilzunehmen.
Welche Herausforderungen seht Ihr für die Verkehrsplanung heute und morgen, und was bedeutet das für Groß-Gerau?
Norbert Sanden: Um Maßnahmen im Verkehrsraum durchführen zu können, benötigt die Stadtverwaltung Konzepte und Pläne, und es müssen Baufirmen beauftragt und „begleitet“ werden. Dazu sind Personal sowie Haushaltsmittel erforderlich. Inzwischen scheint es an allem zu fehlen. Planstellen sind nicht besetzt, die Haushaltslage ist defizitär und qualifizierte Straßenbauunternehmen sind schwer zu finden. Ein Lichtblick ist, dass sich die Kommunikation mit der Stadtverwaltung seit Amtsantritt von Bürgermeister Rüddenklau wesentlich verbessert hat.
Was sind die Perspektiven/Ziele des Verkehrswende-Forums in den nächsten fünf Jahren?
Norbert Sanden: Wir haben uns erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Stadtverwaltung die Erstellung eines Mobilitätskonzeptes beauftragen wird. Anfang 2026 soll es damit losgehen. Wir werden uns inhaltlich beteiligen. Die Umsetzung der im Konzept vorgeschlagenen Maßnahmen könnte 2027/28 beginnen. Unsere wichtigste Aufgabe wird sein, dazu beizutragen, dass die vom Mobilitätskonzept abgeleiteten Maßnahmenpläne nicht in „Vergessenheit“ geraten oder auf der Prioritätenliste unten landen. Das Forum setzt sich dafür ein, dass bereits vor und während der Erstellungsphase des Konzeptes, d.h. in den Jahren 2025 und 2026, einfach umsetzbare Verbesserungen im Verkehrsraum angegangen werden. Dazu haben wir konkrete Vorschläge ausgearbeitet. Aktuell beschäftigen wir uns auch mit der Barrierefreiheit von Bushaltestellen (nur ein Drittel ist barrierefrei), mit durch PKW und LKW blockierten Fuß- und Radwegen, der Umgestaltung der Ortsdurchfahrt Wallerstädten sowie der qualitativ zweifelhaften Sanierung des Radwegs an der B 44 zwischen Dornheim und Berkach.
Fünf Jahre Forum Verkehrswende
Veranstaltung 28. November
19 Uhr, Kulturcafé, Groß-Gerau.
Begrüßung und Überblick über fünf Jahre Forum (Andrea Groll, Matthias Drodt)
Grußwort von Bürgermeister Jörg Rüddenklau
Impulsvortrag von Joachim Hochstein, Leiter Radfahrbüro der Stadt Frankfurt, anschl. Fragerunde mit Gästen und Sektempfang mit Get together.
www.verkehrswende-gg.de