Nitrat und Coli-Bakterien

Von Rainer Beutel.
Der bundesweit tätige VSR-Gewässerschutz weist auf Belastungen des Grundwassers hin. Regelmäßig werden erhöhte Nitratwerte nachgewiesen. Was tun? Bürger können „ihr“ Brunnenwasser im eigenen Garten analysieren lassen und sich dafür beim nächsten Informationsstand am Montag, 4.8. in Groß-Gerau (15 bis 17 Uhr, Marktplatz) anmelden. VSR-Pressesprecher und Diplom-Physiker Harald Gülzow erklärt im Interview mit Redakteur Rainer Beutel, um was es geht.
Herr Gülzow, welche Hauptziele verfolgt der VSR Gewässerschutz mit den Brunnenwasseruntersuchungen im Kreis Groß-Gerau?
Harald Gülzow: Der VSR-Gewässerschutz beschäftigt sich gerade in den Sommermonaten intensiv mit den Grundwasservorräten. Der besondere Blick liegt dabei auf den Grundwasserbelastungen und der Grundwassermenge. Im Kreis Groß-Gerau hat der VSR-Gewässerschutz in den letzten Jahren neben erhöhten Nitratwerten auch bakteriologische Belastungen im Brunnenwasser festgestellt. Hier versuchen wir durch Beratung und Öffentlichkeitsarbeit eine Verbesserung zu erreichen.
Welche Aufgaben werden bei den Brunnenwasseruntersuchungen konkret übernommen, und wer sind eigentlich die Auftraggeber?
Harald Gülzow: An den Informationsständen wird mit den Brunnennutzern – in der Regel Gartenbesitzer und Landwirte – besprochen, welche Untersuchung für sie sinnvoll ist. Die Analyse wird dann im Labor vom VSR-Gewässerschutz durchgeführt und den Brunnennutzern ein Gutachten zu ihren Ergebnissen zugesandt.
Wie viele Brunnen wurden bisher im Kreis Groß-Gerau untersucht und wie erfolgt die Probenentnahme?
Harald Gülzow: In den letzten Jahren wurden fast 1000 Brunnen im Kreis untersucht. Die Probennahme führen die Bürger selbst durch und bringen die Brunnenwasserprobe dann zum Informationsstand oder schicken die Wasserprobe im Päckchen direkt in die VSR-Geschäftsstelle in Geldern.
Welche Belastungen wurden bei den bisherigen Untersuchungen am häufigsten festgestellt?
Harald Gülzow: In etwa 12,5 Prozent der untersuchten Brunnen fand der VSR-Gewässerschutz in den vergangenen Jahren erhöhte Nitratwerte von über 50 Milligramm pro Liter (mg/l). In den Bereichen, wo die Nitratwerte in Ordnung waren, fand man häufig stark erhöhte Eisengehalte von über 0,8 mg/l. Hiervon waren 27,8 Prozent der Brunnen betroffen. Bei den Wasseruntersuchungen im Kreis Groß-Gerau fand der VSR-Gewässerschutz coliforme Keime in 14 Prozent der 2019 bis 2024 untersuchten Brunnen. Eine weitere Gefahr stellen im Untergrund liegende defekte Abwasserleitungen dar. In diesem Fall kann Abwasser ins Grundwasser eindringen und dieses mit E.Coli belasten. E.Coli-Bakterien fanden die Experten vom VSR-Gewässerschutz in 2,2 Prozent der untersuchten Brunnen.
Welche gesundheitlichen Risiken bestehen?
Harald Gülzow: Bei der Nutzung im Garten stellt eine hohe Nitratkonzentration im Brunnenwasser ein Problem dar. Einige Gemüsesorten nehmen besonders viel Nitrat auf – das Gemüse ist dann nicht mehr so gesund, wie vom Gärtner erwünscht. Gartenteiche sollten nicht mit nitratbelastetem Wasser gefüllt werden.
Was ist bei kritischen Werten zu tun?
Harald Gülzow: Bei hohen Nitratbelastungen im Gießwasser muss der Nutzer beachten, dass er den Pflanzen nicht nur Wasser, sondern auch Dünger gibt. Er sollte daher die eigene Düngung anpassen.
Welche Entwicklung oder Tendenzen lassen sich aus den bisherigen Ergebnissen der Brunnenwasseruntersuchungen ableiten?
Harald Gülzow: Bei den Auswertung der Messergebnisse stellt der VSR-Gewässerschutz fest, dass die Nitratbelastung im Brunnenwasser trotz vielen Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft sinkt.
Wie informiert und unterstützt der VSR Gewässerschutz die Brunnenbesitzer nach der Analyse ihrer Wasserproben?
Harald Gülzow: Jeder Brunnennutzer erhält ein Gutachten zu den Ergebnissen seiner Analyse. Hier wird erläutert, wofür das Wasser verwendet werden kann. Für weitergehende Fragen hat der VSR-Gewässerschutz ein Beratungstelefon eingerichtet.
Welche weiteren Maßnahmen fordert der VSR Gewässerschutz, um die Grundwasserqualität langfristig zu verbessern?
Harald Gülzow: Bei den Ackerflächen der Region dominieren Felder ohne Bäume. Diese verschwanden mit der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Allerdings können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat nutzen. Bäume auf den Feldern helfen, Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Belastung im Grundwasser zu verringern.