Worüber die Leute reden

Von Rainer Beutel.

Zwei Themen prägten in jüngster Zeit die öffentliche Diskussion in Nauheim. Da war erstens die Frage, ob es vier Bürgermeisterkandidaten gelingen würde, anstelle des einst hierbei rührigen regionalen Zeitungsverlags eine Podiumsdebatte zu organisieren. Inzwischen ist klar: Am 28. Januar stellen sie ihre Pläne den Wählern vor. Für noch mehr Ingrimm sorgte zweitens das Versäumnis, im Ort die Windeltonnen zu leeren, erklärtermaßen weil eine Rathaus-Order vom zuständigen Abfuhrunternehmen nicht beachtet worden sei. Eine anschließende Debatte auf Facebook war, wie so oft, von Unwissen und Spekulationen geprägt und: schlicht für die Tonne.


Für Kopfschütteln sorgte unlängst ein Antrag des Rüsselsheimer Ausländerbeirats, die Stadt möge die Zusammenarbeit mit den Königstädter Bücherfreunden einstellen. Grund: Vor vier (!) Jahren soll in der Stadtteilbücherei eine Türkin von Mitgliedern der Bücherfreunde rassistisch beleidigt worden sein. Und es soll einen weiteren Diskriminierungsvorfall gegeben haben. Nun, wenn die Anschuldigungen stimmen, so sind sie zu klären und künftig konsequent zu vermeiden, wofür die Stadt nach vorliegenden Informationen auch gesorgt haben soll. Ob es allerdings Sinn macht, deshalb Kooperationen zu beenden und damit den gesamten Büchereibetrieb in Königstädten zu gefährden, steht auf einem anderen Blatt.

2025 soll der Bau eines Hospiz in Groß-Gerau beginnen. Ein Transparent auf dem Grundstück an der Ecke Tielter Straße / Europaring kündet vom Vorhaben. Die Baukosten werden auf neun Millionen Euro geschätzt und unter anderem mit Spenden finanziert. Der laufende Betrieb wird voraussichtlich jährlich 500.000 Euro kosten. Hier wird sich zeigen, wie weit die Toleranz der Menschen im Kreis reicht, denn die Kommunen sollen finanziell beteiligt werden. Es bleibt spannend, denn inzwischen hat unter Groß-Gerauer Stadtverordneten eine Debatte eingesetzt, wie eine kommunale Kontrolle bei der Verwendung der Mittel möglich sein könnte.

Ohne starkes Gewerbe stünde die Kreisstadt finanziell noch ärmer da. Die Gewerbesteuer trägt Groß-Gerau. Bürgermeister Jörg Rüddenklau (SPD) darf in einer Bilanz für 2024 rund 22,5 Millionen Euro (statt geschätzter 18,5 Mio.) verbuchen. Ähnlich hoch dürften die Einnahmen wohl 2025 sein. Auch wenn es Schwankungen gibt, so gilt diese Geldquelle als ziemlich verlässlich – ganz anders als politische Mehrheiten. Etwa wenn es um eine ­höhere Grundsteuer B geht, die laut Etatentwurf von 620 auf 1100 Prozentpunkte steigen sollte, was parlamentarisch mehrheitlich abgelehnt wird. Folge: GG hat fürs neue Jahr (noch) keinen Haushalt und einen satten Fehlbetrag von 14 Millionen Euro. Das klaffende Loch können nicht mal fleißige Gewerbesteuerzahler stopfen.

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