Vielen ein Ärgernis

Von Gaby Grigoleit, Angelika Lange-Etzel und Sandra Leutner.

Die Initiative Klimaaktiv setzt sich in Groß-Gerau für eine klimafreundliche Bepflanzung im städtischen Grün ein. Zigarettenkippen in Beeten oder Rasenflächen richten hier großen Schaden an. 

Wer mit offenen Augen durch die Stadt Groß-Gerau geht, entdeckt einige schöne neue Blumenbeete, die von der Stadt Groß-Gerau angelegt wurden. Die Initiative „Klimaaktiv in Groß-Gerau“ unterstützt die Stadt ab diesem Herbst dabei, weitere hitzeverträgliche,  insektenfreundliche und biologisch vielfältige Pflanzungen zu gestalten. Dazu will sie auch Patenschaften organisieren, damit interessierte Bürgerinnen und Bürger sich um die Beete kümmern können.

Dabei sind Zigarettenkippen giftiger Plastikmüll, und achtlos weggeworfen sind sie kein schöner Anblick und ein Ärgernis. Das Foto zeigt, wie viele Stummel bei einer oberflächlichen Säuberung auf einer Blühfläche des Marktplatz-Parkplatzes in 10 Minuten gefunden wurden. Eine Untersuchung gibt an, dass sich  82% der Bürger durch die Kippen gestört fühlen. Bei Aufräumaktionen in Städten und Küstengewässern sind Zigarettenkippen die am meisten weggeworfenen Gegenstände. Dies verursacht nicht nur hohe Reinigungskosten, denn sofern man sie nicht wegkehren kann, müssen sie einzeln herausgepickt werden. Bleiben die Kippen in der Natur, sind die Umweltschäden enorm: für die Erde und die Gewässer und damit für Menschen, Tiere und Pflanzen.

Die Filter, bestehend aus Celluloseacetat, sind zwar prinzipiell biologisch abbaubar, aber nur unter ganz spezifischen Bedingungen, die in der natürlichen Umwelt kaum gegeben sind. Welche dies sind, ist bisher nur wenig erforscht. Nach zwei Jahren sind erst 15-20 % der Stummel verschwunden, in erster Linie das Papier, das den Filter umhüllt. Der Rest zerfällt u.a. durch UV-Strahlung zu Mikroplastik, das sich fein verteilt. Sogar in der Antarktis wurden schon entsprechende Partikel gefunden. Schätzwerte gehen davon aus, dass im Süßwasser die Zerfallszeit (bei optimalen Bedingungen) 15 Jahre beträgt, im Salzwasser sogar 400 Jahre. 

Aber nicht allein die Kunststoffproblematik ist verantwortlich für den immensen Schaden, es sind auch  die Giftstoffe im Filter, die hauptsächlich die Gewässer belasten. Laut WHO sind dies bis zu 7.000 verschiedene Chemikalien, von denen viele giftig und ca. 50 krebserregend sind. Dazu gehören zum Beispiel Arsen, Blei, Formaldehyd, Benzol, Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Kupfer, Chrom, Cadmium, Nitrosamine und Teer. Auch darf man das Nikotin im Filter nicht vergessen. Für Erwachsene ist die Dosis mit ihrer berauschenden Wirkung ungefährlich. Nicht aber für Kleinkinder, die herumliegende Stummel leicht aufheben können. Nikotin ist folglich (nach Medikamenten) die zweithäufigste Ursache für eine Vergiftung bei Kindern. 

Eine einzige Zigarettenkippe kann bis zu 1000 Liter Wasser verunreinigen, hauptsächlich durch Nikotin. Auch für Kleinstlebewesen in Gewässern, für Fische, aber auch für Ringelwürmer und Schnecken, kann das Nikotin verheerende Auswirkungen haben. Diese reichen von Genveränderungen bis zum Tod. Vögel verwenden die Kippen zum Nestbau; dort gibt es dann zwar weniger Parasiten, die roten Blutzellen der Küken weisen jedoch vermehrt genetische Schäden auf.  Und auch Pflanzen nehmen das ausgewaschene Nikotin auf, was wiederum zu Rückständen in Futter- und Nahrungsmitteln führt. Desweiteren verwechseln Tiere, zum Beispiel Seevögel, die Zigarettenkippen mit Nahrung und ersticken daran. Oder sie verhungern, weil ihr Magen den Filter nicht verdauen kann und es zur Verstopfung im Verdauungsapparat kommt.

Raucher und Raucherinnen sollten sich ihres Handelns durch eine weg geworfene Zigarettenkippe bewußt werden. Zigarettenkippen gehören in einen Mülleimer oder zu Hause in den Restmüll. Die Akteure der Initiative „Klimaaktiv in Groß-Gerau“ hoffen, dass die neuen Beete, die die Passanten erfreuen, Raucher zum Nachdenken und zu anderem Handeln anregen. Vielleicht hilft auch ein neuer EU-Vorschlag zur Krebsbekämpfung, der erweiterte rauchfreie Schutzzonen im Freien, die von Kindern frequentiert werden, empfiehlt. Mehr Verantwortung, Achtung und Wertschätzung des öffentlichen Raums, der uns allen gehört, wäre eine positive Folge.

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert